Der Metallschwarm
weiter. Wir versuchen es morgen und übermorgen.« Mit seiner Neigung für praktische und militärische Dinge hatte Gale'nh andere Sorgen. »Ich verstehe das Ziel nicht.«
Das war die größte Frage, wie Osira'h wusste. »Das Ziel besteht darin, unser Potenzial zu zeigen. Wie sind zu Dingen imstande, die anderen Leuten verwehrt bleiben - da bin ich sicher. Das Reich hat über viele Generationen hinweg hart daran gearbeitet, uns zu erschaffen.« Osira'h sah ihre Geschwister der Reihe nach an und merkte, wie der eigene Enthusiasmus auf sie überging. Tamo'l und Muree'n waren noch zu jung, um zu verstehen, worum es Osira'h ging, aber sie nahmen gern an etwas teil, das sie für ein Spiel hielten. Das Spielen war eine ganz neue Erfahrung für sie.
Gemeinsam beugten sie sich vor und berührten die goldene Borke. Osira'h strich über die Blattwedel. »Vorsichtig«, sagte sie, als Muree'n die Hand zu fest um den dünnen Stamm schloss. »Verletze den Schössling nicht.«
Selbst ohne den Telkontakt fanden die Mischlingskinder durch ihre Verbindung im Thism zueinander. Rod'h gesellte sich Osira'hs Selbst so hinzu wie auf Dobro, als sie versucht hatten, mit den Hydrogern Kontakt aufzunehmen. Ihre Thism Verbindung - oder war auch der Telkontakt Teil davon? - schuf ein privates Netz zwischen ihnen, das sie einander noch näher brachte, als es bei Ildiranern normalerweise der Fall war.
Osira'h leitete ihre Gedanken in den Schössling und fühlte Blätter, Borke, Kernholz und Wurzeln so, wie sie es den Erinnerungen ihrer Mutter entnommen hatte. Sie hatte ihr Bewusstsein Nira geöffnet und eine wahre Flut von Gedanken und Erinnerungen empfangen. Später hatte sie gelernt, die Rache des Weltwalds durch den Schössling zu kanalisieren, durch ihre Mutter und das eigene Selbst - zu den ahnungslosen Hydrogern.
Zwar waren sie Feinde, aber es gab Gemeinsamkeiten zwischen Verdani und Hydrogern auf einer elementaren Ebene. Darüber hinaus existierte eine Synergie zwischen Weltbäumen und Wentals - dass sie sich vereint hatten und in Form gewaltiger Verdani-Schlachtschiffe aufgebrochen waren, bot einen deutlichen Hinweis darauf. Zweifellos verhielt es sich bei den Faeros ähnlich.
Mentalisten und Linsen-Angehörige sprachen darüber, welche Verbindungen es im Universum gab, die nicht einmal der Weise Imperator sehen oder verstehen konnte. Osira'h glaubte, dass sie und ihre Geschwister mit dem doppelten Zugang zum ildiranischen Thism und dem Telkontakt der menschlichen grünen Priester in der Lage waren, in dieser Hinsicht neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Mit geschlossenen Augen folgte sie dem Weg der Fäden und Stränge zu den neuronenartigen Fasern im Stamm des Schösslings ... und darüber hinaus. Die anderen folgten ihr. Osira'h sah das Aufblitzen einer Verbindung, hörte aber nur das Flüstern ferner Gedanken und geisterhafter Stimmen, wie von einem gewaltigen Publikum, das nichts von den lauschenden Kindern wusste. »Wir sind nahe!«
»Ich spüre es«, sagte Tamo'l.
»Konzentriert euch weiter«, fügte Gale'nh hinzu.
Die wenigen Worte verschoben Osira'hs geistigen Fokus, und sie beugte sich zurück. Sie hatten einen verlockenden Blick darauf geworfen, wozu sie fähig sein mochten. Osira'h ahnte, dass eine Entdeckung auf sie wartete, die kein grüner Priester und auch kein Ildiraner verstehen konnte. Diese Vorstellung erfüllte sie mit Aufregung. Sie würde ihren Brüdern und Schwestern dabei helfen, das zu erreichen, was ihre besondere Abstammung ermöglichte.
»Diesmal hätten wir es fast geschafft.«
Rod'h blinzelte. »Mir ist jetzt klar, was du erreichen willst.« Erschöpft, aber auch voller Hoffnung stellten sie ihre Bemühungen für diesen Tag ein. Tamo'l und Muree'n sprangen auf, liefen übers glänzende, hohe Dach, blieben am Rand stehen und schauten auf Mijistra hinab. Gale'nh sah erst Osira'h und dann seinen Bruder an, wirkte dabei wie ein kleiner Soldat, der einige erklärende Worte erwartete. Osira'h rieb sich die Schläfe, als ihre Kopfschmerzen stärker wurden, aber selbst das stechende Pochen änderte nichts an ihrem Hochgefühl. »Morgen kommen wir dem Ziel noch näher.«
24 ANTON COLICOS
Anton hatte nie nach Maratha zurückkehren wollen. Nie. Mit jener Welt verband er die schrecklichsten Erinnerungen seines Lebens. Aber er konnte Vao'sh nicht allein gehen lassen, damit er die Niederlage der schwarzen Roboter für die Saga der Sieben Sonnen dokumentierte. Er stand im Kommando-Nukleus des Kriegsschiffs und
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