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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Erdbeben begonnen hatte. Zweifellos würden sich viele freuen, wenn die Stadt einstürzte, denn viele führten die Beben auf den sich ausbreitenden Bergbau der Metalleure zurück. Wenn er sich umsah, fragte sich Anderson außerdem, ob die Menschen auf der alten Erde oder dort draußen zwischen den Sternen auch so lebten. Er nahm den Anblick der Menschenmassen in sich auf, der hohen Metallsäulen, die abgeflachte Häuser aus eloxiertem Metall und Glas trugen, der zahlreichen Fußgängerbrücken und Böden, allesamt gehalten von einem Netz aus Stahlgerüsten. Er vermutete, dass die Antwort auf seine Frage nein lautete, denn der Zweck solch über dem Boden errichteter Behausungen war es, einige der weniger erfreulichen, sandkriechenden Bewohner Culls auszusperren, und bei Nacht schlossen sich die Menschen hier in die Sicherheit ihrer Häuser ein.
    »Und was hat dieser Lafrosten gesehen?«, fragte Tergal über den Cafetisch hinweg.
    Anderson studierte weiter seine Umgebung und bemerkte dabei, wie der Staub von hoch gelegenen Flächen geschüttelt wurde, während er seine Erzählung fortsetzte: »Lafrosten hat gesehen, wie ein Mond auf die Ebenen niederging, aber als er dorthin gereist war, fand er keine
    Spur davon. Er wurde von Sleer verwundet und dann von den Gossenhändlern im Stich gelassen, denen er ein Vermögen versprochen hatte, war er doch überzeugt gewesen, dass man an der Aufschlagstelle seltene Erze finden würde; so mühte er sich dann zu Fuß über die Ebenen. Und in der Wildnis stieg ein Drache aus dem Erdboden herauf und sprach zu ihm. Er sagte: >Gehe nicht weiter, denn hier ist jetzt mein Reich, und kein Mensch darf darin wandern.< Lafrosten kehrte in die Stadt der Metalleure zurück, aber niemand hier schenkte seinem Bericht Glauben. Er wiederholte ihn daraufhin in all den Städten von Bravence bis zu den Bergen von Rondure, wo ich ihn als Kind hörte. Und als die Zeit für meine Prüfung als Rondurischer Ritter kam, entschied ich, Lafrostens Weg zurückzuverfolgen und den Drachen zu erschlagen.«
    Anderson drehte sich um und verfolgte, wie sich ein langes Fahrzeug, segmentiert wie eine Laus, die Straße heraufmühte, und seine Vibrationen gesellten sich zu denen des Erdbebens hinzu. Die meisten hiesigen Fahrzeuge waren Personenverkehrsmittel wie das, mit dem Laforge sie hergebracht hatte, und Anderson fragte sich, welchen Zwecken dieses neue Vehikel diente. Dann wanderte sein Blick weiter die Straße entlang, dort hinauf, wo umwabert von Mief und Staub der Industrie die Oberstadt wie ein Märchenschloss auf den Sandtürmen ruhte, jedoch umgeben von einem Gestrüpp aus Hochstraßen, die zu ihr führten. Was für ein gewaltiges Erdbeben war wohl nötig, um sie zu Fall zu bringen?
    Tergal musterte Anderson über den Rand seines Glases voller Flechtenbier hinweg. »Warum möchtest du einen Drachen erschlagen?«
    Anderson wandte sich erneut dem jungen Mann zu und warf dann einen Seitenblick auf die Kisten, die seine eigenen Neuerwerbungen enthielten. »Nenne es das Draufgängertum der Jugend.« Anderson rieb sich die Narben beiderseits der Oberlippe, wo man seine Lippenfühler amputiert hatte. Er verzog das Gesicht, als er sich an die mit dieser Mannbarkeitszeremonie verbundenen Schmerzen erinnerte und an die freudige Arroganz, die sich darauf einstellte. »In vielen alten Geschichten ist es nun mal das, was man mit Drachen tut - man erschlägt sie -, obwohl sie in vielen anderen Geschichten auch als Gefährten und Freunde des Menschen auftreten. Aber ich habe mich nun mal für diesen Weg entschieden und muss ihm folgen, denn darin besteht eben das Wesen der Prüfung. Zwanzig Reisejahre haben meine Einstellung etwas verändert.«
    »Man braucht keine zwanzig Jahre, um auf einem Sandschwein von Rondure bis hierher zu reiten«, stellte Tergal fest.
    »Nein, aber sagen wir mal, dass meine Reise recht verschlungenen und interessanten Pfaden folgte, und dass ich viel gelernt habe.«
    »Aber du hast weiterhin vor, den Drachen zu erschlagen?«
    Anderson schnitt eine Grimasse des Argers. »Ich stehe jetzt zu kurz davor, um mich noch von dieser Aufgabe abzuwenden. Ich werde mir die nötigen Mittel beschaffen, um einen Drachen zu töten, und ich werde den Drachen finden. Ich vermute, was dann geschieht, hängt stark von dem ab, was der Drache seinerseits tut. Auch das gehört wiederum zum Wesen der Prüfung - die eigentliche Reise ist wichtiger als die Ankunft. Aber erzähle mir mal von deiner Reise,

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