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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Tergal.«
    Tergal nippte an seinem Bier und deutete mit wegwerfender Geste auf das Fenster. »Ich bin Gossenhändler von Geburt. Wir brauchen keine >Prüfungen<, um uns auf Wanderschaft zu begeben.«
    »Ja, aber normalerweise reist ihr in Karawanen und nicht allein. Außerdem hast du gesagt, dein Stiefvater wäre Mineraleur«, gab Anderson zu bedenken.
    »Mein Geburtsvater wurde von einem Sandmahlstrom verschlungen, und meine Mutter verfiel dann einem Mann, für den ich mich nicht erwärmen konnte. Ich nahm Stone, mein Sandschwein, und ging fort, um mir die Welt anzusehen. Meine Reise verläuft seither ziellos, aber ich frage mich, ob das für deine nicht genauso gilt.«
    Anderson nickte, nahm dann eine gebratene Steinlaus zur Hand, brach sie auf, holte das daumenförmige Stück Fleisch heraus und verspeiste es. Er musterte die Kräuselungen in einem Schnapsglas mit Quavit, ehe er es zur Hand nahm und einen Schluck trank. »Stimmt, es war von Anfang an eine Reise, die ich nicht beenden wollte - aber ich erachte den Erwerb von Wissen nicht als ziellos.«
    In diesem Augenblick brach etwas zwischen den Häusern auf der anderen Straßenseite zusammen. Anderson bemerkte, dass viele Passanten ihre Schritte beschleunigten und sich nervös umsahen. Es schien jedoch, dass das Erdbeben seinen Höhepunkt überschritten hatte, denn die Erdstöße ließen jetzt nach.
    »Warum möchtest du deine Reise jetzt zu Ende bringen?«, fragte Tergal - und tat so, als bekümmerte ihn der bebende Boden überhaupt nicht, dachte Anderson.
    »Ich denke im Grunde nicht, dass ich sie zu Ende bringen werde. Ich werde die Sandtürme durchqueren bis zu den Ebenen hinauf und dort meinen Drachen suchen, und dann mache ich wahrscheinlich einfach weiter. Ich schätze, ich reite dorthin, weil ich auf dieser Seite der Türme alles gesehen habe, was mich interessiert.«
    »Und wie steht es um Geld?«, wollte Tergal wissen.
    Anderson verspürte keinerlei Neigung, darauf zu antworten. Als zuvorkommender Mensch vermutete er, dass dem jungen Mann nicht ganz wohl war, weil Anderson ihr Zimmer bezahlt hatte, den Schweinepferch und jetzt auch ihre Speisen und Getränke. Aber als der, der er nun mal war, glaubte er auch fest daran, dass der Junge sich gerade darüber klar zu werden versuchte, ob es das Risiko lohnte, Anderson auszurauben. Bislang hatte er in dieser Hinsicht nichts unternommen - und Anderson lauerte auf jedes Anzeichen -, aber andererseits war Tergal womöglich ein besonders gründlicher und vorsichtiger Dieb.
    »Ich vermute, dass ich nicht viel Geld brauchen werde, bis ich die andere Seite der Ebenen erreicht habe. Zwischen hier und dort leben nicht viele Menschen«, antwortete der Ritter.
    »Aber du wirst Vorräte benötigen.« »Ja.«
    »Dann ich ebenfalls.«
    Anderson sah sich an, wie der Junge den kleinen Rucksack aufhob, den er in Laforges kleinem Dieselauto mitgebracht hatte, ihn auf dem Tisch öffnete und ein paar Klümpchen gelbe Jade vorzeigte. Als er diesen Hinweis auf Tergals Vergangenheit sah, fühlte sich Anderson auf einmal müde, verbunden jedoch mit Hoffnung für die Zukunft des Jungen. Dass dieser seinen unrechtmäßigen Erwerb in den Ankauf von Vorräten zu investieren gedachte, das bedeutete, dass er Anderson nicht auszurauben plante, zumindest vorläufig nicht.
    »Denkst du, dass ich dafür hier einen Käufer finde?«, fragte Tergal.
    »Das denke ich. Also hast du vor, mich zu begleiten?«
    Tergal antwortete: »Ich habe einen Mahlstrom und einen singenden Tornado zu sehen bekommen, und ich habe einst die Unbeständige See zwischen Dünen schwinden gesehen. Aber einen Drachen habe ich noch nie erblickt.«
    War es das? Fühlte sich der Junge jetzt zu einem anderen, weniger kriminellen Abenteuer verlockt? Anderson hoffte es, aber da er mit der menschlichen Natur so vertraut war, glaubte er nicht sehr an Wiedergutmachung. Als Tergal aufstand, richtete Anderson die Aufmerksamkeit wieder auf seine Umgebung und dann, als der Junge fortging, wandte er sich anderen Gedanken zu.
    Das Erdbeben hatte aufgehört, und wie stets fragte sich Anderson, was eigentlich die Ursache dafür war. Er hatte in der Bibliothek von Rondure über Erdbeben gelesen und auch über andere Dinge, die viele Jahre lang für die Menschen auf Cull keine Relevanz zu besitzen schienen. Hier
    auf diesem alten Planeten waren die radioaktiven Stoffe, die aus dem Kern aufstiegen, fast verbraucht, und während das Magma abkühlte, wurde die Planetenkruste immer dicker.

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