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Der Metzger bricht das Eis

Der Metzger bricht das Eis

Titel: Der Metzger bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Antwort des einen.
    »Einkaufen waren wir jedenfalls nicht!«, die Erklärung des anderen.
    »War ja randvoll das Ding, wär ja gar nichts mehr reingegangen, nicht einmal wir!«, die Ergänzung wiederum des einen.
    Und dann lachen sie, die beiden Bruchpiloten, winden sich vor Freude und wühlen dabei ihr Vehikel aus dem Schnee heraus.
    »Wo gefunden?«, will der Metzger nun alles andere als amüsiert wissen.
    »Wollen Sie vielleicht auch einen, oder wollen Sie mitfahren?«, ist die Frage des einen.
    »Das wird, glaub ich, ein bisschen zu eng für drei?«, die Vermutung des anderen.
    »Anschieben könnten Sie uns, dann brauchen wir nicht aufspringen!«, der Vorschlag wiederum des einen.
    »Wo gefunden?«, brüllt er jetzt, der Willibald.
    »Da hinten, auf dem Gehsteig!«, wird ihm erwidert, ohne Aggression, versteht sich, denn angebrüllt zu werden, damit haben die beiden offenbar zu leben gelernt. Dann ist er ausgebuddelt, der Einkaufswagen, und vergnügt laufen zwei wahlberechtigte Führerscheinbesitzer die Straße hinauf: »Also, was ist jetzt mit Anschieben?«
    So lustig kann es sein, das Leben.

9
    Patsch – hat es gemacht. Nur patsch. Enttäuschend. Wenigstens ein kleiner panischer Aufschrei wäre fein gewesen. Aber nein! Nicht einmal um Gnade hat sie gewinselt. Effektiv, aber stinklangweilig, mehr ist dazu nicht zu sagen. Schon allein aus reinem Eigeninteresse muss seine Performance zukünftig also besser werden. Jeder hat eben eine andere Vorstellung von Unterhaltung.
    Diesbezüglich stand bereits als Kind für ihn fest: Er wird sich eines Tages seine Brötchen wahrscheinlich nicht als Pfleger in irgendeinem Zoo oder Geriatriezentrum verdienen, er wird weder einen verwaisten Wurf mit der Flasche großziehen noch einem senilen Greis die Windeln wechseln. Nächstenliebe und Mitleid sind seine Sache nicht. Der erste Hamster wurde ihm als Geburtstagsgeschenk von seinen Eltern überreicht, drei Tage später war der Käfig leer. »Entlaufen«, lautete seine Erklärung – was weder heißt, er hätte später nie wieder ein derartiges Haustier besessen noch diesem Haustier nicht genau dasselbe Schicksal wie Hamster eins zuteilwerden lassen.
    Sparbüchse ausleeren, ab ins Zoogeschäft, Nager erwerben, dann damit nach Hause, warten, bis die Eltern schlafen, dem Bruder Bescheid geben, im Walt-Disney-Pyjama in die Küche, Ofen auf, Hamster hinein, 80, 120, 180, 220 Grad Ober- und Unterhitze und dann zuschauen. Besser als Fernsehen. Hinter der Scheibe ist dermaßen die Post abgegangen, dagegen ist so ein auf Hochtouren gebrachtes Laufrad die reinste Zeitlupe. Richtig zusammenreißen hat er sich müssen, dass er sich vor lauter Lachen nicht in die Hosen brunzt. Dem Bruder ist zwar nicht das Lachen, dafür das andere gelungen. Was ihm damals mehr Freude bereitet hat, der mit einem Schlag umkippende Hamster oder das heulende, sich anpinkelnde Weichei neben sich, das weiß er nicht. Was er aber weiß, ist, dass ihm schon in jungen Jahren seine Fähigkeiten bewusst waren, er seither erfolgreich an ihnen arbeitet und es mittlerweile auf eine recht stattliche Summe an Armbewegungen gebracht hat, die er während seiner gelegentlichen Spaziergänge durch den Friedhof absolviert. So viel Anstand muss selbst als Verursacher der Grabinschriften einfach sein, und so ein Kreuzzeichen tut ja wirklich nicht weh, schon gar nicht, wenn man bis zum vierzehnten Lebensjahr regelmäßig zum sonntäglichen Messdienst einrücken musste. Dort, wo er aufwachsen durfte, gehört das Ministrieren, das heimliche Urinieren in den Messwein, das heimliche Chili-Nachwürzen der Hostien und die offizielle zuerst pastorale, dann väterliche Tracht Prügel ebenso zum Heranwachsen eines Jünglings dazu wie die in einem Jutesack in der Regentonne ertränkte frisch geworfene Katzenbrut.
    Sein aktueller Einsatzbefehl ist jedenfalls klar: »Bring das in Ordnung und nimm dir alle Freiheiten!«
    Der Welt wurde bereits mittels Zeitung von seinem Wirken berichtet, die Nachricht wird sich verbreiten und dort, wo es nötig ist, entsprechend Sorge und Schmerz auslösen.
    Als Startschuss.

10
    Lang muss Willibald Adrian Metzger nicht suchen. Mit jedem Schritt näher wächst der dunkle Fleck im Schnee allmählich zu einem anständigen Hügel heran.
    Unfassbar, was alles in einem Einkaufswagen Platz hat, sieht er sich schon gewaltig schwitzen, denn eines steht für ihn fest: Die heimatlosen Habseligkeiten können hier nicht einfach so liegen gelassen werden.
    Entsprechend

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