Der Messingmann
des Monsters. Der Droon stieß einen weiteren Batzen Schleim aus, der durch das Hologramm lief und den Felsen darunter nass machte. Erneut tanzte die Beute ein bisschen durch die Gegend und verschwand dann. Arden bot dem Monster mit einem Drittstadler eine ganz ordentliche Hetzjagd, hinter der eine Spur aus kochendem Rauch und Dampf zurückblieb. Auf den illusionären Apek spie das Tier ganze Gallonen Vitriol, aber das eigene Abbild schien es nur zu verwirren. Als dem Droon daraufhin die Spucke auszugehen schien, beschwor Arden einen Viertstadler, um ihn damit zum Rand der Arena zu locken, wo ihm sich Anderson schließlich entgegenstellen wollte.
Thorn und Tergal standen auf und umgingen das Tier, bereiteten sich auf ihren Einsatz als Pikadore vor. Derweil rief Arden das Projektionsmonokel zurück und fing es mit der Hand auf. Projizierte Bilder hätten jetzt alles nur erschwert und womöglich gar Anderson aus dem Konzept gebracht. Es sei denn … Arden setzte das Monokel wieder vors Auge und erzeugte ein weiteres Gitter.
Die Jerusalem war ein riesiges und geräumiges Schiff voller Echos, und als Mika zu ihrem Forschungslabor und ihrer Unterkunft zurückkehrte, hörte sie den fernen Lärm baulichen Fleißes. Hautlose Golems traf man überall in dem Riesenschiff an und auch draußen auf dem Schiffsrumpf. Andere Roboter von mehr esoterischer Bauart huschten an Wänden und Decken entlang, als wäre das Schiff von Totenuhrkäfern aus Chrom befallen worden.
Das waren die eher sichtbaren Roboter. Mika hatte auch welche gesehen, nicht größer als Ameisen, die zierliche Schaltungen reparierten, hatte Tausenfüßler-Installateure in den kurzen Augenblicken entdeckt, als sie gerade durch Risse in Schläuchen und Leitungen sichtbar wurden, die sie gerade abdichteten, sowie Krebsdrohnen, die auf individuellen AG-Feldern durch die Gegend schwebten und dabei vor sich hinmurmelten, schließlich die glitzernden wandernden Pilze von Polis-Nanotech, die daran arbeitete, Belastungsbrüche an tragenden Verstrebungen zu beseitigen. Mika hatte gerade eine lange Arbeitsschicht auf der Krankenstation hinter sich gebracht, hatte dort Menschen und Menkis behandelt, und das, obwohl der eigene Arm noch schmerzte. Jetzt war sie damit fertig und fand endlich Zeit, ihr eigenes Projekt in Angriff zu nehmen.
Kaum war die Tür hinter ihr zugefahren, da steckte sie auch schon in dem Gerüst für partielle Virtualität und stand schließlich auf einer virtuellen Fläche. Sie manipulierte ein paar schwebende Icons und rief so diverse Ansichten und die Ergebnisse von Analysen auf, die von einigen Drohnen Jerusalems übermittelt worden waren. Durchsichtige Datensäulen tauchten rings um Mika auf und ließen die Antworten auf ihre Fragen durchlaufen.
In dem winzigen Eismond, der jetzt an Mikas virtuellem Himmel rotierte, lebten Würmer und gruben dort Tunnel ähnlich denen, wie Drache sie erzeugte. Mika öffnete ein Icon, ließ einen Ausschnitt des Mondes verschwinden und den Rest wie einen riesigen, von Würmern zerfressenen Käse herabsinken, damit sie sich das genauer ansehen konnte.
Obwohl von der Jack Ketek übermittelte Informationen über diese Kreaturen schon abgespeichert waren, fand Mika das Thema nach wie vor faszinierend. Ein Aspekt wies eine deutliche Ähnlichkeit zu Drache auf, wie er sich bei der ersten Begegnung mit der Menschheit auf Aster Colora präsentiert hatte: Anscheinend lag keine unterstützende Ökologie vor. Mika konnte nur spekulieren, dass die Ökologie, aus der die Würmer hervorgegangen waren, später zerstört worden war oder fern von hier lag, und das führte zu vielen entscheidenden Fragen. Das einsame Überleben der Würmer an diesem Ort legte nahe, dass sie nicht die primitiven Überlebenden einer Naturkatastrophe darstellten oder zufällig hierher befördert worden waren, und deshalb mussten sie auch in anderer Hinsicht starke Ähnlichkeit mit Drache aufweisen: Sie mussten als Produkt einer Ökologie auf eine Art und Weise entstanden sein, wie die Ökologie der Erde letztlich den Golemandroiden hervorgebracht hatte. Mit Sicherheit hatten sich die Würmer nicht auf natürlichem Weg in ihre derzeitige Form entwickelt.
»Faszinierend, nicht wahr?«, warf Jerusalem ein und tauchte neben ihr auf. »Was?«, fragte Mika. »Das Leben. Aber andererseits: Was ist Leben? Diese Würmer, die sich ihren Weg durch schwammiges Gestein bahnen — sind sie eine Lebensform? Ist Dschainatechnik eine Lebensform? Bin ich eine?«
Ah,
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