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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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und Schweinigl Jürgen Schmidts erlegen, und zwar genau zu jenem Zeitpunkt, an dem sich auch der liebe Jürgen Schmidts erlegen hat lassen: von Margit Becker.
    »Na, Frau Poppe, da trau ich ja wohl meinen Ohren nicht!«, lautet Frau Beckers Begrüßung. »Haben wir es heute also lustig gehabt?«
    »Ob Sie es lustig gehabt haben, Frau Becker, das weiß ich nicht. Mein Tag jedenfalls war recht okay.«
    »Okay! Okay sagen Sie!« Und dann entlud sich an diesem denkwürdigen Tag gleich das nächste Gewitter. Sosehr Donner und Blitz auch auf Dolly niedergingen, sie war doch erfüllt von einer unaussprechbaren Seligkeit, denn eines stand bereits vor Betreten des Büros für sie fest: Dieser unsägliche Becker-Trampel samt der ganzen Bagage hier, am besten gleich inklusive ihrer eigenen Mutter, kann ihr in Zukunft den Buckel runterrutschen. Es gibt Tausende andere Orte auf dieser weiten Welt, die ihre Dienste mit Handkuss in Anspruch nehmen, und unter all diesen Orten gibt es zurzeit auch einen, zu dem es sie tatsächlich hinzieht.
    Fabiana nämlich hatte nicht nur die Einladung in Frau Beckers Büro für sie bereitliegen, sondern auch Rudi Szepanskys an sie gerichteten Brief.
    Umgehend öffnete sie das Kuvert, entnahm einen fein säuberlich, Ecke an Ecke zusammengelegten Bogen Papier, ein 500-Euro-Schein flatterte in ihre Hand, gefolgt von einem einzelnen Kalenderblatt, schließlich entfaltete sie den Brief, und da stand er wieder, dieser eine vollkommene Satz:
    Wenn das Universum bestimmt hat,
    dass ich der eine bin für dir,
    und du die eine bist für mir,
    dann gibt es auch ein uns.
    Dolly musste lachen, mit Tränen in den Augen: »Für dich, Rudi, ich bin die eine für dich.«
    Auf dem 500-Euro-Schein klebte ein kleiner Zettel, beschriftet mit dem Hinweis, das Geld am besten für die sofortige Heimreise zu verwenden, denn dem Universum könne zumindest räumlich schon etwas nachgeholfen werden.
    Auf der Rückseite war eine als geheim definierte Telefonnummer notiert mit dem Hinweis, keinesfalls anzurufen, bevor er sich melde, was definitiv die nächsten Tage sein werde – außer natürlich, es passiere ihr etwas.
    Dollys erster Gedanke war, obwohl ihr Rudi versichert hatte, dem wäre nicht so, der an eine möglicherweise vorhandene Ehefrau, an Kinder, an eine nach außen hin traute Familienwelt. Wurde sie wie schon so oft belogen, nur für das Spiel einer flüchtigen Nacht? Sie wollte es nicht glauben, auch weil da eben noch in geschwungener Handschrift stand:
    Ich bin da, in der Hoffnung, Du bist es auch bald …
    Voll Liebe, Dein Rudi
    »Liebe Frau Becker«, nutzte Dolly eine Atempause ihrer in Fahrt gekommenen Chefin, erklärte strahlend: »auch Ihnen noch ein schönes Leben. Ich kündige«, drehte sich um, verließ unter Schweigen das Büro und ging erneut schnurstracks zu Fabiana: »Wann geht der nächste Zug?«

    Gleichmäßig rattert es, als würde sie jemand sanft ins Land der Träume führen wollen. Morgen, wenn die liebe Frau Mama erwacht, wird für sie nicht nur Tino über alle Berge sein.
    Dolly lächelt, wenn auch mit einem Hauch schlechten Gewissens, dann schläft sie ein.

Das Salz und die Wunde
    Es wurde dann trotz der besorgniserregenden Fantasiegestalt Hans-Peter Weibl ein doch noch überraschend schöner letzter Abend. Im Rücken die untergehende Sonne, standen Willibald Adrian Metzger und Danjela Djurkovic ein Weilchen eingehängt vor der ruhig gewordenen Adria, unternahmen sogar im Anschluss einen kleinen Spaziergang und versprachen einander, nie wieder länger als laut Metzger: »Maximal eine Stunde!«, und korrigiert von Danjela: »Na, in schwierige Fälle brauch ich schon bisserl Spielraum nach oben!«, aufeinander böse zu sein.
    Es folgten ein ausgedehntes Abendmahl, eine rührige Verabschiedung von der verzweifelt nach ihrer Tochter Ausschau haltenden Frau Würtmann, schließlich gab man einander die Kontaktdaten und das Versprechen, sobald für Tino ein Ersatz gefunden wäre, gemeinsam mit dem Hündchen Edgar spazieren zu gehen.
    Dann war es endlich so weit, der Urlaub nahm sein Ende.
    »Schnell ist er vergangen. Und was hab ich eigentlich die ganze Zeit gemacht?«, stellte sich der Metzger die Frage, was kein Wunder ist. Egal, ob Leben oder Lebensflucht, die Lebenszeit läuft ab, und hier läuft sie besonders hurtig. Man frisst sich durch den Urlaub und hat trotzdem Hunger, der unbändige Appetit ersetzt die Tatenlosigkeit. Der Gleichklang, bestehend aus essen, schwitzen, liegen, schauen,

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