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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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schlau werden, aber sicherlich spielten darin Diebstahl und, durchaus möglich, Mord eine Rolle. Anderson vermutete, dass der Junge auf einer Schwelle balancierte - angelockt vom Prestige, das eine Reise in Andersons Gesellschaft mit sich brachte, aber noch unentschlossen, ob er ihn ausrauben sollte oder nicht. Anderson gedachte, ihm sowohl diese Entscheidung als auch deren Konsequenzen zu überlassen. Zumindest tat der Junge niemandem etwas, solange er mit dieser Frage rang. Im Vordergrund stand für Anderson zunächst, dass er sich über die Gesellschaft und ein interessiertes Publikum für die vielen Dinge freute, die seine Begeisterung weckten.
    Die betonierte Straße, die sich auf Golgoth zuschlängelte, die Stadt der Schädel (die ihren Namen der Ähnlichkeit vieler ihrer Häuser mit derlei Dingen verdankte), erreichte wenig später eine Kreuzung in den Vorbergen und wurde anschließend viel breiter. Bei forschender Betrachtung der Umgebung fielen Anderson weitere Spuren technischen Fortschritts auf. In der Ferne erblickte er Strommasten und vermutete, dass die Meldung zutraf, nach der die Metalleure das alte Kraftwerk in Bravence repariert hatten. Das Einzige, was den Wüstensand hier daran hinderte, Wanderdünen zu bilden, waren die weißen und gelben Flachgewächse, die man Eierflechten nannte, obwohl Anderson nicht die geringste Vorstellung hatte, woher diese Bezeichnung rührte - Eier waren etwas, das er bislang nur unterm Mikroskop gesehen hatte, und hatten rein gar nichts mit Flechten zu tun. Man fand hier aber auch ausgedehnte künstliche Flächen, auf denen Getreide und Wurzelgemüse angebaut wurde, Letzteres überragt von Bewässerungsgerüsten, und hier und dort weitläufige Gewächshäuser, gewöhnlich als Anbau einsamer Metalleur-Unterkünfte aus eloxierten Aluminiumblechen, die man auf Holzgerüste genagelt hatte.
    Sie waren der Stadt schon viel näher gekommen, als sie ein kleines Dorf durchquerten, und Anderson war fasziniert von einigen Fahrzeugen, die am Straßenrand parkten. Offenkundig waren sie nicht auf Gespanne aus Sandschweinen angewiesen. Er fühlte sich versucht, anzuhalten und sie sich mal genauer anzusehen, wollte feststellen, welche Art Triebwerk benutzt wurde -elektrische oder Verbrennungsmotoren oder Dampfturbinen -, da ihm das sicherlich eine zuverlässige Vorstellung von den Fortschritten der Metalleure vermittelt hätte. Er vermutete jedoch, dass er bald noch mehr solcher Fahrzeuge sehen würde - eine Annahme, die sich rasch als zutreffend erwies, als der Verkehr ihn und Tergal von der Straße drängte.
    »Tergal, ich denke, ich übernachte hier, ehe ich die Stadt betrete.« Anderson deutete auf eine Gaststätte ein Stück voraus. »Kommst du mit?«
    »Ich dachte, du hättest es eilig, Golgoth zu sehen«, wandte der Junge ein.
    »Eilig ja, aber nicht im Endstadium. Ich würde mir gern eine Vorstellung von dem verschaffen, wo wir hineinreiten - und derartige Informationen müssten in der Gaststätte zu erhalten sein.« »Dann komme ich mit«, sagte Tergal.
    Das Gasthaus bestand zwar aus glänzenden, lackierten Metalllegierungen und Glasflächen, hatte aber auch Schweinepferche hinter dem Haus, wiewohl diese viel kleiner ausfielen als der Parkplatz für die Motorfahrzeuge zwischen dem Gasthaus und der Straße. Anderson lenkte sein Schwein über die von Flechten stabilisierten Dünen direkt auf die Pferche zu, wobei die gespaltenen Hinterfüße des Tiers unterwegs ganze Büschel gelber und weißer Flechten aus dem Boden rupften. Tergal zögerte erst und lenkte dann das eigene Reittier hinterher. Als sie näher kamen, schlenderte ihnen ein Metalleur entgegen. Es waren der lange Mantel aus Schlangenleder, die Gesichtstätowierungen und die Sandbrille, die ihn als solchen auswiesen, denn Metalleure verfügten nicht über die schützenden Nickhäute echter Menschen. Anderson hielt sein Schwein an, und ihm fiel sofort die Waffe auf, die der Mann so hielt, dass sie auf seiner Schulter ruhte. Sie bestand ganz aus bläulichem Metall, war halb so lang wie Andersons Steinschlossflinte und hatte einen langen rechteckigen Aufsatz an der Seite, den Anderson als Magazin einschätzte. Das war der Grund, warum er hierher geritten war.
    »Wo sollen wir unsere Tiere unterstellen?«, fragte er.
    »Ihr könnt jeden Pferch nehmen«, antwortete der Mann und deutete mit der Waffe dorthin. »Im hinteren Schuppen findet ihr Aas, falls ihr sie füttern möchtet. Fünfzehn Pfennig pro

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