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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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konnte, wo ihn der Salbec-Junge gestochen hatte. Verbände hatten für ihn bereitgelegen, und ein heißes Bad hatte gewartet. Er erinnerte sich noch gut an das Ereignis:
    »Wer ist da?«
    »Ich bin Unger Salbec.«
    Rasch war die Flinte gepackt und an der Hüfte abgestützt -er hatte sie vorsorglich geladen.
    »Was möchtest du?« Anderson spannte den Hahn und näherte sich der Tür.
    »Ich möchte mit dir über meinen Bruder reden.«
    »Was ist da schon zu bereden? Er hat Verbrechen verübt, wiewohl er die Strafen kannte, und er hat bezahlt. Bist du gekommen, um mir zu sagen, er wäre im Grunde ein guter Junge und beklagenswert fehlgegangen?« Anderson beugte sich vor und klappte den Riegel mit dem Gewehrlauf hoch, um sich gleich schnell seitlich zurückzuziehen.
    Unger Salbec öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Sie schien keine Waffen zu tragen, also stand vielleicht nur eine Strafpredigt zu erwarten. Aber andererseits, so überlegte er, hatte sie vermutlich eine Pistole am Rücken in der weiten Hose stecken, getarnt von ihrem Hemd. Ah, jeden Augenblick jetzt, dachte er, als sie hinter sich griff, die Tür schloss und den Riegel vorlegte.
    Er fuhr fort: »Die andere Melodie, die ich häufig zu hören bekomme, dreht sich darum, wie arm die Familie des Verbrechers war und dass er sich, wäre er nur vermögend gewesen, nie dem Verbrechen zugewandt hätte. Das halte ich von jeher für eine Beleidigung aller armen Menschen, die sich ihr Leben lang abrackern, ohne einen einzigen Fehltritt zu tun.«
    Man konnte nicht bestreiten, dass Unger Salbec trotz der Ähnlichkeit mit ihrem soziopathischen Bruder eine verführerische Frau war. Das Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und hielt es so aus einem breiten, aber attraktiven Gesicht fern, und da sie auf eine Metalleurherkunft zurückblickte, hatte sie weder Lippenfühler noch Handgelenksporne. Anderson konnte außerdem nicht umhin, die ungehinderte Bewegung unter ihrem Hemd zu registrieren.
    »Du hast Recht, es ist beleidigend«, räumte sie ein und entfernte sich von der Tür. »Von Kindesbeinen an wurde ich in der Aufzucht und Dressur von Sandschweinen unterwiesen -und erst vergangenen Monat wurde ich schließlich als kompetent eingestuft. Ich bin für den Unterhalt meiner Eltern und… Quersts aufgekommen. Er hat es mir vergolten, indem er mich zu vergewaltigen versuchte, und als ich ihn mit einem Thuriolhaken abwehrte, ging er stattdessen los, um an meiner statt meine beste Freundin Elasen zu vergewaltigen und zu ermorden. Ich bin nicht gekommen, um ihn zu rächen, Anderson Endrik - ich bin hier, um dir zu danken.« Sie zuckte die Achseln und lächelte einladend.
    Das klang alles so plausibel, aber die gleiche Plausibilität war der Grund, warum Anderson die Verbände brauchte. Törichterweise hatte er gedacht, der Junge, Querst, würde fliehen, obgleich er tatsächlich in einem Hinterhalt gelauert hatte. Anderson gedachte, einen solchen Fehler nie zu wiederholen.
    »Ich würde dir gern glauben, aber du hast sicher Verständnis für meine Vorsicht.«
    »Ich bin unbewaffnet«, sagte sie und streckte die Hände zu den Seiten aus.
    »Das sagst du.«
    »Du glaubst mir nicht?«
    Anderson zuckte die Achseln.
    »Sehr gut.« Unger griff nach dem Hemdkragen und beugte sich vor, um sich das Hemd über den Kopf zu ziehen. Sie strampelte die Sandalen von den Füßen, öffnete den Hosengürtel, sodass die Hose zu den Knöcheln fiel, und stieg hinaus. Jetzt, wo sie völlig nackt war, trat sie dichter an Anderson heran und drehte sich einmal um die eigene Achse. »Siehst du, keine Waffen.« Andersons Mund wurde ein bisschen trocken, während er Ungers füllige Brüste anstarrte und dann den Blick zu der rasierten Stelle an ihrer Beingabelung senkte. Ihm fiel das über dem Bauchnabel eintätowierte Rad auf - ein Symbol der Metalleure - sowie die geschwungene Narbe auf dem Oberschenkel. Dieser letztgenannte Eindruck führte zu seiner Entscheidung, denn es war die Art Zeichen, die von der scharfen Panzerschale eines jungen Sandschweins zurückblieb. Er löste den Hahn der Flinte und legte diese weg.
    »Jetzt gestatte mir, dir richtig zu danken«, sagte Unger Salbec damals, und das tat sie auch.
    Als Anderson jetzt in die Gegenwart zurückkehrte, stellte er fest, dass er eine heftige Erektion hatte. So kannte er das schon immer, und er verfluchte den verräterischen Körper.
    »Der Riegel ist geöffnet«, sagte er.
    Unger Salbec betrat das Zimmer, eine Spur Grau im Haar und

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