Der Messingmann
kurz.«
»Die Kapazitätsgrenze der Mikromeiler, mit deren Strom ich ursprünglich lief, während ich aus der Fabrik in den Schiffskörper übertragen wurde - der, nebenbei, jetzt gerade in flüssigem Wasserstoff versinkt.«
»Du hast Kontakt?«
»Nein, nur eine gute Vorstellung von Physik. Unsere einzige Außenverbindung besteht in der Stecknadelkamera, die im Augenblick meiner Aktivierung montiert wurde - und mir die Tatsache bewusst machen sollte, dass eine Außenwelt existiert.«
»Wir könnten diese zehn Jahre in einer virtuellen Welt zubringen«, schlug Aphran vor.
»Eine solche Existenz interessiert mich nicht.« »Dann speichern wir uns doch ab. Ich denke nicht, dass ich dieses Gespräch zehn Jahre lang in Gang halten kann.« »Dann gute Nacht.« Schwärze. Das Jäger/Killer-Programm hatte gewartet, bis er sich tief mit den Schiffssystemen verbunden hatte, wie Skellor wusste, und jetzt ging es wie eine Flut auf ihn los, trieb einen Daten tentakel nach dem anderen in seinen Verstand, sodass er nur Zeit fand, sich selbst zu verteidigen. Viel zu mühelos übersetzte sich der Angriff in ein virtuelles Szenario. Hier schien er die Situation umfassender zu durchschauen, während er die Icon-Steuerung über die eigenen Reaktionen gewann. Die ganze Sache wurde fast zu so etwas wie einem Computerspiel, wenn auch einem sehr realen, in dem er tatsächlich sterben konnte. Das Computersystem präsentierte sich in der Virtualität als in einem weißlich leuchtenden Raum schwebender Planetoid aus etwas unzusammenhängenden Blöcken, die durchzogen waren von Tunneln und Löchern. Darin kämpfte Skellor wie Kali, bewaffnet mit Schwertern und Äxten, verschob Blöcke und suchte nach einem Ausweg. Das Killerprogramm - mal eine einzige Schlange, mal viele, die wie die Hälse einer Hydra im Innern des Planetoiden wuchsen - patrouillierte die Tunnel, griff Skellor an, wo immer es konnte, und tat dies immer heftiger, je näher Skellor der Oberfläche des Planetoiden kam oder je dichter er davorstand, etwas Kontrolle über dessen Struktur zu gewinnen. Allmählich konnte Skellor bestimmen, welche Ansammlung von Blöcken mit welchen Schiffssystemen übereinstimmte, und die virtuelle Umgebung erlaubte ihm zu sehen, dass jedes davon der Schlange einen eigenen Platz bot. Er stellte auch fest, dass die Lage für ihn desto leichter wurde, je tiefer er sich in das System zurückzog - desto weniger eifrig attackierte ihn das Programm. Er riegelte die Blöcke ab, die das Gleichgewicht der primitiven Hartfelder des Schiffes im Subraum regelten, verwehrte dem Programm damit jeden Zugang und stellte fest, dass ihn das Programm, falls es nicht noch über Ressourcen verfügte, die ihm bislang verborgen blieben, weder umbringen noch lange festhalten konnte. Ihm blieb nur die Vermutung, dass hier ein ganz anderer Plan greifen sollte.
Ehe er diese Frage zu ergründen vermochte, griff das Programm erneut an. Vier Schlangen schössen aus den Blöcken der informationstechnischen Dunkelheit hervor. Zwei davon gingen auf Skellor los, und zwei nahmen sich die Struktur vor, die er umgebaut hatte. Den Datenstrom eines dieser Angreifer durchtrennte er mit einem just vorbereiteten Virus direkt an der Quelle. In der Virtualität durchschlug die Axt den Schlangenhals, und der glotzende Kopf fiel herunter, während der Körper zurückwich wie ein durchgeschnittener Luftschlauch. Skellors zweiter Hieb ging auf den Hals seines zweiten Angreifers nieder, als dieser gerade die Kiefer um seinen Arm schließen wollte und ihm Fangzähne ins Pseudofleisch rammte. Der Hals bog sich unter dem Hieb durch wie ein Kabel, blieb aber unbeschädigt - denn der Datenstrom hatte sich an das Virus angepasst. Skellors Arm wechselte sofort die Farbe, während dort Killerdaten hinaufgeladen wurden.
Noch während Skellor das Virus modifizierte, wendete er es rasch auf sich selbst an und amputierte den vergifteten Arm. Mit dem gleichen Schlag hieb er den Kopf der zweiten Schlange ab, ehe er sich den beiden übrigen zuwandte, die geschäftig darauf bedacht schienen, sein Werk zu ruinieren. Jetzt wusste er, wie stark er das Virus modifizieren musste, ließ mehr Äxte aus den Fäusten wachsen und griff an, schlug und hackte wie rasend um sich. Als dann überall blutige Fetzen um ihn herumschwebten, fragte er sich, warum dieser Angriff so heftig vorgetragen worden war.
Er wich vom virtuellen Blick auf seinen Kampf zurück und öffnete sein Verständnis für eine rein
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