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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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vor sich hin. »Natürlich würde es dein Ansehen bei den Menschen steigern, falls deine Achtung vor Menschen deutlicher erkennbar wäre.«
    »Ich habe das Experiment aufgegeben.«
    Arden ließ es damit bewenden. Drache war der Gipfelpunkt an Undurchschaubarkeit und zuzeiten scheinbar naiv wie ein Kind. Kaum war er hier eingetroffen, begann er auch schon mit Experimenten zu genetischer Neukombinierung, deren Gegenstand Menschen und die einheimische Fauna waren. Ob er wohl versucht hatte, seine eigene spezielle Version von Drachenmenschen zu erzeugen? Arden wusste es nicht. Angeblich hatte er solche Experimente auf Ersuchen Ardens eingestellt, aber sie verdächtigte ihn eines untergründigen Mangels an Reue. Drache, vermutete sie, hatte einfach etwas anderes gefunden, was ihn interessierte, denn etwa zu jenem Zeitpunkt begannen die Erdbeben.
    »Du weißt, dass meine Achtung vor dir beträchtlich gesteigert werden könnte«, sagte sie und schlug damit eine Melodie an, die sie schon lange spielte.
    »Dein Schiff liegt fünftausend Kilometer von hier entfernt. Du brauchtest viele Monate, um es zu erreichen.«
    »Falls du mich gehen lässt.«
    »Du kannst gehen.«
    Arden war wie betäubt. Drache hatte ihre Ankunft auf Cull sofort mitbekommen und mit Hilfe seiner zahlreichen Methoden ihre bedächtige Erkundung des Planeten zwanzig Jahre lang verfolgt. Erst als die Nomaden der Ebenen sie vor fünf Jahren aussetzten, damit sie starb, offenbarte sich Drache ihr. Nachdem er dann ihr Leben gerettet hatte, verbot er ihr zwar nicht, diese Ebene zu verlassen, unter der er sich versteckte, machte es ihr aber nahezu unmöglich. Jetzt: Du kannst gehen -einfach so. Sie wiederholte ihre Gedanken für ihn.
    »Und du kannst bleiben«, lautete seine ganze Antwort.
    Arden vermutete, dass sich Drache jetzt, wo bald der Dampf von der Kacke aufstieg, nicht mehr um die Möglichkeit sorgte, dass Arden der Polis seinen hiesigen Standort verriet, obwohl sie ihm versprochen hatte, es nicht zu tun. Wahrscheinlich war er jetzt, wo sich das Universum hier in Gestalt dieser Skellorkreatur einmischte, einfach zu dem Schluss gelangt, dass es Zeit war zu gehen. Verwirrt über die eigenen Gefühle, wandte sich Arden ab und blickte wieder über die Sandtürme hinweg. Fast ohne eine bewusste Absicht löste sie den Rucksack von den Schultern, öffnete ihn und holte das einsame Stück Polistechnik hervor, das sie im Verlauf all dieser Jahre aufbewahrt hatte.
    Das holografische Aufnahmegerät - ein gedrungener Zylinder von zehn Zentimetern Durchmesser mit eingelassenen Steuerungselementen - war schon alt gewesen, als sie es erwarb, aber sie schätzte es, wie in alter Zeit manche Leute Kameras mit lichtempfindlichen Plastikfilmen im Vergleich zu digitaler Bildspeicherung bevorzugt hatten. Von einem Ende dieses Recorders löste sie sein Monokel und steckte es sich aufs rechte Auge. Sie starrte durch ein fluoreszierendes Gitter zu dem hockenden Droon hinüber und wählte ihn mittels eines Cursors auf dem Recorderdeckel als Motiv an; dann nahm sie das Monokel ab und warf es in die Luft, woraufhin es sich mit Hilfe eines miniaturisierten Antischwerkraftmotors entfernte und den Droon umflog, um ihn in scharfem Detail aufzunehmen. Arden entdeckte jetzt hinter diesem Tier etwas anderes, das auf sie zuflog.
    »Ah«, sagte Drache, »unser Freund kehrt zurück.«
    Bald wurde die fliegende Kreatur deutlicher sichtbar. Es war ein Vogel: ein Geier. Auf einer Kreisbahn rings um Drache und Arden sank er langsam herab und landete dann neben dem Drachenbau. Sowohl Arden als auch Drache wandten sich ihm zu.
    »Sein Schiff ist unter Chamäleonware versteckt, und er nähert sich gerade zu Fuß einem Mineraleurlager«, berichtete der Vogel.
    »Noch bist du in Sicherheit«, stellte Arden Drache gegenüber fest.
    »Ja«, sagte Vulture, »aber ein recht großer Metallhautgolem ist hierhier unterwegs.«
    »Er wird nur so weit kommen, wie ich es ihm gestatte«, sagte Drache und schwenkte den Kopf, um zu den Sandtürmen hinüberzublicken.
    Ein Subraumschlepper, der an eine riesige Monogleis-Lokomotive mit einzelnem Wagen erinnerte, entfernte sich von Ruby Eye und beschleunigte, wobei er an langen Kabeln aus geflochtenen Monofasern ein Objekt schleppte, das an eine Seemine aus dem Ersten Weltkrieg erinnerte - bis hinab zu den Zündknöpfen -, wiewohl es beträchtlich größer war. Als der Schlepper in den Subraum abtauchte, geschah dies mit einem ungewöhnlichen Effekt: Ein Loch öffnete

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