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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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hervor, just als ein Schatten auf ihn fiel, der Telefaktor seine krallenbewehrten Greifer herabsenkte, Cormacs Arme packte und ihn zum Himmel hinauftrug.
    »Du wirst noch zu mir zurückgekrochen kommen!«, brüllte ihm Skellor nach.
    Das Programm, das Cormac geschaffen und gesendet hatte, bahnte sich seinen Weg. Während der Telefaktor aus der Schlucht aufstieg und dann über die Sandsteinkuppen hinwegflog, streckte er einen dreifingrigen Greifer mit einem Kettenglas-Vibromesser aus, der für die Entnahme von Pflanzenproben gedacht war. Die drei Chromfinger packten die sich windende Verstärkerkreatur, die sich in einem Schaum aus Blut und Schleim fester an Cormacs Schädel drückte. Dann zog der Greifer die Kreatur heraus, sodass sich die rosa Schläuche dehnten, die in Fleisch und Knochen eindrangen. Das Vibromesser zuckte hervor, drehte sich wie ein Uhrzeiger und schnitt die Kreatur los, die der Telefaktor daraufhin wegwarf. Cormac sah nicht, wie sie abstürzte, war zu sehr damit beschäftigt, schmerzhaft zu keuchen.
    »Du bist mir nicht wirklich entkommen, weißt du ?«
    Das sondierende Trägersignal verriet Cormac, dass er jedoch genau das getan hatte, und solange er keine Antwort gab, war Skellor nicht in der Lage, ihn erneut ausfindig zu machen.
    Jerusalem hatte seiner Besatzung und seinen Fahrgästen mehrere Möglichkeiten angeboten: Kryokapseln, Gelstasis (wobei man im Grunde in einem Behälter steckte, der völlig mit einem Prallschutzgel gefüllt war) oder einfach weitermachen wie bisher. Mika entschied sich für ein Mittelding. Sie wollte während des Eindringens ins USER-Feld nicht völlig abgekoppelt sein, aber auch nicht völlig ungeschützt bleiben, denn sie wusste, dass zwar KI-Schiffe ordentlich was einstecken konnten, dies jedoch nicht zwingend auch für ihre Fahrgäste galt. Und so entschied sie sich dafür, die rauesten Etappen in einem Beschleunigungssessel durchzustehen. Und sie fragte sich langsam, ob das die richtige Entscheidung gewesen war.
    Alarmierendes Krachen und Hämmern rüttelte das Riesenschiff durch, und vor wenigen Minuten erst hatte Mika eine mächtige Explosion in der Ferne vernommen - die, wie Jerusalem ihr gelassen mitteilte, auf die Implosion eines Hartfeldgenerators zurückging. Jetzt vibrierte das ganze Schiff wie ein Flugzeug, das in eine Turbulenz geriet. Während Mika auf das chaotisch wirbelnde graue Bild auf dem Monitor starrte -das eher an die monochrome Abbildung der inneren Organe irgendeiner Kreatur erinnerte als irgendetwas anderes -, fragte sich Mika, was das alles zu bedeuten hatte. Kamen sie überhaupt voran?
    »Jerusalem, wie läuft es?«
    »Wir sind vier Lichtjahre tief in das USER-Feld eingedrungen. Allerdings muss ich in dreißig Stunden Bordzeit aus dem Subraum auftauchen, um Reparaturen durchzuführen.« »Reparaturen?«
    »Ich musste drei Fusionsreaktoren ausstoßen, die außer Phase geraten waren, und siebzehn Hartfeldgeneratoren sind implodiert. Daraus entstehende Brände haben zwölf Menschen in Gelstasis getötet. Drei Golems, fünf andere KIs und zwei Menkis kamen ebenfalls ums Leben, während sie Reparaturen ausführten.«
    »Menkis?«, fragte Mika.
    »Menschen wie D’nissan - die nach Synergie mit einer KI streben.«
    Und da hatte sie es: eine Information, die Mika bislang völlig entgangen war, wahrscheinlich weil sie nie daran gedacht hatte zu fragen. Ihr fiel auch auf, wie Jerusalem diese Verluste in einem Atemzug mit den zerstörten Bauteilen des Schiffes aufgelistet hatte. Kein beruhigender Gedanke. Nach ein paar Stunden Schlaf zog sie eine schwenkbare Konsole heran und machte sich von neuem an die Arbeit. Als es ihr zu unbequem wurde, weiter in dem Beschleunigungssessel zu bleiben, kehrte sie an ihren normalen Arbeitsplatz zurück und stellte dort fest, dass sie in der virtuellen Teilrealität nicht sonderlich von dem ungünstigen Beben des Schiffes gestört wurde. Exakt dreißig Stunden nach ihrem Gespräch mit Jerusalem ruckte das ganze Schiff auf einmal wie von einer Riesenhand geschlagen.
    Für Mika war Pech, dass sie sich gerade aus der virtuellen Realität gelöst hatte, um sich Kaffee zu holen. Sie wurde an die Wand geschleudert und dann zu Boden, und ihr Arm brach mit hörbarem Knirschen. Auf dem Bildschirm für die Außenansicht erblickte sie einen braunen Zwerg, der sich wie eine Kugel aus poliertem Mahagoni vor Unmengen von Sternen abzeichnete. Dann machte sich Mika auf die Suche nach einem Autodok und musste tatsächlich

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