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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Tajen«, sprich Dienstag, zwei Skulpturen an Maier übergeben werden sollen, hilft ihm ja aufgrund des Fehlens einer Zeit- und Ortsangabe genau nichts. Diesbezüglich hatte Angela Sahlbruckner deutlich mehr zu bieten: »Ja, Dr. Lorenz, alles bestens. Nein, Dr. Lorenz, Sie können sich auf mich verlassen. Dienstag, 18 Uhr vor der Praxis«, später dann: »Ja, Papa. Dienstagabend!«
    Der Dienstag hat es also auf jeden Fall in sich. Erstens besteht er, auch wenn das etymologischer Humbug ist, zu 75 Prozent aus dem Wort »Dienst«, was, verursacht durch die Zeitspaltung in Arbeits- und Freizeit, zumeist als Gegenwort zu »Vergnügen« aufgefasst wird, und zweitens handelt es sich bei den tatsächlichen Namensgebern des Dienstag, Tiu und Mars, um ausgewiesene Kriegsgötter. Und irgendwie ortet der Metzger diesbezüglich tief in seinem Bauch ein bedrohliches »nomen est omen«.
    Auch, weil eben die Heimreise des Triumvirats Eichner, Szepansky, Sahlbruckner, wie ihm Szepansky in der Hotellobby erklärt hatte, genau in dieselbe Stadt führte, die auch der Metzger sein Zuhause nennt. Folglich widmet er sich nun auf gut Glück seinem Telefonbuch.
    Weder bei seinem ersten Impuls, den Ärzten der Frauenheilkunde, noch bei der Allgemeinmedizin wird er fündig, also ackert er das Feld sukzessive von vorne durch. Bei C lacht sein Herz: Primarius Dr. Helmut Lorenz, zwei Adressen, einmal die Anschrift eines angesehenen kleinen, aber feinen Privatspitals, einmal nur eine Anschrift, was wohl die Eckdaten der Praxis sein dürften. Bei beiden der Zusatz: »Privat, Ordinationszeiten nur nach Vereinbarung«, was verständlich ist bei einem derartigen Kaperzunder.
    Auch das Durchblättern der Tagblätter führt zum Erfolg. Genau so, wie ihm Irene Moritz berichtet hatte, steht die Geschichte rund um Heinrich Albrecht in der Zeitung. Und genauso, wie es im Grunde zu erwarten war, steht Danjela im Wohnzimmer: »Sag, musst du rascheln mit Papier wie an Sonntagvormittag in Kaffeehaus. Bekomm ich beim besten Willen nix Auge zu. Kommst du jetzt ins Bett, aber dalli! Wird anstrengende Tag.«

    Um etwa sechs Uhr des nächsten Morgens sitzen die beiden bereits mit Petar Wollnar beim Frühstück. Ein guter Hausbesorger erfüllt eben seine in der Berufsbezeichnung bereits geforderte Dienstpflicht und sorgt sich. Und so gut sorgt sich Petar Wollnar um sein Gebäude samt deren Pappenheimern, da ist die Bezeichnung Sicherheitsdienst nicht aus der Welt. Folglich war es seinem leichten Schlaf nicht entgangen, wie da nächtens zwei völlig ermattete Gestalten, Schatten ihrer selbst, durchs Stiegenhaus schlichen.
    »Machen wir wieder sauber«, lautete sein Versprechen, und das hält er.
    Kurz nach sieben Uhr wird also geräumt, wird der Versuch gestartet, aus einer Müllhalde wieder so etwas wie eine Werkstatt herauszuschälen.

    Um etwa neun Uhr startet Danjela den ersten Anrufversuch bei Dolores Poppe. Auch die im 10-Minuten-Takt folgenden bleiben so lange verlorene Liebesmüh, bis schließlich der Frustrationspegel hoch genug ist, um sich mit einem zischenden »Na, dann rutscht du mir runter Buckel!« Luft zu machen.

    Um etwa 10.30 Uhr streift schließlich das erste Leuchten die Werkstatt: Die kleine Lilli, schon unhaltbar des Laufens mächtig, außer natürlich die eigenen Beinchen sind im Weg, erhebt in den Armen ihrer Mutter Trixi Matuschek-Pospischill widerspenstig ihr sopranöses Organ.
    »Nein, Lillimaus, du kannst heut nicht beim Onkel Willibald herumklettern. Es schaut hier zwar fast so aus wie bei uns daheim im Wohnzimmer, nur liegen am Boden nicht haufenweis Spielsachen herum, sondern Splitter und Scherben!« So sind es nur zehn untröstliche mit dicken Krokodilstränen verbundene Minuten, die der Metzger in den Genuss seines kleinen Sonnenscheins kommt.

    Ab etwa 15 Uhr steigt dann beim Metzger, ganz in Gedanken an Alois Hudetschek, die Unruhe.

Der Gemeindeferrari und die letzte Fahrt
    Er will ihm eben, auch was das Thema Kunsthandel betrifft, nicht mehr aus dem Kopf, der Name Maier.
    Und weil der Metzger ganz schlecht im Verdrängen ist, hat er sich während einer kleinen, auf dem WC absolvierten Aufräumpause als Lektüre die in seiner Werkstatt mittlerweile wieder einsortierte Broschüre des bekanntesten Auktionshauses der Stadt geschnappt und sich die bevorstehenden Termine zu Gemüte geführt. Und derer gibt es viele, was kein Wunder ist, denn ersteigern lässt sich so gut wie alles,
     
von A: Alte Meister, Antiquitäten, Asiatika,

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