Der Metallschwarm
OX' Gedächtnisspeicher war von einem Roamer-Techniker erweitert worden, was ihm die Möglichkeit gab, neue Erinnerungen zu erwerben, ohne die komplexe Programmierung zu löschen, die dafür nötig gewesen war, das fremde Schiff zu fliegen.
»Jeden Tag verbringen wir mindestens eine Stunde zusammen, OX: du, ich und Königin Estarra. Wir helfen dir, die Dinge neu zu lernen, die du wissen musst.«
Der Lehrer-Kompi war über Jahrhunderte hinweg eine wichtige historische und politische Quelle gewesen. Peter hoffte, dass Basil Wenzeslas ihren Wert begriffen und irgendwo ein Backup angelegt hatte. Der Gedächtniskern des Kompi hatte umfangreiches, aus erster Hand stammendes Wissen über die Geschichte der Hanse enthalten.
OX drehte den Kopf, als sich zwei Personen näherten. »Ich grüße Sie, Tasia Tamblyn und Robb Brindle.«
Tasia hatte das königliche Paar und OX beobachtet. Ihr normalerweise recht keckes und selbstbewusstes Gebaren verriet einen tiefen Schmerz. »Ich hatte einmal einen Zuhörer-Kompi namens EA. Ich glaube, es war der Vorsitzende höchstpersön lieh, der ihn verhörte und dabei eine Gedächtnislöschung auslöste. EA gehörte viele Jahre zu meiner Familie, und ich habe versucht, ihm die Erinnerungen zurückzugeben, indem ich Geschichten aus meiner Kindheit erzählte und von unseren gemeinsamen Abenteuern berichtete.« Ihre Lippen formten ein trauriges Lächeln. »Es funktionierte. Ich konnte nicht alles ersetzen, was EA verloren hatte, aber gemeinsam schufen wir neue Erinnerungen.«
»Und welches Ergebnis haben Sie erzielt, Tasia Tamblyn?«, fragte OX. »Sind Sie letztendlich erfolgreich gewesen? Ich bin sehr interessiert.«
»Ich habe nie die Chance bekommen, es herauszufinden. EA wurde von den verdammten schwarzen Robotern zerfetzt.« Tasias Stimme überschlug sich fast, und ihre Schultern bebten. Robb legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm, und Tasia fasste sich wieder und trat einen Schritt vor.
»Wir haben also zwei gemeinsame Feinde«, sagte Peter. »Den Vorsitzenden Wenzeslas und die Klikiss-Roboter.«
»Ja, das stimmt.«
Robb räusperte sich. »Wir wollten Ihnen nur mitteilen, dass wir uns auf den Weg nach Osquivel machen. Denn Peroni bringt uns zu den Werften. Danke dafür, dass Sie uns mit dieser Aufgabe betraut haben. Wir werden Sie nicht enttäuschen.«
»Ein Herrscher muss die richtige Wahl treffen«, sagte Estarra. »Und Sie beide sind zweifellos eine gute Wahl.«
»Die beste«, erwiderte Tasia mit einem Lächeln und fand zu ihrer guten Stimmung zurück. »Ehe Sie sich's versehen, schicken wir Ihnen gut bewaffnete und gepanzerte Schiffe, die Theroc vor der Großen Gans schützen werden.«
»Ich wünschte, Ihnen bleibe mehr Zeit«, sagte Peter. »Aber ich fürchte, den Luxus haben wir nicht.«
»Keine Sorge.« In Robbs Stimme ließ sich keine Ironie vernehmen. »Wir kommen mit dem Zeitdruck zurecht.«
»Viel Glück«, sagte OX und überraschte sie damit.
29 MARGARET CÓLICOS
Margaret lehnte sich an einen der neu errichteten Türme. Der Harzzement hatte noch immer einen unnatürlichen ranzigen Geruch, der schließlich verschwinden würde, wenn das Material an der Luft und im Sonnenschein trocknete.
Margaret konnte die von einer Mauer umgebene Siedlung ganz nach Belieben verlassen und in sie zurückkehren, doch außer ihr schien niemand den Mut dazu zu haben. Die übrigen Kolonisten blieben in dem abgesperrten Bereich, aus Furcht vor den Insektenwesen. Margaret wusste nicht, ob die Klikiss sie in Ruhe ließen, weil sie ihre »besondere Musik« fürchteten, oder ob sie sich einfach nicht um sie scherten.
Bei den Klikiss hatte sie erfahren, dass es der Brüterin derzeit darum ging, die schwarzen Roboter zu zerstören, wo auch immer sie sie finden konnte.
An diesem Morgen war die erste große Streitmacht durch das Transportal nach Wollamor aufgebrochen. Sobald die Roboter keine Gefahr mehr darstellten, würden die Brüterinnen der neuen Subschwärme gegeneinander kämpfen, bis nur eine von ihnen übrig blieb.
Zwar waren die Klikiss damit beschäftigt, Rache zu nehmen, aber Margaret zweifelte nicht daran, dass sie sich früher oder später gegen die Kolonisten wenden würden.
DD drehte seine optischen Sensoren und sah in die Richtung, in die Margarets Blick ging. »Was beobachten Sie, Margaret?«
»Ich beobachte die armen Kolonisten. Sie verstehen nicht.«
»Wenn Sie mir sagen, was sie nicht verstehen, würde ich es ihnen gern erklären.«
»Nein, das ist unmöglich.
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