Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
Vom Netzwerk:
und Chandle bekam keine Luft mehr; einen Augenblick später setzte der Luftstrom wieder ein, nur diesmal in Gegenrichtung. Keuchend sah Chandle zu, wie die Feuersäule hinter den Sandsteinkuppen versank und erlosch.
    »Ein “Vulkanausbruch?«, überlegte Dornik schließlich.
    Chandle brauchte einen Augenblick, ehe ihr die Bedeutung dieses Wortes einfiel. Es tauchte im offiziellen Mineraleurlexikon auf, aber bis vor kurzem hatten sie es nie verwenden müssen -wie »Erdstoß« oder »Erdbeben«.
    »Möglich. Das Epizentrum lag vermutlich irgendwo da draußen in dieser Richtung. Sehen wir uns das mal an!«
    »Ist das eine gute Idee?«
    Sie starrte ihn an. »Falls das vulkanisch war, wer will dann schon wissen, was dabei möglicherweise an die Oberfläche gespült wurde?« Sie wandte sich dem Rest der Gruppe zu und rief: »Zieht ihr nach Grit weiter! Wir stoßen später wieder zu euch!«
    Dornik rumpelte mit dem Transporter durch eine Seitenschlucht, während die Sandschweine mit den Anhängern ihren Weg nach Grit fortsetzten. Eine Stunde später erreichten Chandle und Dornik den Ursprung des Feuers. Sie stiegen aus und gingen so nahe heran wie bei der Resthitze möglich.
    »Keinesfalls vulkanisch«, entschied Chandle.
    Sie stocherte mit der Stiefelspitze an einem Glaskügelchen herum und wünschte sich gleich, sie hätte es nicht getan, als von ihrer Fußbekleidung Rauch aufstieg. Der etwa fünfzig Meter durchmessende Krater schimmerte unter einer Hitzeglocke, während seine Oberfläche aus geschmolzenem Glas abkühlte. Eine Sandsteinkuppe am Kraterrand war halb weggeschmolzen, und ihre Flanke glühte auch noch.
    »Vielleicht ein Meteor?« Chandle suchte nach einer anderen Erklärung. Sie wünschte sich jedoch, sie wäre nicht so überzeugt davon gewesen, dass dieser Zwischenfall etwas mit dem gespenstischen Besucher in ihrem Lager zu tun hatte. Und dass hier überhaupt keine Naturerscheinung vorlag.

Kapitel Fünfzehn
    Warum ertragen uns die KIs ? Sie könnten es in nur wenigen Jahrzehnten schaffen, uns auszurotten, und selbst das brauchten sie nicht mal zu tun. Der Weltraum ist groß; also könnten sie uns unserem Schicksal überlassen und sich davonmachen, um irgendwo ein friedliches KI-Reich zu gründen. Die Antwort darauf ist, wie immer unter solchen Bedingungen, sowohl einfach als auch vielschichtig: Die Frage zu stellen, warum die KIs uns nicht ausgerottet haben, setzt schon die Annahme voraus, dass nur Menschen moralische Werte entwickeln und sich an Regeln halten. Die KIs vernichten uns deshalb nicht, weil sie denken und fühlen, dass es falsch wäre, vielleicht ebenso, wie Menschen es für falsch hielten, die eng mit ihnen verwandten Affen auszurotten. Was die Frage angeht, uns im Stich zu lassen: Naja, viele von ihnen verlassen die Polis tatsächlich, aber das tun andererseits auch viele Menschen. Die Wahrheit lautet: Motive und entsprechende Verhaltensweisen von KIs ähneln sehr den unseren, denn da wir sie ursprünglich geschaffen haben, sind sie einfach unser eigenes nächstes Stadium - der nächste Evolutionsschritt. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Memoaufzeichnungen von Menkis und Menschen es immer schwieriger gestallten, jene Grenze zu definieren, die schon überschritten wurde. Und letztlich bedeutet die einleitend gestellte Frage, sich selbst in die Gosse zu begeben und die KIs auf einen Sockel zu stellen - unbequeme Positionen für beide. ( aus dem »Quittenhandbuch«, zusammengestellt von diversen Menschen)

    Anderson pries sowohl die Industrie als auch den Erfindungsreichtum der Metalleure. Die Wasserpumpen, die Tanks auf der Spitze der Sandsteinkuppe hinter dem Rasthaus aus einem Brunnen füllten, wurden bei Tage durch Solarzellen betrieben. Und jetzt: der schlichte Genuss, einen Warmwasserhahn aufzudrehen! Während sich die Badewanne füllte, zog er die Stiefel aus, löste die Panzerplatten, entledigte sich des gepolsterten Unterkleids und warf es in einen Wäschekorb neben der Tür. Er wollte gerade mit den stinkenden Füßen ins Wasser steigen, als jemand an die Tür klopfte. »Bist du das, Tergal?«, fragte er.
    »Nein, Unger Salbec«, antwortete die Stimme von draußen.
    Seufzend wickelte sich Anderson ein Handtuch um die Taille und blickte die Metalleur-Schusswaffe auf dem Bett an. Das unvermittelte Dejä-vu-Gefühl schmerzte beinahe. Das Ersterlebnis lag fünfjahre zurück; damals hatte er sich in einer Mineraleurhütte die Rüstung ausgezogen, damit er die Stelle finden

Weitere Kostenlose Bücher