Der Metallschwarm
hielten in den Straßen der Siedlung Wache, und es dauerte nicht lange, bis die beiden Männer entdeckt und willkommen geheißen wurden. Jemand lief los, um Roberto Clarin Bescheid zu geben, und Davlin begann mit seiner Arbeit.
Clarin hatte keine Zeit verloren und die von Davlin versteckten Waffen und Geräte holen lassen. Er kam mit blutunterlaufenen Augen und zerzaustem Haar, erweckte den Eindruck, seit Tagen nicht mehr geschlafen zu haben. Bürgermeister Ruis wirkte ebenso ausgezehrt.
»Wie oft wollt ihr Leute von Crenna euch noch in solche Situationen bringen?«, sagte Davlin im für ihn typischen humorlosen Ton.
Ruis' Miene erhellte sich. »Helfen Sie uns aus dieser Patsche. Anschließend sind wir die langweiligsten Leute im ganzen Spiralarm, das verspreche ich Ihnen.«
Die Gefangenen hatten schon Vorbereitungen für die Verteidigung getroffen. Ein alter Datenschirm gab einen kurzen Überblick. »Margaret Colicos gibt uns Bescheid, wenn die Brüterin so weit ist. Wir haben genug gesammelt, um den Käfern richtig wehzutun, und es gibt genug Freiwillige, die sich um das Wehtun kümmern wollen. Crim und Maria Chan Tylar üben bereits mit den Waffen und bilden Schützen aus.« Ruis lächelte. »Mit der Mauer haben uns die Klikiss eine gute Verteidigungsmöglichkeit gegeben. Ein taktischer Fehler von ihnen. Wir können auf der Mauer Stellung beziehen und von dort aus auf sie schießen, wenn sie kommen, um uns zu holen.«
»Die Kugeln werden Ihnen eher ausgehen als die Klikiss«, prophezeite Steinman.
»Die Mauer ist vor allem dafür bestimmt, Sie hier drinnen zu halten.« Davlin ging die Liste auf dem Datenschirm durch: Projektilwaffen, Betäubungspistolen und Schockstäbe. Viele Kolonisten hatten damit begonnen, Schlupflöcher zu bauen, verborgene Falltüren und Tarnwände, und dahinter geheime Räume, in denen sie sich verstecken konnten. Aber Davlin zweifelte, ob das alles ihnen etwas nützte.
»Jede verstreichende Stunde gibt uns die Möglichkeit, den Schaden zu maximieren, den wir anrichten können.« Davlin klopfte mit dem Finger auf Davlins Liste. »Wir haben Sprengstoff, und damit lassen sich Landminen herstellen. Wir verstecken sie an den Stellen, wo die Klikiss in den ummauerten Bereich vorstoßen wollen. Darüber hinaus platzieren wir Bomben an der Mauer. Wir sprengen sie auf, wenn eine rasche Flucht nötig ist. Aber wenn es dazu kommt, hat bereits die letzte Phase begonnen.«
Davlin warf einen Blick aufs Chronometer. »Noch vier Stunden bis Sonnenaufgang. Wir müssen uns beeilen. Hoffen wir, dass uns noch einige Tage bleiben, bis es rundgeht.«
81 JESS TAMBLYN
Nachdem Jess und Cesca König Peter und Königin Estarra über die Clan-Politik der Roamer informiert und Theroc verlassen hatten, stand ihnen der ganze Spiralarm offen.
Jess empfand es als sehr angenehm, mit Cesca allein zu sein, mit seiner Frau.
Es gab ihnen beiden Gelegenheit, ihre Liebe füreinander und sogar den Grund für ihre Existenz neu zu bestimmen. Sie flogen durchs leere All zwischen den Sternen, brauchten weder Treibstoff noch Essen, nur die Energie der Wentals.
»Wir sind keine gewöhnlichen Leute mehr, Jess«, sagte Cesca. »Was auch immer wir tun - es könnten sich große Konsequenzen daraus ergeben. Beim Leitstern, was soll aus uns werden?«
»Bevor wir irgendwelche Entscheidungen treffen, möchte ich dir zeigen, worüber wir reden.« Jess lächelte. »Was wir in uns tragen.«
Er brachte ihr Schiff zu einem stürmischen Gasriesen, dessen rostrote Wolkenbänder Knoten zu bilden schienen. Cesca erkannte die Welt namens Haphine - erst vor einem Monat war sie hier gewesen. Aber sie hatte sich verändert. »Warum bringst du uns hierher? Ich dachte, die Hydroger sind besiegt.«
»Das sind sie auch. Du hast sie besiegt.«
»Mithilfe der Wentals.«
Das Schiff flog durch eine immer dichter werdende Atmosphäre, und Jess spürte Echos der Wasserentitäten in den Wolken. Er wusste, dass Cesca sie ebenfalls fühlte. Die Wentals reagierten und verbanden sich mit der Energie des Schiffes und in ihren Zellen. Haphine war einst ein Planet der Hydroger gewesen, doch jetzt gab es in den Tiefen dieser Welt keine Gefahr mehr. Sie sanken in die Wolken, umgeben von den gigantischen Ausmaßen des Gasriesen, und Jess schauderte plötzlich. Haphines Atmosphäre bot weitaus mehr Platz als jeder terrestrische Planet, war um ein Vielfaches größer als alles, was die Roamer jemals besiedelt hatten. Und diese Unermesslichkeit brachte ein ganz
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