Der Messingmann
Totenschädel unter der Kapuze. Als König direkt vor Jack erschien und in gleicher Größe, schrumpfte auch Sensenmann auf dieses Format, während milchiges Fleisch den Totenschädel überzog und blaue Augen in dessen Höhlen wuchsen.
»Würdet ihr Skellor Zutritt zu euch an Bord gestatten? Er würde euch augenblicklich versklaven. Und jede Technik, die er an euch weitergäbe, wäre vermutlich vergiftet - also warum tut ihr das?«, fragte Jack.
»Wie weit reichen die Subraumstörungen unseres USERs?«, fragte König. »Wir können es nicht richtig sehen, aber theoretisch besteht der Einflussbereich aus einer Kugel von zweihundert Lichtjahren Durchmesser und möglicherweise noch mehr, was bedeutet, dass es mindestens hundert Jahre dauert, bis irgendein Polisschiff hier eintrifft.«
»Hundert Jahre, um zu lernen, wie ihr ihn lenken könnt? Oder um ihn zu erforschen?«
»Um zuzusehen, wie er stirbt«, entgegnete Sensenmann. Jack wusste, dass ihm hier irgendeine unterschwellige Strömung entging.
»Obwohl wir ihm vielleicht«, fuhr König fort, »einen Ausweg anbieten und ihn zu einem Ort viel weiter draußen begleiten. Wir wissen, wo Löcher in der Grenze klaffen.«
»Ich biete ihm diesen Ausweg nicht«, stellte Jack fest. »Ich erlaube ihm nicht, mich zu benutzen.« »Nein, leider nicht«, sagte König. »Aber da ist noch dieses Kolonialschiff im Orbit, das dem gleichen Zweck dienstbar gemacht werden kann.«
Ohne eine Reaktion zu zeigen, weder auf dieser virtuellen Ebene noch auf irgendeiner anderen aufspürbaren Ebene, bemerkte Jack den zunehmenden Datenverkehr entlang des Funklasers, und er wusste, dass diese beiden, seine einstigen Kinder und Bundesgenossen, etwas probierten.
»Wird er sterben?«, fragte Jack.
»Alle sterben«, antwortete Sensenmann, vollkommen charaktertypisch, wenn auch unpassenderweise.
»Seine Sterblichkeit ist die Unsterblichkeit des Lebens«, ergänzte König rätselhaft.
Jack wusste, dass man auch deutlich hätte aussprechen können, was die anderen hier andeuteten, dass sie das Gespräch jedoch in die Länge zogen, um Gelegenheit zu erhalten, etwas durch die Funkverbindung zu übermitteln, was auch immer das war: wahrscheinlich irgendeine scheußliche Art von Virus, Wurm oder Mordprogramm. Jack machte sich an die Analyse des Datenstroms, und wenig später sah er, wie die Tarndaten den Blick freigaben und sich Speicherplatz suchten für diverse Programmpakete; und Jack überlegte, ob er die Verbindung abbrechen sollte, ehe dieses Zeug vollständig übermittelt war. Dann vernahm er ein Flüstern von seinem ganz persönlichen Gespenst:
Lass mich…
Jack entließ Aphran aus seinem Griff und sah, wie sie diese Programmpakete an sich zog und wie dies in der derzeitigen Sonderrealität visuell als Sturm sichtbar wurde, der sich am Horizont zusammenbraute. Einen Sekundenbruchteil lang fragte er sich, warum sie das Risiko einging, die Programme hier zusammenzufügen. Dann wurde ihm mit einer Art Schadenfreude klar, was sie da tat. Sensenmann und König hatten vielleicht doch noch nicht gelernt, dass man darauf achten sollte, von einem tollwütigen Hund nicht selbst angefallen zu werden, wenn man einen solchen auf andere hetzte.
»Die Unsterblichkeit des sterblichen Lebens liegt in seinen Genen«, sagte er und bemerkte durch Außensensoren, dass es nur noch Stunden dauerte, bis er das System der Gasriesenmonde erreichte und dort ein letztes atmosphärisches Bremsmanöver mit möglicherweise tödlichen Folgen einleitete.
»Genau«, sagte König.
»Dschainatechnik verbreitet sich unkontrolliert und verschlingt alles, worauf sie stößt, solange sie ausreichend Energie dazu verfügbar hat. Das haben wir gelernt. Seinen Anteil an Dschainatechnik steuert Skellor mit Hilfe einer Kristallmatrix-KI, die ein synergetisches Gleichgewicht zwischen den drei Elementen herstellt: Skellor selbst, dem Myzelium und der KI. Effektiv sind sie zu einem geworden. Falls eine von uns versuchte, sich in die Gleichung zu drängen, würden uns die übrigen Elemente vernichten. Falls wir versuchten, entweder die KI oder den menschlichen Teil Skellors zu ersetzen, würden uns die übrigen Elemente völlig unterwerfen und in eine Kopie dessen verwandeln, was wir ersetzt haben. Es gibt keinen Weg hinein. Wir können nicht mehr tun, als kleine Brocken dieser Technik abzuschälen und sie zu erforschen.« »Dann hat unsere Blockade funktioniert, und du hast weder die aktuelle Version von Jerusalems
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