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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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komplett, wenn sich diese Kreaturen auf die muskulösen Hinterbeine erhoben oder ihre Kompositköpfe auf getrennten Hälsen auseinander falteten.
    »Ah, ich denke, den Sandrutschen der Gerüchte kann man viel Wahrheit entnehmen. Zweifellos wurde viel alte Technik neu entdeckt oder neu gelernt - aber übertroffen?« Anderson schüttelte den Kopf.
    »Aber sie haben Fortschritte erzielt… so viel wirst du doch eingestehen?« Der Junge deutete auf die Stadt.
    »Das gestehe ich ein, obwohl man eine entsprechende Schlussfolgerung schon hätte ziehen können, ehe man dieser Stadt ansichtig wurde.«
    »Und wie?«
    Anderson musterte den Jungen. »Gossenhändler werden reich, indem sie die Stadt mit Kohle und Erzen beliefern, nicht wahr?«, deutete er an.
    Tergal warf ihm einen Blick zu. »Davon weiß ich nicht viel. Meine Mutter war Händlerin von Geburt, mein Stiefvater aber ein Mineraleur. Ich weiß, dass wir nur in flachen Gruben abbauen konnten, bis die Metalleure mehr Kohle und mehr Erz wollten. Mein Stiefvater hat früher davon gelebt, dass er eigenhändig Edelsteine abbaute. Heute beschäftigt er Hunderte Immigranten aus Dalure und sogar Rondure, und seine Bergwerke erstrecken sich bis unter die Berge. Aber kann man erhöhten Bedarf mit Fortschritt gleichsetzen? Er könnte auch einfach auf einen Bevölkerungszuwachs zurückgehen.«
    Anderson grinste. »Das ist ein Hinweis, aber man kann noch andere erkennen.« Er griff in die Gürteltasche und holte einen kleinen Stoffbeutel hervor, der mit einem Zugband verschlossen war. Er öffnete ihn und schüttelte sich Patronenhülsen auf die Handfläche. »Die verraten uns viel. Ich habe sie verstreut auf einem Lagerplatz von Gossenhändlern gefunden, und ich habe die Metallkugeln, die davon angetrieben wurden, aus den Überresten eines Sleers gegraben. Ich habe noch nicht die Waffen sehen können, die diese Dinger abschießen, aber nach der Größe zu urteilen, ist der Treibsatz doch etwas wirkungsvoller als mein Schwarzpulver.« Er deutete mit dem Kopf auf den Steinschloss-Vorderlader, den er in einem Halfter am Sattel mitführte. »Ich denke mir, dass diese neueren Waffen keinen Qualm erzeugen und sogar für eine schnelle Schussfolge ausgelegt sind.«
    »Was führt dich zu dieser Annahme?«, fragte Tergal schelmisch.
    »Die Geschosse sind gleichmäßig geformt und somit vermutlich keine Einzelanfertigungen. Wir wissen von jeher, wie Repetierwaffen funktionieren, verfügten aber nie über die nötige Materialverarbeitung und industrielle Infrastruktur, um sie herzustellen. So etwas aufzubauen, das erfordert Zeit, Mühe und eine beträchtliche Organisation. Hat man aber erst mal ein solches Niveau an Fachkenntnis erreicht, warum dann nicht die besten Waffen herstellen, die man überhaupt entwerfen kann?«
    »Und?«, fragte Tergal nach.
    Anderson wog die Patronenhülsen auf der Hand, als wollte er zu einem Urteil gelangen, schüttete sie dann wieder in den Beutel zurück und steckte diesen in die Gürteltasche. »Eindrucksvolle Waffen, sicherlich in Massen angefertigt, aber nicht das Produkt einer Technologie, mit der unsere Lebensform ursprünglich auf diesem Planeten eintraf. Denkst du, nachdem sie die alte Technik übertroffen hätten, würden die
    Metalleure noch etwas so Primitives herstellen? Wo bleiben dann die Impuls- und Strahlenwaffen?«
    »Ja, ich verstehe.« Der Junge zuckte die Achseln.
    »Natürlich erzähle ich hier womöglich nur absoluten Quatsch«, setzte Anderson hinzu.
    Tergal brummte ein paar hässliche Ausdrücke. Dann schlug er mit dem Stachelstock nach dem Sinneskopf seines Reittieres und erzeugte damit statische Funken; das Tier bäumte sich auf und warf ihn beinahe aus dem Sattel, als es vorstürmte. Anderson betrachtete den Jungen noch einen Augenblick lang und wandte sich dann dem Augenfühler zu, den Bonehead aus dem oberen schweinshaften Sinneskopf ausfuhr und zu seinem Reiter umdrehte, um diesen missbilligend zu mustern. Anderson zuckte die Achseln und legte die Finger vor die Lippen, um anzudeuten, dass er selbst den Mund halten würde, und Bonehead saugte den Augenfühler wieder in den Schädel und blickte nach vorn. Anderson beschloss, den jungen nicht weiter zu sticheln.
    Ursprünglich hatte Anderson geplant, diesen letzten Abschnitt seiner Reise zu den Ebenen allein zurückzulegen, aber der junge Mann, der eines Abends in seinem Lager auftauchte, schien nicht wieder weggehen zu wollen. Noch musste Anderson aus der Vergangenheit des Jungen

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