Der Messingmann
noch rechtzeitig zu beheben. Jack wartete auf den Todesstoß und spürte in diesem Augenblick, wie der USER offline ging. Das half ihm allerdings nicht - denn seine Subraumtriebwerke waren teils beschädigt, teils ausgeschlachtet. Dass König ihm nicht den Rest gab, das führte Jack auf Dinge zurück, die dort draußen passierten, oder darauf, wie irrelevant er selbst geworden war.
»Zeit, dass wir uns aus dem Wrack verdrücken«, sagte Aphran, während sie in die Zermalmung und ins Vergessen stürzten.
Jack lachte und stellte überrascht fest, dass seine Reaktion nicht emuliert war und nicht nur dem Trost von Menschen diente, sondern tief aus dem eigenen Innern stammte. Dann erstarb sein Gelächter, als er Aphrans Machenschaften spürte.
»Was tust du da?«, fragte er.
Die vier schwer gepanzerten Telefaktoren kletterten durch einen Dschungel aus Stützstreben, durch Massen gehärteten Prallschaums, die an Porlingspilze und rebenartiges Gestrüpp aus Fasern und Kabeln erinnerten. Affenähnlich näherten sie sich einer Zone der Jack Ketek direkt hinter der Bugkammer, was Jack ziemlich heikel fand. Er versuchte, die Kontrolle an sich zu reißen, stellte jedoch fest, dass es ihm nicht möglich war. Er versuchte nun andere Mechanismen in Gang zu bringen, um sich mit der Lage auseinander zu setzen, musste aber erkennen, dass Aphran auch dort tätig geworden war. Sie hatte sämtliche Schiffsgolems und sonstigen Roboter durchbrennen lassen.
»Wir sterben ohnehin«, sagte er. »Warum also greifst du mich an?«
»Weil«, antwortete Aphran, »du anscheinend vergessen hast, dass du nicht dieses Schiff bist. Wahrscheinlich hat man dir diese Vorstellung nur eingebaut, damit du besser kämpfst.«
Mit schweren Schnittklauen durchschlugen die Telefaktoren rasch ein gepanzertes Schott. In der kugelförmigen Räumlichkeit dahinter steckte zwischen zwei Metallstützen, die wie die Mündungen zweier Verbrennungsmotorventile aussahen, ein Panzer aus schwarzem Metall, der einen rautenförmigen Kristall teilweise umfasste. Die Telefaktoren schalteten ihre Laserschneider ein und begannen damit, die Metallsäulen oberhalb und unterhalb dieses Objekts durchzutrennen. Jack spürte sofort, wie Systeme offline gingen, wie ihm die Steuerung entglitt. »Du bringst mich um … und dich selbst gleich mit!«, protestierte er.
Wie ein kollabierender Ballon zog sich seine Wahrnehmung nach innen zurück, bis ihm schließlich nichts weiter blieb als der Anblick eines gepanzerten Telefaktors, der mit einer riesigen Greifklaue nach ihm langte. In dieser wie durch ein Zoom geschrumpften Wahrnehmung spürte er Aphrans Gegenwart.
»Warum?«
»Du wirst schon sehen.«
Dem schon früher von Aphran eingegebenen Programm folgend, packte der Telefaktor das Bewusstsein des Angriffsschiffs und nahm es mit durch die interne Trümmerlandschaft bis hin zu dem, was einst ein Schwebeschacht und später eine Partikelkanone gewesen war. Dort wickelte sich der Telefaktor um die Bewusstseinseinheit, während ein anderes Programm die ihm zugewiesene Aufgabe übernahm, darauf wartete, dass die Trudelbewegung des Schiffs die Schächte in präzise den richtigen Winkel brachte, und einen Schalter drückte.
Jack verwandelte sich zwar nicht in photonische Materie -dafür war nicht genug Energie übrig aber er erreichte ganz gewiss die Fluchtgeschwindigkeit. Sein Körper, das Schiff, stürzte ab. Cormac rannte nach vorn und war schon in Sichtweite zu freiem Gelände, als ihn ein weiteres der Hybridwesen aus dem Schatten heraus ansprang. Das war der gleiche Albtraum, den er schon durch Skellors Netz gesehen hatte, und einen Augenblick lang begriff er einfach nicht, dass das Ding real war: Von der Taille aufwärts war es eine Frau, darunter jedoch ein chitingepanzertes Insekt mit zu vielen Beinen.
»Zurück!«, schrie Cormac und feuerte vor ihr in den Erdboden. Wie alle anderen ignorierte sie das und ging weiter auf ihn los. Als sie den Kopf vorbeugte, kam aus dem sich verbreiternden Mund eine Schere ins Blickfeld gesickert. Die Kreatur zischte ihn an. Cormac schoss ihr zweimal in die Stirn und machte sich auch bereit, ihr die Beine wegzuschießen, aber sie brach zusammen, als hätte man ihr den Saft abgedreht, und er lief weiter.
Er hatte wieder scheußliche Kopfschmerzen und Durst, und ihm war schlecht, aber er wagte nicht anzuhalten und sich auszuruhen, denn das hätte ein weiteres Leben kosten können. Bislang hatte er drei Stunden bis zum Rand der Sandtürme
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