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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Versuchung…
    Es gab da ein Sprichwort, das man einer menschlichen Figur des neunzehnten Jahrhunderts zuschrieb, die scheinbar eher durch ihre sexuellen Neigungen bekannt geworden war als durch ihre Fertigkeit mit dem Füllfederhalter … oder der Schreibfeder.
    Drache kannte die Gefahren der Dschainatechnik, aber auch die Möglichkeit, sie in ihrem Entstehungsstadium lenken zu lernen … Die Polis-KIs mussten über diesen Aspekt der Technik Bescheid wissen, und Drache konnte verstehen, warum einige von ihnen sich abgespalten hatten, um sich in den Besitz der Dschainatechnik zu bringen.
    Ich kann allem widerstehen, außer der Versuchung.
    Ah…
    Sehr schnell lernte Drache noch etwas anderes zu verstehen. Mit Sicherheit waren die höheren Polis-KIs schon vor einiger Zeit darauf gekommen, wie Dschainatechnik funktionierte. Daher auch das hiesige Szenario: Die Falle war nicht nur Skellor gestellt worden, sondern auch den KIs, die nicht die erforderliche Selbstbeherrschung zeigten. Dem Wesen gefiel die Vorstellung nicht, dass dieselbe Falle auch mit Bedacht ihm selbst gestellt worden war, aber es musste einräumen, dass diese Möglichkeit bestand. Aber egal: Auf der Oberfläche von Cull fand man einen Gegenstand, der einen neuen Skellor erschaffen konnte, oder, falls von Polis-KIs oder Drache selbst benutzt, etwas noch Schlimmeres. Drache hatte das Gefühl, dass der Dschainaknoten… anderswo sicherer aufgehoben war. Während er nach wie vor an der Reparatur seiner Subraumtriebwerke arbeitete, um die stundenlange Fahrt zum Planeten auf Minuten zu verkürzen, entdeckte er auf einmal eine Subraumsignatur. Als er das schiere Ausmaß dessen spürte, was hier durchkam, wurde Drache in seinen vielen Tausenden Mägen flau zumute. »Na, wohin bist du wohl unterwegs?«, fragte Jerusalem.
    Seltsamerweise waren KIs, die Golemkörper betrieben, geduldiger als solche, die Raumschiffe und Runcibles steuerten und die ein enormes Verständnis von der Zeit und dem Universum besaßen. Cento wartete völlig reglos, völlig passiv, während sich die Stunden vorbeischleppten. Nur ein paar hundert Meter von ihm entfernt, am Grund der Maschinensäule auf der Kommandobrücke, hatte das Jäger-/Killerprogramm der Jerusalem Skellor immobilisiert. Vielleicht konnte Cento, wenn er mit seiner APW dort hinunterging, den Biophysiker in ein äquivalentes Häufchen Asche verwandeln. Aber vielleicht war das nicht gut genug. Dieses spezielle Vielleicht diente nur als Ausweichplan.
    »Hältst du ihn immer noch fest?«, fragte er, obwohl er in Wirklichkeit keinerlei menschliche Worte benutzte.
    Das Programm antwortete in derselben Computersprache. »Ich halte ihn fest. Bereite dich auf deinen Einsatz vor.«
    Das Killerprogramm hatte sämtliche Berechnungen im Computer der Ogygian vorgenommen,
    ehe es Cento die Idee erläuterte. Es tat dies nur Minuten, nachdem Skellor den Funklaser angeworfen hatte. Cento zweifelte jedoch an der Genauigkeit der Ergebnisse, die ihm das Programm vorlegte. Es war keine Schiffs- oder Runcible-KI, tatsächlich war es überhaupt nicht als KI eingestuft (obwohl Cento sich insgeheim eingestand, dass dies wohl aus Gründen der Zweckmäßigkeit unterblieben war), und der Computer der Ogygian war primitiv. Als das Programm Cento jedoch die Größe des Ziels und dessen Absichten zeigte, musste er zustimmen. Skellor würde von dort nicht mehr entkommen, egal welche Fähigkeiten er besaß. Cento musste jetzt die eine Maßnahme ergreifen, zu der das Programm unfähig war - liefen doch alle seine Handlungen auf informationstechnischer Ebene ab -, und auch er würde nicht mehr entkommen. Der Golem war eine KI und von einer KI erzeugt worden und verfügte außerdem über eine in Earth Central gespeicherte Kopie, und so betrachtete er seine persönliche Vernichtung nicht in der gleichen Weise, wie es ein Mensch oder Menki getan hätte, wie Fethan sich auch immer selbst einstufen mochte.
    »Da ist noch etwas anderes zu erwähnen«, warf das Programm ein.
    »Und das wäre?«
    »Skellor hat eine Geisel mit an Bord gebracht.«
    »Das ist bedauerlich«, sagte Cento, »wirkt sich aber nicht auf den Plan aus. Der Verlust von ein oder zwei Leben, sogar ein paar hundert Leben, ist ein recht geringer Preis, wenn man dadurch Skellor los wird.«
    »Die Geisel ist Ian Cormac.«
    Cento erlebte eine spontane Gefühlsaufwallung, etwas, was er nicht mehr gespürt hatte, seit er sah, wie Ulriss starb, und dann die eingeäscherten Leichen von Shayden und

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