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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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eine kontrollierte Reaktion mit einer Temperatur sorgen würde, die höher lag als auf der Oberfläche einer Sonne.
    Chandle stand auf den Resten des wackligen Gerüsts aus Amanis-Verbundfasern und blickte forschend in und durch die Sandsteinkuppe. Die Mineraleure hatten inzwischen noch den letzten Rest blauen Sandes abgebaut, der seltener als der weiße war, und somit die Kuppe sauber durchschnitten, wobei die zahlreichen Tonnen Sandstein darüber von Amanispfeilern und -Verstrebungen abgestützt wurden. Zu Zeiten von Chandles Eltern war Bergbau dieses Stils noch die wirksamste Methode gewesen, aber heute wurde das durch die Erdbeben immer riskanter. Nicht zum ersten Mal entschied sie, dass sie eine andere Methode - oder einen anderen Beruf finden musste.
    Den blauen Sand selbst luden sie in den Koksanhänger und deckten ihn mit einer Plane ab -nachdem sie das Koks zuvor in einem der inzwischen erkalteten Darröfen gestapelt hatten, obwohl Chandle keine große Hoffnung hegte, dass es noch da sein würde, falls sie je an diese Stelle zurückkehrten. Die fertigen Fozellen landeten in Kisten auf dem Pritschenanhänger. Alles in allem waren es ein paar erschöpfende Monate gewesen, und die gesteigerte Sleeraktivität und das Pflanzenwachstum in den Schluchten lieferten den meisten der Mineraleure eine willkommene Ausrede, um die Arbeit hier zu beenden, obwohl Dornik natürlich schon murrte, manche Arbeiter hätten einen zu großen Anteil erhalten. Chandle freute sich nach ihrer unheimlichen Begegnung von vor einigen Tagen, dass sie hier wegkam - sie wollte wieder an einem Ort leben, wo sie immer viele Leute um sich hatte, und sich wieder praktischen Erwägungen zuwenden. Gespenster, die zwischen den Sandtürmen wandelten, waren nicht gerade ihr Geschmack.
    »Soll ich es jetzt machen?«, fragte Dornik.
    Chandle nickte und sah zu, wie er sich in die Schachtanlage duckte, um den dort hineingepackten Lagerabfall anzuzünden. Als der Stapel qualmte, verbreitete der konstante Wind die Flammen horizontal zwischen den freiliegenden Stützen, und Dornik und Chandle stiegen hastig vom Gerüst und schlossen sich wieder den übrigen Mineraleuren auf dem Erdboden an. Gemeinsam stemmten sich alle gegen das Gerüst, bis es auf die Seite kippte, und zerrten es von der Sandsteinkuppe weg. Dann verfolgten sie die Feuersbrunst aus der Distanz. Der Sicherheit zuliebe hielten sich Mineraleure stets an die Tradition, die gebrauchten Schachtstützen einzureißen, weil die Amanisbalken innerhalb eines Jahres von Würmern zerfressen und dadurch zu einer möglichen Todesfalle wurden. Chandle fragte sich allerdings, ob das jetzt noch nötig war: Sobald die ersten Würmer ins Holz eingedrungen waren, hätte jedes Erdbeben den Job sicherlich abgeschlossen. Die Hochofenglut in der geräumten Schicht führte dazu, dass schon bald etwas knackte; dann krachten die oberen Sandsteinschichten herab, zermalmten das brennende Holz und löschten das Feuer wirkungsvoll.
    »Zerlegt dieses Gerüst und verladet es«, kommandierte Dornik, und wenig später war es bereits getan, und die Mineraleure befanden sich unterwegs: Der dampfgetriebene Transporter tuckerte auf seinen Raupenketten voraus und zog dabei die mobilen Unterkünfte und den Pritschenanhänger mit; ihm folgten drei große alte Sandschweine, die weitere Anhänger zogen. »Wäre schön, wenn wir Grit erreichten, ehe es ganz dunkel geworden ist.« Chandle blickte vom Beifahrersitz aus zum offenen Himmel hinauf, während Dornik den Transporter lenkte. Kurz staunte sie über die gerade Linie aus Wolkenstoff, die sie sah und die sich im Licht der untergehenden Sonne deutlich abzeichnete. Aber da sie nie zuvor einen Kondensstreifen gesehen hatte, verbannte sie ihn wieder aus ihren Gedanken.
    »Dürfte kein Problem sein, aber es wird schon tief in der Nacht sein, bis wir unser Zeug abgeladen haben«, entgegnete Dornik.
    »Wir könnten genauso gut… Was zum Teufel?«
    Auf einmal war es taghell - sogar noch heller. Links von ihnen stieg irgendwo eine wirbelnde Feuersäule in den Himmel. Die Erde bebte, und innerhalb von Sekunden verwandelte sich die weiche Brise in eine Bö. Dornik stoppte den Transporter. Chandle blickte zurück und sah, dass sich die drei Sandschweine auf die Bauchplatten sinken ließen; dann drehte sie sich in den Wind, blinzelte mit den Nickhäuten, um die Augen vom Sand zu befreien, und verfolgte, wie die Feuersäule in immer engeren Kreisen rotierte. Dann erstarb der Wind unvermittelt,

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