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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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hernieder, und ein dumpfer Schlag, vereint mit einem energischen »Zum Dritten!«, macht einen Erdenbürger glücklich. »Herzliche Gratulation an den Herrn im hellen Anzug«, dröhnt es durch den Saal, weiße Handschuhe umfassen das Bild und bringen es weg.
    »Was für Gemälde?«
    Alois Hudetschek blättert den auf seinem Schoß liegenden Katalog nach vorn und zeigt dem Metzger die Bilder.
    »Und wer die zum Verkauf gegeben hat, wissen Sie vielleicht auch?«
    Alois Hudetschek zieht seine Augenbrauen hoch: »Da nutzert mir nicht einmal ein Kurzzeitgedächtnis was, weil so was interessiert mich nicht. Ich schau mir hier nur die Leut an, und da gibt’s zum Schauen genug. Besser als jedes Fernsehn ist das.«
    »Ich danke Ihnen«, spürt der Restaurator nun eine fast spitzbübische Freude. »Und, heut noch was vor?«
    »Ja: heimkommen. Das is mit 89 nicht selbstverständlich.«
    »Heut schon. Wenn es Ihnen recht ist, begleit ich Sie«, entgegnet der Metzger.
    »Ob mir das recht ist?«
    Und dann spazieren zwei Herren, beide nun im Besitz eines Kataloges des Auktionshauses, in der Abendsonne durch die Stadt. Eine wunderbare Stadt, wie der Metzger einmal mehr erkennen muss.
    »Drehen wir eine Runde, ich lad Sie ein?«, beweist nun auch Alois Hudetschek, dass selbst aus dem faltigsten Gesicht noch der größte Lausbub herausschauen kann.
    »Da herinnen würd ich gern sterben dürfen, bei der letzten Fahrt in die Remis!«, flüstert er wenig später seinem Begleiter zu und lächelt.

Pulverschnee und die Helden der Stadt
    »Justav, ick würd sajen, Noah sollte jetz bald mal in die Klinik. Det hilft ihm nämlich nich viel, wenn ihm deene Anjela det Beinchen streichelt. Wenn det hier erledigt is, übernehm ick ihn, da kannste dir uff ’n Kopp stellen, und …«
    »Der Junge is mir jetzt aber so was von wurscht, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Wir haben wirklich andere Sorgen.«
    »Det kann schon sein. Trotzdem versteh ick nich, warum wir jetz so Hals über Kopp losstarten, warum de mir det nich früher sajen kannst. Det brauch doch ne jenaue Vorbereitung?«
    »Ich bin die Vorbereitung, Szepansky, ich. Ich hab den Schlüssel, das Wissen, den Plan, ich bin die Quelle, ich weiß, wann der beste Zeitpunkt ist. Und jetzt reiß dich zusammen. Kapierst du eigentlich, was wir gerade für ehrwürdigen Boden betreten, was das alles hier für historische Bedeutung hat. Und jetzt da rein.«
    »Historisch! Ick war ja in der Schule nie so die jroße Leuchte, aber wenn ick det hier allet seh, denk ick mir …«
    »Halt endlich deinen Schlapfen, verdammt, das is keine Museumsführung, kapiert. Außerdem kannst ein bisserl ehrfürchtiger sein, wir sind gleich am Ziel, und dann ändert sich alles, auch für dich.«

    Keine Stunde nachdem Dolly noch vom Bahnhof aus die besorgte, verunsicherte Kurzmitteilung an Rudi geschickt hatte, klingelte ihr Telefon.
    Und alles musste sie ihm erzählen: von Tinos Schleife in der Kühlbox, vom Metzger, der sie warnte, bis zur Polizistin namens Irene Moritz, die er kontaktiert hatte. Eindringlich versuchte ihr Rudi einzureden, sie müsse sich keine Sorgen machen, er belüge sie nicht, er könne ihr vielleicht bald schon alles erklären, er müsse vorher nur noch ein paar Dinge erledigen, dann werde für immer alles anders.
    »Dolly, ick, ick, ick …«, wurde am Ende ihres Gespräches seine Stimme unfassbar sanft: »Ick liebe d… dir. Du bist meene Sonne, det musste mir glooben. Aber vor Samstag hab ick keene Zeit, unmöchlich.«
    Bis Samstag muss sie noch warten, nur bis Samstag und doch fast eine ganze Woche. Zu Irmgard konnte sie nicht, die ist zurzeit gar nicht hier, also was blieb ihr anderes übrig, als nach Hause zu fahren. Keine sieben Stunden später stand Mutter in der Tür. Mit Hund war sie ja schon grenzwertig, aber ohne Hund und ohne Partner, das geht gar nicht.
    Es ist kurz vor Mitternacht.
    Dolly muss hier weg. Morgen.

    »Meine Jüte, det Bild is ja schon im Katalog keen Hinkucker, aber so in echt is det ja nur noch ’n Jekritzel. Da jeb ick meener Nichte ’n Pinsel mit in den Kinderjarten, und die bringt mir ’n Jemälde mit na Hause, da wandert der fette Jaul hier aber so wat von ins Altpapier.«
    »Wie der Gaul ausschaut, Szepansky, kann dir aber so was von Blunzen sein, Hauptsach, das Endergebnis stimmt, und das wird es, das kann ich dir versichern.«
    »Justav, verdammt, da steht wer, da …«
    »Jo, hallo, Burschen. No, alles paletti. Pünktlich wie die

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