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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Spürhund kundschaftet die Vymetal den Weg der eigenen vorangegangenen Stadionführung aus und weiß noch beinah jedes mit der Djurkovic hier gewechselte Wort. Für den Metzger alles nur bedeutungslose Fachsimpelei, leeres Geschwätz, erst die Führung durch die Spielergarderoben lässt ihn aufhorchen.
    „Die Danjela war ganz erpicht darauf, in die Garderoben schauen zu können“, meint die Chefin der Putztruppe, „besonders dem Owuso seinen Kasten wollte sie sehen.“
    Unüberlesbar stand an der Blechtür „Verräter“.
    „Na, der hat’s schwer gehabt hier, das glaubt ja keiner. Wenn die Superburschen so gemeinsam aufs Spielfeld einlaufen oder sich Schulter an Schulter zum Mannschaftsfoto zusammenhocken, denkt sich ja jeder Harmonie pur. Dass da aber in Wahrheit die Fetzen fliegen und im Hintergrund um ein Stammleiberl gekämpft wird, als ginge es um die Existenz, erfährt man erst, wenn einer ausschert, so wie der Owuso.
    Dem hat’s irgendwann gereicht, der ist der Presse mit der vollen Breitseite an Wahrheit ins Gesicht gefahren, dass sich die Mitspieler und der Trainerstab wohl gewünscht haben, der Owuso möge augenblicklich vom Erdboden verschluckt werden. Im fußballerischen Sinn ist das dann auch passiert, oder was ist die Ersatzbank anderes! Besonders für einen Torhüter, noch dazu einen, der ursprünglich als Einsergoali vorgesehen war.
    Ja, der Owuso hätte fix im Tor stehen sollen, nicht der Kreuzberger, dieser Quertreiber, dieser ewige Rassist. Der hat schon so einige Verfahren gehabt, Gewaltdelikte. Und dann setzt ihm der Heinz Hörmann, Sportdirektor des Klubs und Chef für den Spielereinkauf, diesen dunkelhäutigen Spitzenmann Owuso vor die Nase, na mehr hat der nicht gebraucht, der Kreuzberger.
    Aktion scharf, eingeschworene Fans im Rücken, Kicker Ultras nennen sie sich, diese Ansammlung an Idioten, Owuso-Auto demoliert, in seiner Wohnung randaliert, alles natürlich unaufgeklärte Angelegenheiten, aber jeder weiß, was los war.
    Innerhalb der Mannschaft sind die Fetzen geflogen, natürlich auch draußen auf der Straße. Der Leistenbruch vom Kreuzberger, so ist mir das zumindest zu Ohren gekommen, und was mir zu Ohren kommt, stimmt meistens, das ist gar kein Leistenbruch, da soll sich irgendein Fuß zwischen seine Beine verirrt haben, könnte auch ein Owuso-Fuß gewesen sein. So ist der Owuso wieder auf dem Spielfeld gelandet, und schließlich im Himmel. Und eines kann ich Ihnen sagen, Herr Metzger, Herzinfarkt war das keiner, da verwett ich mein Auto.“
    „Und woher wissen Sie das alles, wenn Sie ja Fußball gar nicht interessiert?“
    „Ich hab da meine Quellen!“
    „Die wären aber nicht unwichtig!“
    „Ist eine sehr private Angelegenheit, wenn Sie wissen, was ich meine. Oder glauben Sie ernsthaft, ich, als Chefin der Putztruppe, könnte der Danjela Freikarten besorgen?“
    „Na, jetzt sagen Sie schon, Vymetal! Ist es ein Spieler?“
    Die Vymetal macht eine längere Pause und schaut dem Metzger dann mit geneigtem Kopf und hochgezogenen Brauen fordernd in die Augen.
    „Der Zeugwart, Walter Kuransky, zufrieden? Aber Stillschweigen, das rat ich Ihnen, Metzger.“
    „Keine Sorge, ich weiß ja nicht einmal, was ein Zeugwart ist.
    Hat ja wahrscheinlich nicht unbedingt etwas mit einer gewissen waagrechten Komponente ihrer Beziehung zu tun, diese Bezeichnung, schätz ich mal. Auf jeden Fall ist das sicher eine der seltsamsten Berufsbezeichnungen, die mir jemals zu Ohren gekommen ist, kommt gleich nach Kammerjäger und Puppendoktor!“
    „Der kümmert sich um die Ausrüstung jedes einzelnen Spielers. Hat die intimsten Einblicke, gleich nach dem Masseur!“
    „Und den kennen Sie auch?“
    „Ist zufällig der Freund vom Walter!“
    „Und all die G’schichterln aus diesen beiden Quellen haben Sie der Danjela erzählt? Oder all das, was Sie mir vorhin geschildert haben?“
    „Genau das!“
    „Und dann haben Sie sie allein zu dem Fantreffen in die Alte Mühle gehen lassen!“, meint der Metzger mit sarkastischem und plötzlich gereiztem Unterton.
    „Die Danjela hat garantiert nicht erst meine Geschichte hören müssen, um auf die Idee zu kommen, beim Owuso könnte ein bisserl nachgeholfen worden sein, abgesehen davon, glauben Sie mir, wenn sich die Danjela was in den Kopf setzt, ist eine ganze Legion gut gemeinter Gegenargumente genauso nützlich wie eine Beschneiungsanlage in den Tropen, Sie sind der beste Beweis, Metzger.“
    Jetzt hätte der Willibald klarerweise gerne eine

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