Der Metallschwarm
Ärmel. »Bist du reich zurückgekehrt? Oma hat gesagt, dass du eine Schatztruhe mitbringst.«
»Nun, ich habe einige ildiranische Kostbarkeiten mitgebracht.« Sullivan lächelte, aber Lydias Gesicht verfinsterte sich. »Die solltest du besser verstecken, damit die Hanse sie nicht beschlagnahmt. Man würde eine Importsteuer von fünfzig Prozent oder mehr erheben.«
Sullivan gab sich zuversichtlich und erwiderte: »Wenigstens habe ich die ewige Dankbarkeit des Weisen Imperators.«
In den Augen seiner Frau lag eine sonderbare Schärfe. »Gut. Vielleicht müssen wir nach Ildira umziehen, wenn es hier so weitergeht wie bisher. Du ahnst nicht, was der Vorsitzende ...«
»Sei still, Mutter«, warf der älteste Sohn namens Jerome ein. Er sah sich um und schien zu befürchten, dass jemand mithörte. Sullivan wich ein wenig zurück. »Was ist los?«
»Nichts, nichts!«, sagte Jerome schnell und klopfte seiner Mutter auf den Arm. »Du kennst sie. Sie ist unzufrieden, wenn sie sich nicht über irgendetwas beklagen kann. Vielleicht machen wir alle mal Urlaub auf Ildira, irgendwann.«
Sullivan fing Lydias Blick ein. »Was ist hier geschehen? Ich bin von allem abgeschnitten gewesen und habe nur mit Roamern und Händlern geredet - kaum jemand von ihnen war gut auf den Vorsitzenden Wenzeslas zu sprechen. Stimmt es, dass er eine TVF-Kampfgruppe mit dem Auftrag losgeschickt hat, Theroc zu erobern und den König und die Königin gefangen zu nehmen? Hat er wirklich Rhejak übernommen?«
»Lass mich dies sagen, Sullivan: Es war klug von dir, auf ein großes Remmidemmi bei deiner Heimkehr zu verzichten. Keine Interviews, keine Bekanntmachungen. Es dürfte am besten sein, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen, um den Vorsitzenden nicht zu verärgern. Und es ist gut, dass uns gewisse Möglichkeiten offenstehen, für den Fall, dass die Erde kein angenehmer Ort mehr ist, Kinder aufzuziehen. Vielleicht wäre es besser für dich gewesen, auf Ildira zu bleiben.«
99 VORSITZENDER BASIL WENZESLAS
Basil konnte die Klikiss zum Vorteil der Hanse nutzen - auf diese Weise ließ sich am besten mit der Situation umgehen. Und der Erzvater des Unisono würde sein Sprecher sein.
Jedes Haar musste sich an der richtigen Stelle befinden, und nicht eine einzige Falte durfte sich zeigen - alles musste perfekt sein. Basil beobachtete, wie Friseure, Makeup-Spezialisten und Rhetoriker den Erzvater auf sein großes Debüt vorbereiteten.
Basil sah dem dicklichen alten Mann in die saphirblauen Augen. Diese Augen waren es, die sein Interesse für ihn geweckt hatten. Das klare Blau war natürlich, was Implantate überflüssig machte. Der Erzvater hatte eine tiefe, volltönende Stimme und einen dichten weißen Bart. Weite Umhänge fielen von seinen schlaffen Schultern herab, gaben ihm ein imposantes Erscheinungsbild und täuschten gleichzeitig über seine Leibesfülle hinweg. Sein Zeremonienstab war beeindruckend: golden und mit geschliffenen Edelsteinen besetzt, die alle poliert worden waren, damit sich selbst bei höchster Auflösung nicht der kleinste Fleck auf ihnen zeigte.
Der Erzvater wirkte beruhigend, und seine Ähnlichkeit mit dem Weihnachtsmann war kein Zufall. Sein väterliches Gebaren passte gut dazu. Das Unisono war seit langer Zeit ein bequemer Bestandteil des Hanse- Lebens, wie ein gutmütiger alter Hund ohne Zähne. Aber das würde sich bald ändern. Mit der Rede, die der Erzvater heute halten sollte, begann eine neue Epoche.
Vor einem Jahrhundert, als frühere Hanse-Vorsitzende das Unisono geschaffen und ihm mit dem Erzvater ein Gesicht gegeben hatten, waren die symbolischen Verbindungen mit großer Sorgfalt gewählt worden. Der Erzvater erinnerte Basil in vielerlei Hinsicht an den Alten König Frederick, eine gehorsame Marionette, die nicht zu klug gewesen war.
»Sie sind bereit.« Basil formulierte es ganz bewusst nicht als Frage.
»Ich glaube schon, Vorsitzender.«
»Sie müssen ganz sicher sein. Sie bekommen keine zweite Gelegenheit.« Der Erzvater straffte die Schultern. Er war immer ein guter Schauspieler gewesen. »Ich bin gut vorbereitet worden und kenne sowohl den Text als auch die Konsequenzen für den Fall eines Versagens.« Seine Lippen bewegten sich, als wollten sie mit dem weißen Bart eins werden.
»Kein Lächeln! Weder jetzt noch in nächster Zukunft. Es darf nicht die geringste Gutmütigkeit in Ihren Augen geben, während Sie von der sich anbahnenden Katastrophe sprechen. Wenn wir General Lanyans Bilder vom
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