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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Maurer.«
    »Justav, den kenn ick doch, der war doch an der Adria, der hat doch mit euch Volleyball jespielt, det, det is doch der Fatzke, der Noah det Knie ruiniert hat, wat macht der hier?«
    »Sterben!«
    »–«
    »J-, J-, Justav, d-, du hast dem jerade drei Kujeln in den Kopp, det, det –«
    »Net deppat schauen, Szepansky. Da, nimm den Revolver, i brauch beide Händ! Herrschaftszeiten, das Ding ist sauschwer. Steck die Knarre ein und pack zu.«
    »Scheiße, Justav, du hast den einfach abjeknallt, det, det …«
    »Det is kein Verlust. Ich erklär dir gleich alles. So, du nimmst jetzt den Fetzen aus dem Rahmen, gehst vor, und ich sperr alles zu, kapiert!«

    Josef Krainer hat irgendwie kein gutes Gefühl.
    Zugegeben, er war vorhin im wahrscheinlich größten Wohnzimmer, das er sein Lebtag je betreten hat, der glücklichste Mensch auf Erden. Dr. Maier gratulierte ihm zur längst fälligen Führungsposition, versprach ihm, sich bestmöglich für den Fortbestand dieses Zustands einzusetzen, und bedankte sich für die stets ungebrochene Hilfsbereitschaft der letzten Monate.
    So ist das im Leben. Da stehen einem plötzlich scheinbar unnahbare, prominente Persönlichkeiten gegenüber, und durch besondere Umstände wird aus einer zufälligen Begegnung ein durchaus reger Kontakt, wird aus der Reserviertheit beinah ein Füreinander-reserviert-Sein: Dr. Konrad Maier zum Beispiel bekam während einer Benefizveranstaltung, die auch Krainer aus dienstlichem Anlass besuchen musste, auf der Toilette einen Herzanfall. Und wenn sich nicht zufällig Josef Krainer mittags eine Semmel mit einer Scheibe, wahrscheinlich schon länger auf den Verzehr wartenden Kümmelbraten, genehmigt hätte, folglich gerade am WC hockend darauf hoffte, die Verdauung möge sich wieder ein festes und nicht zähflüssiges Restprodukt abringen, wäre Dr. Maier mit Sicherheit nicht so glimpflich davongekommen.
    Seither wird Josef Krainer von höchster, durchaus gottähnlicher Stelle als Schutzengel bezeichnet. Ja, und dreimal durfte er seither diesem Namen schon gerecht werden. Eine dieser drei Begebenheiten zum Beispiel war kein Herzanfall des Dr. Konrad Maier, sondern ein um drei Uhr morgens stattfindender Wutanfall der zweiten Gemahlin Maria Maier, deren Vehemenz sich durch die alkoholgesteuerte Zertrümmerung des ebenerdigen Schaufensters eines Möbelhauses mit Hilfe eines Porsche Cayenne, zugelassen auf Maier, zum Ausdruck brachte. Da wirkt der Rat, umgehend das Weite zu suchen, in Kombination mit einer von Josef Krainer schnell ausgefüllten, vordatierten, einen Porsche Cayenne betreffenden Diebstahlsanzeige, natürlich Wunder – auch was den Pulverschnee auf dem Lederlenkrad angeht.
    So saß Josef Krainer an diesem Sonntagnachmittag also im Maier’schen Wohnzimmer, der liebe Dr. »Josef, wollen wir endlich ›du‹ sagen: Ich bin der Konrad« Maier äußerte aufgrund einer geheimen Quelle seine Befürchtung, im Museum könnte heute Abend etwas geplant sein, äußerte weiters die Bitte, ob der Schutzengel Josef nicht inkognito mit einer kleinen Mannschaft, natürlich gegen ein anständiges Taschengeld, anrücken könnte, um ein Auge auf das Gemäuer zu werfen.
    Und da sitzt er jetzt, allein, in seinem VW Golf BlueMotion, vor ihm der Privatwagen Gerhard Koglers mit zwei Kollegen, hinter ihm ein schwarzer Transporter, und wartet. Wie gesagt, er hat kein gutes Gefühl. Irgendwie passiert gerade so viel Undurchsichtiges parallel.
    Sein deutscher Kollege Heinzjürgen Schulze macht Druck wegen Maier, Moritz, Metzger und des toten Kollegen Albrecht, Maier macht Druck wegen seines Museums, und die Spurensicherung in die Werkstatt des Restaurators schicken musste er auch, weil dort nach einem Einbruch Zustände herrschten, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Nein, er wünscht dem Metzger nix Gutes, aber das war vielleicht doch eine Spur zu viel des Guten.
    Die Uhr zeigt 23:54, wenn das heute ein blinder Maieralarm wird, wird Josef Krainer vor seinem nunmehrigen Du-Freund Konrad das Händchen schön aufhalten. Einschlafen könnte er. Und wer ist schuld daran, seine Kollegen. Wer will schon einen dieser Kretins bei sich im Auto hocken haben. Nur, allein ist so eine mobile Beschattung natürlich ein hartes Brot.
    Mit schweren Lidern blickt er durch die große Glasfront des Eingangsbereiches ins Museum hinein, und schon macht es sich hurtig auf den Weg, heraus aus dem Nebennierenmark hinein ins Blut: das Kogler’sche Adrenalin.
    Da drinnen tut sich

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