Der Metzger sieht rot
stärksten Pflanzengifte überhaupt, das Spenderfläschchen inklusive Reste der höchst wirksamen Substanz im eigenen Spind untertauchen zu lassen.
„Wenn der Kreuzberger, übrigens der verschwundene Kreuzberger, nun selbst genauso erfolgreich untergetaucht ist wie das Fläschchen, na dann finden wir ihn spätestens morgen.“
Vor dem inneren Metzger-Auge zieht eine Schar Prozessionsraupen, im Schlepptau die anfängliche Owuso-Vergiftungsidee, vorbei, und den Willibald gruselt es vor seiner eigenen wirklichkeitsnahen Intuition. Im Vergleich zum zukünftigen Grauen in Anbetracht plötzlicher innerer Einsichten fällt dieses Gruseln allerdings eher in die Kategorie Versteckenspielen am Kindergeburtstag. Da wird dem Metzger noch ein einzigartig furchtbares Licht aufgehen, einzigartig, weil er leider der Einzige sein wird, der es sieht.
Was er nun nicht sieht, ist die richtige Strategie gegenüber dem Herrn Kommissar. Was soll er tun? Dem Pospischill von seinem Vymetal-geführten Stadionbesuch erzählen, samt akustischer, aromatischer Beobachtungen, oder einfach nur Zweifel anmelden, denn immerhin weiß er ja weder wer da in der Garderobe war noch wozu und in welchem Kästchen.
Er entscheidet sich anfangs für Variante zwei.
„Und das kommt dir nicht komisch vor? So blöd kann man ja gar nicht sein. Das sieht mir eher so aus, als hätte das dem Kreuzberger wer untergejubelt!“
„Metzger, da darfst du nicht von deinem Intellekt ausgehen. Das schaut alles absolut eindeutig aus. Jetzt müssen wir nur noch den Kreuzberger finden und gleichzeitig herausbekommen, wo er das Gift herhatte.“
„Und welches Gift?“
„Irgendeinen lateinischen Name hat der Gerichtsmediziner da aufgeschrieben. Latein war nie meine Stärke, das weißt du ja am besten. Gemerkt hab ich mir aber die Übersetzung: Blauer Eisenhut. Dieses Pflänzchen wurde schon im Mittelalter fleißig abgeerntet und war ein richtiger Renner, wenn es um Morde ging. Heute ist seine Verwendung diesbezüglich eher unüblich, vielmehr treibt es sich zwecks Zierde in diversen Gärten und als Heilpflanze in ausgewählten Apotheken herum. So eng liegen Nutzen und Schaden beisammen!“
„Na, ob dir dein Fund den Kreuzberger betreffend von Nutzen sein wird, wage ich, wie gesagt, zu bezweifeln!“
„Jetzt sei nicht so ein Grantscherben und Schwarzmaler. Freu dich doch. Und glaub mir, erstens muss man nicht immer das Rad neu erfinden, und zweitens ist da mit einem Schlag ein Riesenbrocken weg, auch ganz im Sinne deiner Danjela. Denn ab nun können wir uns mit ganzer Inbrunst den Ultras widmen. In vielerlei Hinsicht. Immerhin ist ja der Kreuzberger, bekanntlich der beste Kumpel dieser verwilderten Truppe, mit eigenem Wagen als privates Taxiservice vor dem Kommissariat aufgetaucht, zur Kurti-Blaha-Abholung. Stell dir vor, da ruft mich doch ein Vorgesetzter an, wer immer den auch informiert hat, und meint, ich solle nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen, mich auf die Ermittlungen konzentrieren und den Blaha gehen lassen. Schon seltsam, warum das so schnell geht, oder?
Ordentlich aufräumen werden wir in den Ultras-Reihen! Außerdem wird Oberst Reinfried Jung die hellste Freude haben, wenn das nächste Mal in Gegenwart eines festgenommenen Fußballextremisten sein Anruf bei mir im Büro genau dieselbe Wirksamkeit hat wie ein Türschlossenteiser im Handschuhfach eines verschlossenen Wagens!“
Der Metzger wundert sich ein wenig über die Sturheit des Kommissars, seinen Einwand betreffend, und beschließt nun doch, die Variante eins zum Einsatz zu bringen.
Und wie er dann mit seiner offenherzigen Garderobenschilderung fertig ist, wundert er sich noch mehr.
„Metzger, als Freund versteh ich dich ja, völlig logisch, dass du in Anbetracht der im Spital liegenden Danjela wieder Detektiv spielst. Als Polizist könnt ich dich allerdings an die Wand picken.
Was glaubst du passiert, wenn die Spurensuche da von dir irgendein Andenken findet, wie steh ich dann da?
Und was glaubst du, ist die Beobachtung eines aus nachvollziehbaren Gründen übermotivierten Einbrechers wert, der allein, ohne Zeugen, in der Dusche steht und irgendetwas gehört haben will, von sehen kann ja nicht die Rede sein? Abgesehen davon kann ich mir nicht vorstellen, dass du der durchaus hilfsbereiten Vymetal mit deiner Geschichte beruflich einen Strick drehen willst!
Ich glaub dir schon, was du da erzählst, Willibald, keine Sorge, werd mir über diesen Vorfall auch meine Gedanken machen,
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