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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Hourne fand. Zuerst war er erstaunt, dass der Agent überhaupt zugelassen hatte, von Skellor gefangen genommen zu werden; dann war er traurig. Cormac hatte keine Kopie von sich angefertigt, und selbst falls er memoplantiert gewesen wäre, hätte diese Technologie nicht das überstanden, was jetzt bevorstand. Der Agent würde unwiederbringlich sterben. »Das ist nicht von Belang.«
    Das Programm wurde still und widmete diesen kleinen Funken seiner Aufmerksamkeit wieder dem Chaos der virtuellen Schlacht, um Skellor in Schach zu halten und ihm zu verbergen, welch subtile Steuerung das Programm über den Kurs des Schiffs ausübte. Viele Stunden später zielte Cento in präzise der berechneten Sekunde Schiffszeit auf die Supraleiterkabel, die zum Subraumtriebwerk über ihm führten, drückte ab und zog das violette Feuer über die Leitungen. Die Detonation schleuderte ihn zurück. Die Flanke der Stützsäule explodierte in den Subraum hinaus, und die Klümpchen geschmolzenen Metalls erzeugten seltsame Kaleidoskopeffekte, als sie das Schiff verließen. Über ihm stotterte das Triebwerk irgendwas Unheimliches hervor, was sich sogar auf Centos Golembewusstsein auswirkte, als die Supraleiterkabel kurz Protonenenergie ins Triebwerk zurücklenkten, ehe sie wie brennendes Magnesium aufflammten. Dann auf einmal wurde schwarzer, sternenbeleuchteter Raum durch die Rumpflücke erkennbar: Die Ogygian war wieder aufgetaucht. Cento legte einen Arm um einen Balken aus Blasenmetall, als etwas kurz an ihm zog, ihn wieder freigab und erneut zog. Gezeitenkräfte, vermutete er.
    Die vom APW-Feuerstoß geschwächte Säule verdrehte sich über ihm. Er spürte das schrille Kreischen durch das Metall, an dem er sich festklammerte, und sah, wie sich auch der Balken selbst verdrehte. Dann riss diese Kraft wieder an Cento, und die Subraumgondel riss vom Schiff ab, zusammen mit einem Großteil der Säule über ihm. Cento sah, wie sich das Bruchstück langsam entfernte, und wandte sich dem zu, was nach seinen Berechnungen das Ziel war. Der braune Zwerg ragte wie eine riesige Holzkugel aus dem Dunkeln auf; die Ogygian wurde schon zu ihm hinabgezogen, wurde schon von den Gezeitenkräften des Sterns auseinander gerissen. Cento nahm Kurs auf die Brücke. Jetzt wollte er auch den Notfallplan ausführen, um auf jeden Fall sicherzugehen. Es versprach eine sinnlose, wenn auch befriedigende Übung zu werden, denn in wenigen Stunden würden Skellor, das Schiff, alle losgerissenen Trümmerstücke, Cento und Ian Cormac einen sehr dünnen Film auf der toten Sonne unter ihnen bilden.
    Irgendwie war die Barriere zurückgeblieben: ein schimmernder Seidenhalbmond zwischen Mr. Crane und allem Wirklichen. Und doch ermöglichte ihm diese Trennung seltsamerweise, die Welt und seine Welten zu betrachten und das, was jetzt existierte, von dem zu unterscheiden, was der Vergangenheitangehörte. Der surreale Kampf zwischen einem Ptitter, der ein gigantisches Krustentier ritt, und dem stufenturmköpfigen Droon war real und geschah jetzt. Kurz spiegelte sich das auf dem gravierten Spielfeld wider, ehe der Geier seine Spielfiguren wieder zur Ordnung rief, indem er zupickte und etwas bedächtig herunterschluckte. Crane verschob das Kristallstück und starrte zur Meeresoberfläche hinauf. Da oben war es fantastisch hell, fast so hell wie eine Offenbarung. In seinem Schädel spürte Mr. Crane, wie sich etwas drehte und klickend einrastete, mit all der Eindeutigkeit eines Schiffes, das sich in eine Andockklammer fügte. Dem Vogelmann den Kopf abzureißen, das war keine besonders moralische Tat gewesen, und auch die Tötung Staleks durch Crane war nicht besonders nett gewesen; aber für das, was sie ihm - und wahrscheinlich auch anderen - angetan hatten, verdienten sie den Tod. Auch hatten sie außerhalb der Polis gestanden, und Crane hatte die Anweisung gehabt…
    In einem Winkel seines Bewusstseins erkannte Crane die heuchlerischen Ausreden eines Feiglings. Obwohl durch das Steuermodul der Pelters unter dem Befehl, die beiden Männer zu töten, war es nicht nötig gewesen, ganz so blutig zu Werke zu gehen. Er streckte die Hand aus und verschob eine blaue Eichel. Ein Schnabel kam ihm in die Quere, und Crane machte stattdessen einen Zug mit dem Duftfläschchen. Angespannte Erregung und Erwartung erfüllten ihn - das war die einzige Möglichkeit für die diversen Teile seines Verstandes, es zu sehen. Etwas von allen seinen Bestandteilen harrte an der Grenze zum Wirklichen und wartete

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