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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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sinkt, es folgt ein tiefer, genervt wirkender Atemzug, ein nicht minder gereiztes »Na geh, muss ich schon wieder auf Toilette« und das Verlassen des Abteils.
    »Hauswein«, entgegnet der Metzger, erhebt sich ebenso, kramt die Flasche hervor, widmet sich dem Drehverschluss und im Gegensatz zu seinem Prachtweib der Flüssigkeitszufuhr.
    Was insofern von Nachteil ist, da Alkohol dem übermüdeten Körper recht zügig in die Beine fährt. Da ist es vorbei mit dem festen Schritt, und gerade der feste Schritt soll, vor allem auf den Gängen eines dahinratternden Zuges, ein Schaden nicht sein.

    Danjela hat ihr Geschäft erledigt und ist überzeugt: Die Bauanleitung der von ihr frequentierten Toiletten kann nur einem entweder volltrunkenen oder aus anderen Gründen nicht ganz funktionstüchtigen Männerhirn entsprungen sein. Maximal im Stehen, sowohl was die Person als auch den Waggon betrifft, wurde da probegepieselt, folglich schön brav die Mitte getroffen und danach mit stolzgeschwellter Brust die Massenanfertigung freigegeben. Zu der Einsicht, dass es beim besten Willen mit der männlichen Zielsicherheit vorbei ist, sobald sich so ein Häusel in Bewegung gesetzt hat, braucht es nämlich weder ein technisches noch ein Architekturstudium, wahrscheinlich nicht einmal einen Kindergartenabschluss. Das will sie also sehen, wie sich die Herren Entwickler dann im fahrenden Zug testweise mit heruntergelassener Hosen hinhocken, ohne ihre entblößte Rückseite in jene trübe Suppe einzutunken, die von jedem einzelnen der zuvor brunzenden Männer unter Garantie der Klobrille anvertraut wurde. Eigene Frauentoiletten gehören her, sprich auf Schiene gebracht.
    Entsprechend angeekelt öffnet Danjela Djurkovic die Tür, zischt in Gedanken an die gerade eben vorgefundene unsägliche Sauerei: »Wie kann man nur so, so, so eine …!«, bricht ab und blickt in ein gebräuntes, freundliches Gesicht. Zumindest anfangs, denn auch Dolly Poppe hat ihr Gegenüber erkannt.

    So ist das eben mit der nonverbalen Kommunikation. Da steht einem ein Mensch gegenüber, macht ein Gesicht, als wäre ihm gerade ohne Lokalanästhesie der Weisheitszahn, der Daumennagel, der Wagen aus dem Halteverbot entfernt worden, und der erste Gedanke ist nicht: »Meine Güte, was ist mit dem los, Schmerzen, Kummer, etwas Saures erwischt?«, nein, der erste Gedanke ist: »Was bitte hat der gegen mich? Was hab ich Falsches gesagt, getan? Warum ist der beleidigt?«
    Innerhalb kürzester Zeit weicht die Fröhlichkeit in Dolly Poppes Gesicht einer kämpferischen Miene. Erstens quält sie ohnedies eine enorme Unruhe, zweitens der Heißhunger, und drittens ist ihr trotz aller Vorfreude auf Rudi Szepansky keineswegs so richtig wohl bei der ganze Sache. Er klappt also noch nicht wirklich hundertprozentig, der Ansatz:

    1: Mein Leben gehört mir.
    2: Es darf mir gutgehen.
    3: Ich darf alles daransetzen, dass es mir auch gutgeht.

    Und wer ist schuld daran: Mutter.
    Wie ein Dämon hockt ihr die werte Frau Mama im Hirn und hält sie im Schwitzkasten einer emotionalen Geiselhaft. Einerseits steht Dolly ja zu ihrer heimlichen Abreise, zu ihrer Entscheidung, Madame Würtmann samt ihrer unsäglichen Ichsucht mit Unwissenheit zu strafen, sich nicht die Freude, den Aufbruchswillen rauben zu lassen, andererseits ist da eben noch die aus dem Hinterstübchen ihres guten Herzens dringende leise Stimme, denn Mutter wird sie suchen, sich auf ihre Art und Weise Sorgen machen.
    Ja, und weil Dolly das ohnedies selbst alles weiß, sich über ihre innere Zerrissenheit ärgert, braucht sie sich nicht extra noch Salz auf offene Wunden streuen lassen, schon gar nicht von so einer wildfremden, unsympathischen Person.
    Außerdem, was bildet sich diese Dame, die ihre Mutter gerade einmal eine Woche lang kennt, überhaupt ein, ihr mit derart missbilligender, direkt bösartiger Miene ein vorwurfsvolles »Wie kann man nur so, so, so …« an den Kopf zu werfen!
    »Was geht Sie das alles an, möchte ich wissen?«, zischt Dolly zurück, ergänzt: »Dürft ich bitten!«, drängt sich vorbei und knallt die Tür zu.

    So ist das eben mit der verbalen Kommunikation. Zwei Menschen reden von etwas gänzlich anderem und meinen, es wäre dasselbe.
    »Aber, aber …« Danjela ist völlig vor den Kopf gestoßen, nur um ein paar Zentimeter nicht auch im wörtlichen Sinn. Haarscharf fällt das Türblatt vor ihrem Nasenrücken ins Schloss. Warum um Himmels willen faucht sie Eva-Carola Würtmanns Tochter so an? Es

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