Der Metallschwarm
als ihr einfiel, dass die Osquivel noch immer ein Notsignal sendete. Sie deaktivierte das Kom-System, kehrte nach draußen zurück und trat neben Robb. Sie umarmten sich wortlos und blickten in die Nacht.
102 JESS TAMBLYN
Das Wental-Schiff flog fort von Jonah 12, ließ auf dem Planetoiden eine zerstörte Station, tragische Erinnerungen und eine schimmernde Präsenz zurück. Die Wasser-Entitäten brachten Jess und Cesca zu einer bunten Wolke aus ionisierten Gasen, einem Nebel, der im Licht naher neugeborener Sterne glühte. Jess wusste, dass hier vor Jahrtausenden eine Schlacht statt- gefunden hatte, bei der die Wentals von den Hydrogern und Faeros besiegt worden waren. Ihre Moleküle hatten sich in der weiten Leere verteilt.
»Was war das damals für ein Krieg?«, fragte Cesca die Wasserwesen.
»Warum habt ihr sowohl gegen die Faeros als auch gegen die Hydroger gekämpft?«
»Ich dachte, die Faeros hätten sich gegen die Droger gewandt«, fügte Jess hinzu.
Die Faeros sind mit niemandem verbündet. Sie helfen, wenn ihnen danach ist, aber eigentlich wollen sie nur zerstören. Uns. Die Hydroger. Alles.
Das Wasserschiff glitt durch die dichtesten Bereiche des Nebels, und Moleküle sammelten sich an der Außenhülle. Jess und Cesca halfen den Wentals dabei, das weit verstreute Wasser einzusammeln, das einst Teil der Elementargeschöpfe gewesen war. Die Kugel begann zu wachsen. Individuelle Entitäten formten kollektive Kraft. Wie viele Wasserwesen warteten in der kalten Leere darauf, geborgen zu werden? Das silberne Schiff trank winzige Tropfen und führte sie zusammen, auf dass neue Wentals aus ihnen wurden. Wasser-Entitäten heulten, wuchsen, wurden stärker, lebten. Weder den Hydrogern noch den Faeros war es damals gelungen, sie völlig zu vernichten.
Jess fühlte immer mehr Zufriedenheit. Cesca drückte die Finger an die flexible Membran, beobachtete und berührte die zum Leben erwachenden Wentals. Der Besuch auf Jonah 12 hatte sie in aller Deutlichkeit an den Angriff der Roboter und den Tod all der Roamer erinnert, auch daran, dass sie dort fast gestorben wäre. Jetzt fühlten sie sich beide lebendiger als jemals zuvor.
Ihr Schiff setzte den Flug durch den Nebel fort, wurde dabei immer größer und nahm eine Vielzahl von Stimmen auf. Wir sind wieder zusammen. Jetzt müssen wir uns erneut verteilen, so weit wie möglich.
Jess wusste nicht, ob er Nikko Chan Tylar oder die anderen Wasserträger finden konnte, die ihm zuvor geholfen hatten.
Aber ihm kam eine andere Idee. »Warum fliegen wir nicht nach Plumas? Meine Onkel könnten die Wassertanker des Tamblyn-Clans für die Verbreitung dieser neuen Nebel-Wentals benutzen.«
»Während wir noch mehr von ihnen sammeln«, fügte Cesca hinzu.
Als sie den Eismond erreichten, stellte Cesca überrascht und erfreut fest, dass ihr Vater auf Plumas weilte. Denn Peroni war gekommen, um zu sehen, ob die Wasserminen wieder im Geschäft waren.
In den vollkommen restrukturierten Eishöhlen erklärte ein lächelnder Caleb: »Es gibt wieder jede Menge Ekti, und viele Welten der Konföderation warten auf Nachschub. Zahlreiche Handelsschiffe brauchen Wasser, Sauerstoff und andere Produkte, die wir liefern können.« Beim Sprechen kondensierte sein Atem in der kalten Luft. »Mit jedem Tag landen mehr Schiffe auf der Oberfläche von Plumas, um ihre Tanks aus unseren Reservoirs zu füllen.«
Von seinem Besuch im Ildiranischen Reich war Denn irgendwie verändert zurückgekehrt. Selbst Jess merkte den Unterschied - die Wentals in seinem Blut spürten eine unerwartete Resonanz.
Als Cesca ihren Vater danach fragte, schob Denn die meisten Fragen beiseite, doch seine Augen funkelten. »Jetzt ist alles anders! Der grüne Priester auf Ildira, die Techniker der Hanse ... Sie alle haben sich verändert.
Sie haben eine neue Art des Denkens entdeckt und sie mir beigebracht.« Es war kalt in der Eishöhle, und er trug nur ein Hemd mit einer dünnen Weste darüber, aber er schien nicht zu frieren. Obwohl Denn keine Wental-Energie in sich hatte, schien er die Elementarwesen spüren und sogar ihre Gedanken empfangen zu können.
»Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist.« Caleb schüttelte den Kopf. »Aber eigentlich habe ich ihn nie verstanden. Sollte ich mir deshalb Sorgen machen?«
»Nein, das dürfte nicht nötig sein«, erwiderte Cesca. »Er ... ist nicht gefährlich.«
Denn sah seine Tochter an und lächelte. »Vielleicht finde ich bald eine Möglichkeit, dich wieder zu berühren.
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