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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Tabellenspitze?,
    Katastrophales Auswärtsspiel der Kicker Saurias
    Rassismus im Sport – So kickten die Kicker Kwabena Owuso ins Out
    Enge Verknüpfung der Kicker-Spieler zu den Ultras
    Kicker-Präsident im Tief: Nach den verheerenden beiden letzten Spielen verliert Johann König seine Frau bei einem tragischen Autounfall
    Ende einer Erfolgsgeschichte
    Ausführlich werden die internen rassistischen Querelen des Klubs breitgetreten, Theorien zum Owuso-Todesfall aufgestellt.
    Interviews von hohen Funktionären, also jenen Personen, die ehrenamtlich und offiziell dem Fußball dank ihrer Ahnungslosigkeit so lange die Luft auslassen, bis selbst die Spitzenvereine das Niveau der Regionalliga erreicht haben.
    Im letzten Bericht wird die Struktur der Ultras aufgeschlüsselt, werden die schwersten Vergehen der letzten Jahre aufgezählt, und die Presse hat keine Kosten und Mühen gescheut, um dieser Aufstellung nicht auch ein paar Fotos beisteuern zu können. Jetzt beginnt die Hetzjagd gegen jene, die selbst nichts anderes als Hetzjagd betreiben.
    Nicht, dass sie Mitleid hätte mit all jenen Ausländern, die bisher die Keule der Ultras zu spüren bekommen haben, allerdings dem Unterhaltungswert dieser Posse kann sie sich nicht entziehen: Der Bluthund wird von Bluthunden verfolgt. Das ist Kino vom Feinsten.
    Wie aufgescheuchte Hühner haben sich die Ultras in letzter Zeit zerstreut. Die Ultras, die bisher, warum auch immer, scheinbar unter dem sozialen Naturschutz dieses gottverlassenen Landes gestanden haben, die vor laufenden Kameras tun und lassen konnten, was sie wollten, werden nun öffentlich an den Pranger gestellt. Was für ein Vergnügen.
    Die Alte Mühle ist geschlossen, Georg Schneider verhaftet, und laut Zeitung wird Werner Blaha gesucht, er soll willkürlich eine ausländische Passantin beinah erschlagen haben. Das traut sie ihm zu, diesem Idioten, diesem ungesteuerten Exzentriker. Den werden sie bald haben. Damals, in der Schlägertruppe ihres Bruders, waren auch dieselben jähzornigen Amokläufer. Alle hatte er zur Räson gebracht mit seiner charismatischen Führerpersönlichkeit. Gewalt ohne Hirn ist sinnlos.
    Bei den Ultras fehlt der Ruhepol, Zeit, dass da also Ruhe einkehrt, beziehungsweise eingekehrt wird, denn solche Quertreiber und Luftverpester braucht er später nicht, hat er ihr erklärt. Die müssen weg. Alle.

    Jetzt muss sie nur mehr warten. Bald wird ein weiterer Podinsky an ihrer Wand hängen.
    Der Kreuzberger wird hoffentlich demnächst vor ihrer Tür stehen, bevor ihn die Polizei erwischt, das würde die Angelegenheit unnötig verkomplizieren, und dieser Metzger, der wird nach der eindeutigen Warnung wahrscheinlich keinen Gedanken mehr an sie verschwenden.

34
    In der Werkstatt verschwindet Edgar augenblicklich im Tabernakelschrankgerippe, der Metzger, immer noch gerührt von seiner vertrauten Nacht mit dem Tierchen, gleich hinterher. Gedanklich ganz von den Eigenschaftswörtern süß, herzig, entzückend dominiert, beugt er sich hinunter und macht eine Entdeckung, die dieses nächtliche Erlebnis als Einmaligkeit archivieren wird. Ein lautes Brüllen kommt ihm aus, so ein Brüllen hat der Gewölbekeller noch nie gehört, und endlich erfährt auch der Tabernakelschrank seine erste handwerkliche Zuwendung – Hundekot der unterschiedlichsten Konsistenzen zu entfernen kann ja durchaus als Handwerk bezeichnet werden.

    Und während der Willibald danach die Werkbank für die weiteren Tabernakelschrankgerippe-Arbeitsschritte freiräumt, landet etwas in seiner Hand.
    Etwas viel zu Großes eigentlich, als dass er es in der letzten Zeit übersehen hätte können.
    Etwas viel zu Fremdes im Umfeld eines Restaurators, als dass es trotz fehlender Erinnerung dennoch vom Metzger selbst hierher gebracht hätte werden können.
    Etwas viel zu Entsetzliches, als dass der Willibald nun auch noch einen weiteren Gedanken an das Thema Tabernakelschrank verschwenden könnte.

    Unverkennbar liegt da eine jener Namensbeschilderungen in Willibalds Händen, die für gewöhnlich am Fußende eines Krankenbettes aus einem Patienten XY einen realen Menschen machen und somit dessen Existenz unterstreichen. In diesem Fall wurde allerdings die Existenz eines realen Menschen in Frage gestellt.
    Willibald Adrian Metzger erschaudert.
    Auf dem Schild steht eine erschreckende Botschaft:
    Der Name Danjela Djurkovic ist durchgestrichen.

35
    Das Gewissen ist ein seltsamer Zeitgenosse. Für gewöhnlich bleibt es auf Schritthöhe, nicht

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