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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Forschungsergebnissen noch seine Warnungen über bestimmte verräterische KI-Elemente erhalten?«, fragte König.
    Jack antwortete nicht sofort. Er konnte nicht umhin zu bemerken, wie Sensenmann anscheinend die Rolle des wortkargen Schlägers angenommen hatte und König die des neunmalklugen Schurken - wie er auch nicht übersehen konnte, dass der sich zusammenbrauende Sturm zu einem riesenhaften Ouroboros formte, der sich wie ein Rad vor dem blauen Himmel hinter den beiden anderen drehte.
    König streckte eine Schriftrolle aus, die plötzlich in seiner Hand aufgetaucht war. »Du kannst jetzt das Update lesen, obwohl wir den Teil mit den Verrätern lieber weglassen.«
    Ohne einen Versuch, Zugriff auf die Schriftrolle zu nehmen - sei es auf dieser virtuellen Ebene oder auf der datentechnischen Ebene, auf der sie ihm tatsächlich angeboten wurde -, sagte Jack: »Also findet man von euch noch mehr? Ist Schwert auch an der Sache beteiligt?«
    König zeigte sich nun so schweigsam wie Sensenmann und wartete immer noch darauf, dass Jack die Schriftrolle an sich nahm. Auf einer tieferen Ebene entdeckte Jack die Signatur Jerusalems auf dem Informationspaket, das ihm angeboten wurde: ein vierdimensionaler Ouroboros. Nur dass dieser, wie Jack vermutete, nur darauf wartete, den Schwanz aus dem Maul zu nehmen und ihn mit Letzterem ganz kräftig zu beißen, Aphran hielt diese spezielle Schlange jedoch mit einem gespaltenen Stock fest. Er streckte die Hand aus und packte die Schriftrolle. Dann passierten alle möglichen Sachen gleichzeitig.
    Auf der virtuellen Ebene drehte sich der Riesenouroboros jetzt seitwärts und kam auf sie zugedonnert, wobei er sich weiterhin drehte und fortwährend den eigenen Schwanz verschluckte, während sein riesiger, giftzahnbewehrter Kopf nach wie vor direkt über dem Boden schwebte. Auf einer anderen Ebene kommunizierten die ganzen Programmpakete, die Aphran zusammengestellt hatte, gleichzeitig miteinander und öffneten sich, erzeugten dadurch eine Kette aus Killerviren. Der vorderste Killer in dieser Kette leistete die Hauptarbeit bei jedem Angriff, während der nächste eine taktische Lösung bereitstellte. Der letzte Killer in der Kette war stets damit befasst, eine weitere Kopie von sich selbst herzustellen - ein wahrhaft endloser Prozess, ein echter Ouroboros.
    Als Thorn zusammen mit den beiden anderen die ausgestoßene VR-Kammer verließ, fiel es ihm schwer, mit dieser Realität fertig zu werden. Welche objektive Zeitspanne er damit zugebracht hatte, im Dunkeln zu töten und zu sterben, wusste er nicht, aber in subjektiver Zeit waren es viele Tage gewesen. Demzufolge hatte er Probleme damit, sich wieder auf die optische Wahrnehmung der Umgebung einzustellen. Farben brannten wie leuchtende Säure, und Winkel und Tiefe wirkten gefährlich. Die beiden Männer vor ihm sahen aus wie Flüchtlinge aus einer Holo-History vor dem Runcible-Zeitalter, was kein bisschen dazu beitrug, Thorns Wirklichkeitsverständnis zu verbessern. Und als er schließlich den Kopf aus dem immer noch rauchenden und brodelnden Loch in der Wand der VR-Kammer steckte, entfernte ihn der sich dort bietende Anblick wieder stärker von dieser Realität.
    Ein feindseliges Fremdwesen hatte einzudringen versucht; so viel war für Thorn sogar in seiner Verwirrung erkennbar geworden. Hier allerdings bot sich seinen Augen ein Auflauf, der sogar Luzifers Handlanger in Deckung gejagt hätte. Gewaltige, segmentierte Insektengräuel, scheinbar aus Obsidian oder hellen, chemisch-gelben Schwefelkristallen tollten auf der staubigen Ebene herum. Zwischen ihnen ragte die Kreatur auf, die die VR-Kammer angegriffen hatte - sie war die Einzige hier mit diesem seltsamen Stufenturmschädel ohne Zange, Sägen oder sonstige mörderische Anhängsel. Sie drehte förmlich durch, spuckte Strahlen aus flüchtiger Flüssigkeit auf die anderen Kreaturen, peitschte mit dem Schwanz auf sie ein, versuchte sie zu packen. Und doch schienen ihre Angriffe nicht die geringste Wirkung zu zeitigen. Thorn wurde schließlich klar, dass die größere Kreatur Hologramme attackierte.
    »Holoaufnahmen, hast du gesagt?« Er warf einen kurzen Blick auf die Frau, ehe er vom Rand des Lochs sprang und sich brennenden Schleim im Staub vom Absatz scharrte.
    »Ja, aber sie halten nicht mehr lange. Wir müssen sofort weg von hier.«
    »Wohin?«, fragte der Mann, der scheinbar so etwas wie eine primitive Weltraumpanzerung trug. Die Frau deutete auf den Schimmer einer Hartfeldwand in

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