Der menschliche Körper
sich in ihm breitgemacht hat, seitdem er das Gartentor hinter sich geschlossen hat, die Sehnsucht nach dem Garten eines seiner gefallenen Soldaten und nach dessen abweisender Frau auf der Veranda.
Wegen dieser Sehnsucht lässt er zwei Tage später die Verabredung mit Pecone zum Sport ausfallen und postiert sich im Auto bei dem Haus von Flavia Camporesi. Er bleibt dort, bis es dunkel wird, starrt auf die an- und ausgehenden Lichter im Haus und fragt sich, ob er in der Zeit im Tal nicht doch einen Knacks weggekriegt hat.
Am nächsten Abend kommt er wieder und auch am darauffolgenden. Schon bald werden die Wachdienste bei Flavias Haus die normale Fortsetzung seiner Tage in der Kaserne, und ab einem gewissen Zeitpunkt teilt er es sich so ein, dass er sich das Abendessen mitbringt. Er parkt nah genug, um alles zu sehen, aber weit genug entfernt, um nicht bemerkt zu werden. Er weiß nicht, was er sucht. Es genügt ihm, Flavia oder ihren Sohn hinter einem Vorhang zu sehen, einen Moment ihres gestörten Familienlebens einzufangen, um sich besser zu fühlen und zugleich die Angst, die ihn dort festnagelt, zu erneuern. Als hätte er das Bedürfnis, sich ständig zu vergewissern, dass diesen beiden wehrlosen Geschöpfen nichts Böses zugestoßen ist. Was die physische Attraktion anbelangt, die die Witwe Camporesi auf ihn ausübt, so hat sie nichts mit der Verliebtheit in bestimmte Mädchen zu tun, die er vor langer Zeit, als Jugendlicher, kennengelernt hat. Sie ist ein komplizierteres Gefühl, das er nicht entziffern kann und auch nicht will.
Während er im Wagen sitzt, das Radio ausgeschaltet, verweilen seine Gedanken nirgendwo länger, aber es sind in etwa immer dieselben: der verspätete Anruf bei Rosanna Vitale, die Müllsäcke mit den Jungs drin, der kleine Gabriele, der endlich beschließt, ihn nachzuahmen – wie er geht er auf die Knie und sammelt das Laub unter der Hecke ein, ein Blatt, denn mehr können seine kleinen Händchen nicht fassen.
Die bewährte Routine des Feldwebels funktioniert nicht mehr, und es ist ihm egal. Er will Wachdienst tun und basta. Er hat einkalkuliert, dass früher oder später eine Streife der Polizei kommen und ihn nach dem Grund für seine sehr langen Aufenthalte fragen wird, aber es ist ausgeschlossen, dass er darauf verzichten könnte, sich in der Nähe des Hauses mit dem violetten Anstrich aufzuhalten, das Salvatore einst gekauft hat, um sein Leben als Kind fortzusetzen. Es ist noch lang, zu lang bis zu dem Tag, da er sich um den Rasen kümmern muss, und in der Zwischenzeit kann er nicht anders, um seine Unruhe in Schach zu halten. Das Gras wächst unermüdlich, aber nicht schnell genug.
Er erhält den Anruf einer alten Bekannten, Valeria S., eine Kundin aus der Zeit, als er noch sein Einkommen aufbesserte. Vor ihr hat niemand nach ihm gefragt. In den Monaten seiner Abwesenheit müssen sie Ersatz für ihn gefunden haben, oder sie haben von dem Unfall gehört und beschlossen, sich fernzuhalten. Er akzeptiert das Engagement mit der gewohnten formvollendeten Höflichkeit und auch, weil er Lust auf Sex hat (das letzte Mal war mit einer Frau, die von ihm schwanger war, in einem früheren Leben).
Vor der Tür kommen ihm Zweifel, ob er sich nicht zu sehr parfümiert hat, ein Merkmal der Unsicherheit, ein klares Zeichen dafür, dass er aus der Übung ist. Macht nichts, mit der Kleidung wird auch ein Gutteil des Geruchs verschwinden. Valeria S. kommt sofort zur Sache. Schon im Wohnzimmer fallen sie übereinander her. Etwas Heißhungriges und Verzweifeltes macht sie einander gleich. Die Frau hat einen schönen, biegsamen Körper, und nachdem sie das Unterhemd abgelegt hat, stützt sie sich auf seinen Unterarm und beugt den Rücken, die Brüste seinem Mund darbietend. Keine falsche Bewegung und kein Blick zu viel unterbrechen den hastigen Wechsel ins Schlafzimmer. Sie umarmen und küssen sich, heben und streicheln sich, ohne sich auch nur einen Augenblick loszulassen. Selbst die lästige Notwendigkeit, das Präservativ überzustreifen, kann die Harmonie nicht stören. René erledigt das mit einer Hand und lenkt sie derweil ab.
Bis hierher ist alles gut. Er spielt eine Rolle, aber es ist eine so gut eingeübte Rolle, dass es ihn keine Mühe kostet. Er hält Valeria unter sich fest. Sie hat die Augen geschlossen, und ihr Gesichtsausdruck ist nicht zu deuten. Sie verlangt nach Schmerz, und er fügt ihn ihr zu. Er nimmt eine Brustwarze zwischen die Schneidezähne, bis ihr ein Schrei
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