Der Messingmann
steif.
Tergal bemerkte, dass der Ritter jetzt die Hand auf die eigene neue Handfeuerwaffe legte, und beschloss weiterzureden. »Woher kommst du? Kommst du aus dem Mineraleurlager da hinten?«
Immer noch keine Antwort.
Inzwischen war Tergal aufgefallen, wie komplex die Metallhandschuhe gegliedert waren. Sie mussten ein Produkt der Metalleure sein. Sie glitzerten jetzt, da die Sonne auf einmal hinter der schwarzen Wand der Eisenwolke hervorbrach.
»Kommst du aus Golgoth?«, fragte er beharrlich weiter. Seine Nervosität brachte ihn zum Reden. Das Sonnenlicht wirkte hart und grell nach der Dunkelheit des Sturms, und jetzt sah Tergal auch das Schimmern von Metall unter dem breitkrempigen Hut. Er erinnerte sich an Legenden von seltsamen Kreaturen, die durch die Wildnis wanderten, von unheiligen Gespenstern, die nach einem gewaltsamen Tod keine Ruhe fanden, und von Banshees, die mit dem Sturmwind heulten. »Warum sagst du nichts?«
Das Sonnenlicht war plötzlich heiß, und Dampf stieg von der Feuchtigkeit auf Felsen, Sand, Sulerbaneblättern und dem Rücken des toten Sleers auf. Tergal vermutete, dass diese Erwärmung der Grund war, warum der Sleer erneut zischte. Als das Tier sich jedoch mit einer wellenförmigen Bewegung auf die Beine stemmte, wurde Tergal klar, dass er sich geirrt hatte.
»Oh Mist!«, sagte Anderson.
Tergal hätte ihm gar nicht nachdrücklicher zustimmen können - diese Bemerkung definierte seine gesamte derzeitige Lage. Er war für den Ritter durchschaubar, und dieser erblickte in ihm den Abschaum, der er war. Der Sleer war eindeutig nicht so tot, wie sie beide es gern gehabt hätten. Und jetzt hatte ihr Sturmbesucher gerade den Kopf gehoben und zeigte erbarmungslose schwarze Augen in einem Messinggesicht.
Anderson beugte sich hinüber und packte seinen neuen Karabiner, während Tergal die Faustfeuerwaffe zog, als der Sleer sich ihnen zuwandte und dabei Schauer aus schmelzenden Hagelkörnern in alle Richtungen schleuderte. Der Messingmann blickte über die Schulter auf die Kreatur, während Tergal sich in einer Richtung aus dem Unterstand warf und Anderson in die andere. Tergal legte die Waffe an, zögerte aber mit einem Schuss, um nicht die Aufmerksamkeit der Kreatur auf sich zu ziehen. Er wusste auch nicht recht, was sein primäres Ziel sein sollte. Anderson zögerte vielleicht aus dem gleichen Grund.
Der Sleer wiegte jetzt den Kopf hin und her, als wäre ihm schwindlig oder als wüsste er nicht recht, woran er war. Der Messingmann stand auf und drehte sich um, alles in einer einzigen raschen Bewegung, und vier mächtige, schnelle Schritte führten ihn zu der Kreatur, die zuschnappte und mit einem lauten Klacken die Maulschere um den Rumpf des Messingmannes schloss. Letzterer packte jedoch zu, schob die Scherenzangen so mühelos auseinander, als öffnete er eine Tür, und stieß den Sleer rückwärts, sodass dieser wegrutschte und mit den Füßen den Boden aufriss. Als Nächstes drehte der Messingmann die Maulschere wie ein Lenkrad, und nach zwei vollständigen Umdrehungen löste sich mit einem heftigen Knacken der Sleerkopf vom Rumpf, der dahinter einfach zusammenbrach. Der Messingmann streckte den schweren Kopf mit einer Hand zur Seite aus, wo sich die Maulschere immer noch krampfhaft öffnete und schloss; dann warf er ihn weg, als verlöre er auf einmal jedes Interesse daran, und marschierte weiter die Schlucht entlang, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Tergal glotzte hinter der Gestalt her, drehte sich um und starrte Anderson an. Der Ritter erwiderte seinen Blick ausdruckslos. Vorsichtig steckte Tergal die Waffe ins Halfter zurück, und sie beide betraten wieder ihr vorläufiges Lager. Ihnen gingen Tausende Fragen durch den Kopf und Tausende Diskussionen, die sie jetzt hätten führen können, aber in diesem Augenblick war keinem von beiden danach, ein Wort zu sagen.
Skellor verband sich aufs Neue mit den Systemen, die ursprünglich von der Vulture-Kl ausgefüllt worden waren, und begutachtete die Schäden an dem Schiff. Strukturelle Risse und Verformungen waren minimal, denn der Rumpf bestand aus einer widerstandsfähigen Verbindung und war für die unvermeidlichen Einschläge beim Vermessen von Asteroidenfeldern konstruiert; die Fusionskammer jedoch und sämtliche Injektoren bildeten ein verkohltes und verstrahltes Wrack. Ihm wurde schnell klar, dass er Ersatzmaterialien für einen Neubau benötigte, denn die halbe Substanz der Kammer war in die Atmosphäre hinaus explodiert. Er
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