Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
Vom Netzwerk:
Inhaftierung äußerst kriminell tätig war, im Bereich Kunsthandel, Schmuggel, Geldwäscherei. Unter anderem hat er von Käufern wissentlich Geld aus kriminellen Machenschaften kassiert, für Gemälde, Skulpturen und andere Kunstobjekte. Was natürlich sehr schlau ist für beide Seiten. Der Käufer wird so sein schmutziges Geld los und dafür Eigentümer eines wertvollen Kunstobjektes. Wollte der Eigentümer dieses Kunstobjekt wieder zu Geld machen, war das dann dank Vermittlung Albrechts kein Problem – bis zu dem Zeitpunkt, als Albrechts Hauptwohnsitz ins Gefängnis verlegt wurde. Seit seiner Entlassung hat er sich zumindest laut unserem Wissensstand nicht strafbar gemacht. Jedenfalls war Albrecht vor seinem Tod hier auf einigen Auktionen, mehr weiß ich aber auch nicht. Und so wirklich beschäftigt hat sich Krainer mit der Geschichte, glaub ich, noch nicht.«
    Nachdenklich steht Irene Moritz auf, blickt ein Weilchen schweigsam beim Fenster hinaus und meint fast mit mystischer, leiser Stimme: »Aber seltsam ist die Ähnlichkeit der Fälle schon. Warum entnimmt man einem Toten die Augen?«
    »Ist vielleicht nächste Stufe von Botschaft, was steht auch hier auf Brief: Hast du schon gesehen zu viel von Angelegenheit, was geht dich nix an.« Dabei setzt Danjela eine sorgenvolle Miene auf und drückt die Hand ihres Willibald: »Hast du verstanden!«
    »Hab ich«, ist seine Antwort, auch wenn er bei so einer Geschichte allein seiner Profession wegen hellhörig wird. Immerhin besucht er gelegentlich selbst Auktionen oder Zwangsversteigerungen, hat schon einiges günstig erworben und teuer verkauft und ist durchaus darüber im Bilde, dass der Kunstmarkt als eine der größten Plattformen organisierter Kriminalität herhalten muss. Er ist zwar kein aufmerksamer Beobachter der Szene, aber doch jemand, der die Dinge ein wenig im Auge hat. Mit Kunst zu spekulieren eignet sich eben hervorragend, um Geschäfte zu machen, auch schmutzige.
    »Was hat der Tote an der Adria mit dem toten Albrecht zu tun, das ist die Frage«, stellt Irene Moritz sichtlich unzufrieden fest.
    »Ich weiß nur drei Dinge«, fügt der Metzger hinzu: »Erstens waren Eichner und Szepansky an der Adria, um für den Kunstsammler Dr. Maier eine Lieferung zu holen, die womöglich am Dienstag übergeben werden soll. Zweitens sind Eichner und Szepansky an einem Gemälde aus dem Maiermuseum interessiert, was insofern interessant ist, da Richard Hivela, der ebenfalls an der Adria war, einer der Haustechniker des Museums ist.
    Und drittens wissen Eichner und Szepansky alles über Maier, haben private Unterlagen, die in dieser geballten Form nicht einmal Dr. Maier selbst besitzt. Im Großen und Ganzen also ziemlich viel Maier.«
    »Na, dann werden wir zuerst anrufen Dolly, und dann redest du mit Szepansky!«, erklärt Danjela.
    »Zuerst ruf ich die Spurensicherung her«, erwidert Irene.
    »Das mach ich, wenn es erlaubt ist!«, ertönt es nun schroff aus dem hinteren Teil der Werkstatt.
    »Krainer, was …«, versucht Irene Moritz den Einsatz ihrer gefürchteten Autorität, und scheitert.
    »Moritz, über die Tatsache, dass Sie außer Dienst an Fällen mitarbeiten, die Sie nichts angehen, sprechen wir irgendwann unter vier Augen. Über die Tatsache, dass Sie als junge Mutter Ihren Sohn so einem Risiko aussetzen und einen Tatort besuchen, sprechen Sie allerdings sofort mit Ihrem Mann, haben Sie mich verstanden. Auf Wiedersehen!«
    »Aber …«
    »Nix aber. Abrakadabra würd ich eher sagen. Raus hier.«
    Also darf er alles noch einmal erzählen, der Metzger.

    Nach Abrücken der Spurensicherung zieht es ihn, begleitet von seiner Danjela, nach Hause, erschöpft von der Aufregung und tiefsitzenden Traurigkeit. Schlafen geht er dann im Gegensatz zu seiner Holden trotzdem nicht gleich, denn zu sehr hat ihn das Bedürfnis erfasst, sich in seiner Unwissenheit an jeden erdenklichen Strohhalm zu klammern, und deren gibt es zwei. Zwei, die er aus eigener Kraft in die Hand nehmen kann, in diesem Fall sogar im wörtlichen Sinn: Nummer eins: sein Telefonbuch, Nummer zwei: der Stapel an Tageszeitungen, der sich im Lauf der letzten Woche, säuberlich von Petar Wollnar am Vorzimmertischchen geschichtet, angehäuft hat.
    Anlass seines ebenso altmodischen wie simplen Griffs zum Telefonbuch ist der einzige Termin, der ihm in Erinnerung an letzte Woche im Gedächtnis geblieben ist, denn die von Szepansky gegenüber Eichner nach dem Surfer-Attentat getätigte Aussage, dass »in drei

Weitere Kostenlose Bücher