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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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alphabetisch aufgebaute Menü zu scrollen. Es dauerte nicht lange, um den Eintrag »Sleer 1-5 Transformation« zu finden und anzuwählen. Unter dem rotierenden Monokel tauchte ein Sleer des ersten Stadiums auf, als würde dort etwas Unsichtbares mit Farbstoff aufgepumpt; dann wuchs die Darstellung. Während Arden das verfolgte, dachte sie darüber nach, eine Funktion einzubauen, die zeigte, wie das Tier die Panzerschale abwarf oder sich einkapselte, gefolgt vom üblichen Wachstumsschub, aber der Speicherplatz in der Holocap wurde langsam etwas knapp.
    Der zehnbeinige Sleer wurde größer und verwandelte sich in das zweite Stadium: Das Körpersegment hinter dem Kopf verschob sich aufwärts und verschmolz mit dem Kopf, während sich die mit diesem Segment verbundenen Beine in die panzersägen umbildeten; gleichzeitig entstanden Facettenaugen über dem Maul, und ein bösartiger Legebohrer entwuchs dem hinteren Körperende. Das Tier wuchs weiter; die Beine wurden länger und stemmten den Leib höher, während die Panzerschale dunkler wurde. Mit der Umwandlung ins dritte Stadium hob es die neuen Vorderbeine vom Boden und verschob sie aufwärts an die Flanken des Albtraumkopfes, wo sie die komplex aufgebauten Zehen abwarfen und sich in eine Zange verwandelten. Nur noch sechs Beine berührten den Erdboden, und das Tier wurde eckiger von Gestalt und dunkler, einem Produkt aus Schmiedeeisen ähnlich. Mit dem vierten Stadium hatte es sich in ein schwarzes, hartschaliges Monster verwandelt. Als dieses dann ins fünfte Stadium überging, fand Arden, dass diese jetzt zweibeinige Gestalt den schlimmsten aller Monster gleichkam.
    Dann löschte sie das Bild und rief eine kürzlich gemachte Aufnahme von einem Droon ab. Und während die Nacht herabsank, verbrachte sie weitere glückliche Stunden damit, solchen Albträumen zuzusehen, die um ihr Lager tanzten.
    Als die Sonne unterging, wurde Anderson langsam nervös. Bislang hatten sie keine Spur von dem Gasthaus gesehen, das Laforge ihnen beschrieben hatte, und noch nicht das Ende der Vegetationszone erreicht. Somit wusste der Ritter, dass mit frenetischer nächtlicher Aktivität zu rechnen war und er und Tergal nicht viel Schlaf finden würden. Außerdem bedeutete die Schnelligkeit, mit der alles wuchs, dass die Spur des Messingmanns am nächsten Morgen zugewuchert sein und er außerdem wohl seinen Vorsprung stark vergrößert haben würde, denn Anderson rechnete nicht damit, dass der Messingmann in den dunklen Stunden ruhte.
    »Am besten schlagen wir unser Nachtlager auf«, gestand er schließlich ein.
    Tergal blickte sich zweifelnd um, aber in weniger als einer Stunde würde es dunkel sein, und sie hatten keine Garantie, bis dahin eine günstigere Stelle zu finden.
    Schnell stiegen sie ab, trampelten auf einer Fläche die Vegetation nieder und errichteten das Lager. Nachdem sie Kekse und konservierte Sandaustern verzehrt hatten, wechselten sie sich beim Wachehalten ab, wiewohl keiner von ihnen viel Schlaf fand, so stark war die mörderische Aktivität ringsherum.
    Als um Mitternacht die Ogygian wie ein gleichgültiger Stahlengel über ihnen vorbeiglitt, lockerte ein Erdbeben einen Pfosten des elektrischen Zauns, und einem Zweitstadler gelang es, ihn umzuwerfen. Anderson fand plötzlich heraus, wie effektiv sein Metalleurkarabiner war. Die Waffe bebte in seiner Hand und blendete ihn in der Nacht, als er den kompletten Ladestreifen entleerte und den Sleer vom Maul bis zum Schwanz in zwei Hälften zerteilte. Er hatte gar nicht vorgehabt, vollautomatisch zu feuern, aber im hastigen Zupacken war keine Zeit verblieben, die Einstellung zu kontrollieren.
    »Ich denke, er ist tot«, sagte Tergal.
    Anderson stand da und blinzelte, um sich von den Nachbildern zu befreien, die leer geschossene Waffe in der Hand. Als er endlich wieder richtig sehen konnte, stellte er fest, dass Tergal ihm mit der Automatik mitten ins Gesicht zielte. Das Ganze besaß eine gewisse Unausweichlichkeit, da Anderson nicht fortwährend auf der Hut sein konnte. Nach einer langen Pause senkte Tergal die Waffe, steckte sie ins Halfter zurück und ging zu dem Sleer hinüber, um ihn vom Zaun zu wuchten und den Pfosten wieder aufzustellen. Etwas Wichtiges hatte sich verändert, und ab jetzt herrschte Vertrauen zwischen ihnen. Trotzdem waren sowohl Anderson als auch Tergal müde und elend, als der Morgen dämmerte, und brachen in unruhigem Schweigen auf.
    Während der Vormittag ins Land ging, entdeckte Anderson nicht den

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