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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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manchmal miteinander verschmolzen, sich manchmal trennten, und weitere fünf Fragmente, die permanent zu einem Klumpen vereinigt waren. Vulture verfügte jedoch über die Wahrnehmung einer KI, die ein Schiff durch den Subraum steuern konnte, und sah demzufolge so viel mehr. Sie erblickte Hinnahme des Grauens durch etwas, was angeblich unfähig war, Grauen zu verursachen; sie sah sich verschiebende Zeitlinien und getrennte Untereinheiten eines Bewusstseins, die die bislang vergängliche Selbstvorstellung speisten. Sie erblickte ein wachsendes Ego: zartes, hohles Wachstum, bereit, mit Stahl gefüllt zu werden. Ja, es funktionierte! Vulture kehrte in die seltsame Wirklichkeit zurück und stellte überrascht fest, dass Mr. Crane sie erneut anstarrte. Im Grunde war es lachhaft - er verfügte gar nicht über etwas, was Vulture einen Verstand genannt hätte -, aber sie war überzeugt: Er wusste, dass sie ihm half.
    Arden brachte nur Bewunderung für den Mut des Rondurischen Ritters auf, und wünschte sich, dass ihre Bekanntschaft nicht so kurz bemessen sein möge. Aber recht bald würde der Mann tot sein, und sie bezweifelte, dass die Übrigen ihn lange überleben würden. Arden bemühte sich, die zitternden Hände zu beherrschen, während sie die beiden Stromkabel aus dem Universalstrompaket des Holocaps wand. Als robustes und einsatztaugliches Gerät konnte es sich so ziemlich aus jeder Stromquelle versorgen. Arden hatte es sogar mal aus einem Kupferstück und einem in eine Zitrusfrucht gerammten Silberring aufgeladen, sodass es kein Problem mit Andersons primitiver Batterie geben dürfte.
    Sie musterte Thorn, der hinter einem nahen Felsen hockte, auf dem ein flaches und ansatzweise verwestes Pseudopodium lag, abgeworfen von Drache. Der Mann kontrollierte den Verschluss des Karabiners, den Anderson ihm gegeben hatte. Zu Ardens anderer Seite hielt Tergal die beiden Faustfeuerwaffen fest umklammert. Neben einem ängstlichen Gesicht war er auch mit seinen Panzerhandschuhen, einem breitkrempigen Hut und dicken Mantel angetan. Diese Zusatzkleidung bot vielleicht etwas Schutz vor Säurespritzern, half ihm aber nicht, falls ihn das Monster exklusiv aufs Korn nahm.
    Anschließend blickte Arden hinter sich, dorthin, wo Anderson auf sein altes Sandschwein gestiegen war und die Lanze einlegte. Er hatte Arden gerade erst vor kurzem erklärt, dass er hierher gekommen war im ritterlichen Streben danach, einen Drachen zu erschlagen. Eine Prüfung. Er hatte dann gescherzt, dass der Droon auch reichte, und sobald er ihn erledigt hatte, würde er seine Prüfung für bestanden erachten.
    Der Holocap erkannte die neue Energiequelle, justierte sich entsprechend und lud sich. Arden nahm das Monokel ab und blickte zum ersten Mal auf und nach vorn. Der Droon war hundert Meter entfernt und verkürzte die Distanz mit jedem Schritt um drei Meter. Arden setzte sich das Monokel vors Auge, erfasste die Kreatur, nahm die Umgebung als Projektionsbühne auf, entfernte das Monokel und warf es in die Luft.
    Hoffentlich traf keinerlei Droonsäure das eigentliche Monokel, denn dann wäre alles vorbei gewesen - war es doch das letzte Monokel, das ihr verblieben war. Mit einem Moskitosummen fegte der Apparat über den Droon und wahrte dort unsichtbar die Position. Arden rief ihr Menü auf, wählte einen Sleer des zweiten Stadiums und projizierte ihn auf einen Felsbrocken zur Linken des Droonen.
    Das Monster wirbelte herum und spuckte ein Laken aus weißem Schleim direkt auf die Projektion. Arden ließ den Zweitstadler ein wenig herumspringen, ehe sie ihn abschaltete. Der Droon bückte sich tief, und der Kopf zuckte auf der Suche nach seiner Beute hin und her. Er streckte einen vielgliedrigen Arm aus, packte mit einer Tatze, die an einen ramponierten Haufen Metallschrott erinnerte, unter eine Felskante und warf den Brocken um. Dann brüllte er frustriert und spuckte aufs Geratewohl Säure in alle Richtungen.
    »Wirkt ganz schön gereizt«, stellte Thorn fest.
    »Ich habe diese Tiere eine Zeit lang erforscht, und sie scheinen nur zwei Zustände zu kennen«, sagte Arden. »Entweder gereizt, wie du das nennst, oder reglos.«
    »Und wann sind sie reglos?«, wollte Tergal wissen.
    Arden blickte ihn an. »Gewöhnlich, nachdem sie gefressen haben.«
    »Und warum ist dieser dann nicht reglos?« Arden zuckte die Achseln. »Vielleicht ist er ungewöhnlich gereizt.«
    Sie ließ jetzt einen weiteren Zweitstadler auftauchen, diesmal auf einem Felsen auf der anderen Seite

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