Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)
Kompromissbereitschaft anhört, als würde eine Kobra einer lahmen Ratte erklären: »Lauf los, ich zähl inzwischen bis hundert.«
Nur, diesmal, das hat sich der Metzger geschworen, beißt seine geliebte Danjela auf Granit: »Soll ich dir sagen, wie deine Krainerparty ausschauen wird: Ein Würstl kannst du dir kaufen gehen, beim Standl ums Eck! Ich schaff das allein, du musst nicht auf mich aufpassen. Du musst auf Dolly aufpassen.«
»Aber mach ich mir Sorgen.«
»Danjela, es sind alle dort, außerdem, wer weiß, ob er überhaupt kommt.«
»Jetzt sag, ist das ein Kompromiss?«, wollte Josef Krainer am heutigen Morgen wissen und konnte es nicht fassen. Drei Tage sind erst vergangen, seit ihm dieses Prachtweib über den Weg gelaufen ist, und mehr Zeit hat er auch nicht benötigt, um in sich den Wunsch zu orten, Eva-Carola Würtmann gar nicht mehr nach Hause gehen lassen zu wollen. Und wie es den Anschein hat, wollte auch sie nicht.
»Heute ist dein Sechziger, und das ist dein einziger Geburtstagswunsch?«, flüsterte sie nach äußerst kurzer und umso intensiverer Nacht mit glasigen Augen: »Aber, aber, du kennst mich noch gar nicht richtig, da kann ich doch nicht gleich einziehen?«
»Wie gesagt, es gibt nur die eine Bedingung: Du kaufst dir keinen neuen Hund. Ist das jetzt also ein Kompromiss oder nicht?«
»Ein Kompromiss? Ein Wunder ist das«, war zuerst Eva-Carola und kurz darauf auch Josef Krainer dank alles anderer als jugendfreier Methoden die Beglückung anzusehen.
Da spazierten die beiden Turteltauben bereits ins Badezimmer, läutete das Telefon.
»Ja, Dr. Maier! Wie lieb, dass Sie mir schon in aller Früh zum Geburtstag gratulieren, obwohl wir uns doch am Abend sehen. Sie haben doch nicht vergessen?
–
Nicht. Fein. Da wär ich nämlich ganz schön enttäuscht, wenn Sie nicht kommen, das ich sag Ihnen. Und als Enttäuschter mag ich mich selber ja gar nicht, da komm ich oft auf ganz blöde Ideen.
–
Nein, Ihre kleine Darya haben wir noch nicht gefunden, wir tun auch alles …
–
Ja, es ist wirklich unvorstellbar, dass genau in dem Moment, wo wir im Keller des Spitals einen der beiden Einbrecher Ihres Museums stellen, im zweiten Stock Ihr Pflegekind entführt wird. Unfassbar. Als hätte jemand von unserem Einsatz gewusst und nur drauf gewartet. Ich sag nur: Die undichten Stellen in den eigenen Reihen, aber das klären wir auch noch. Hat sich mittlerweile ein Erpresser gemeldet?
–
Nicht. Hat ja auch niemand gewusst, dass Sie überhaupt ein Pflegekind haben. Jetzt weiß es das ganze Land, die Medien sind voll davon.
–
Nein, Ihr Freund Dr. Lorenz ist auch noch aufgetaucht, glauben Sie, er steckt dahinter?
–
Das versprech ich Ihnen, lieber Dr. Maier, wir prüfen alles, auf Herz und Nieren.
–
Genau. Ab achtzehn Uhr.
–
Stimmt, noble Adresse, aber ich muss Ihnen ja was bieten. Nein, Scherz beiseite, werter Dr. Maier. Sechzig wird man schließlich nur einmal im Leben.«
Josef Krainer hat es in seiner Karriere ja schon mit vielen abgebrühten Menschen zu tun bekommen. Dr. Maier allerdings ist diesbezüglich eine Erfahrung der besonderen Art. Einzig Freude bereitet ihm die Gewissheit: Maier weiß nichts, wie auch. Gustav Eichner und Dr. Lorenz konnte er seit ihrem Verschwinden nicht mehr sprechen, ein Besuch eines seiner Mitarbeiter beim Weingut Sahlbruckner hat zu keiner anderen Erkenntnis als der, dass hier garantiert kein Gustav Eichner zu Besuch war, geführt.
Noah wurde instruiert, sich in Schweigen zu hüllen, das Spiel mitzumachen, und Darya ist bestens aufgehoben, dreifach bewacht und betreut von Dolly, Danjela, und all das in den Räumlichkeiten der zurückgekehrten besten Freundin Irmgard.
Es ist 18 Uhr, die Aufgabenverteilung ist klar, die Zahl der Eingeweihten beschränkt auf sechs Personen. Mehr braucht es auch nicht: Heinzjürgen Schulze, Josef Krainer, Irene Moritz, Willibald Adrian Metzger, Petar Wollnar und die abwesende Danjela.
Bis 18 Uhr wurde vorbereitet, der geräumige Pavillon inklusive Weinkeller eines Heurigen auf Vordermann gebracht. Arbeit gab es genug, und nichts davon betraf das Buffet, die Getränke, das Decken der Tische oder die Musik. Eine Tonanlage wurde trotzdem errichtet.
Gäste treffen ein, niemals hätte der Metzger gedacht, im Dunstkreis Josef Krainers diese Vielzahl an hochrangigen Persönlichkeiten anzutreffen. Der Geschenktisch füllt sich, um 19 Uhr biegt er sich schon leicht durch, was dem Restaurator die Bemerkung entlockt: »Sagen Sie,
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