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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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schon mehrmals zuhause und in der Werkstatt angerufen! Wir haben nämlich endlich den Kreuzberger gefunden. Selbstmord mit Abschiedsbrief, der Fall wäre erledigt. Nur noch den Blaha müss ma finden.“
    „Da kann ich dir helfen!“
    „Wie?“, fragt der Pospischill verwundert.
    „Komm zur folgenden Adresse, aber ohne Blaulicht, und setz dich zu uns ins Auto.“
    Dann gibt der Metzger mit nüchterner Stimme Straßenname und eine Hausnummer bekannt und legt mit dem Hinweis „Und vergiss deine Dienstwaffe nicht!“ auf.
    Jetzt heißt es warten, und was bietet sich da mehr an, als die plötzlich aufgetauchte Intimität ein wenig zu nutzen, denkt sich der Willibald und legt los:
    „Sag, Zusanne, das frag ich mich seit unserer ersten motorisierten Begegnung, wie kommt man mit deinem doch schätze mal eher bescheidenen Einkommen zu so einem Gefährt?“
    Eine intimere Frage kann man offenbar wohl kaum stellen, so erregt wie die Vymetal reagiert:
    „Was ist das bitte für eine Frage! Typisch, kaum dass man als Frau in einem der männlichen Statussymbole hockt, glaubts ihr Primaten schon, einer von euch hätte es spendiert, oder die Frau hat sich weiß Gott wie dafür verrenkt. Ungeheuerlich! Wenn ich mir eine Küche zuleg in derselben Preislage, fragt mich keiner, außer nach einem Kaffee.
    Stell dir vor, lieber Willibald, ich hab gespart drauf. Ja, G-E-S-P-A-R-T! Gespart, weil das immer schon mein Wunsch war, so ein ordentliches Auto. Selbst erarbeitet hab ich mir das, hart erarbeitet!“
    Die folgende Pause ist bedrückend. Der Metzger schaut die Vymetal an und sagt wortlos mit seinem Blick so eindringlich „Entschuldigung“, wie man wortlos nur „Entschuldigung“ sagen kann. Nicht ohne Wirkung.
    Schmunzelnd meint die Vymetal:
    „Bei der nächsten derartigen Frage sind wir wieder per Sie, wir zwei, und du kannst aussteigen!“
    Die nächsten zehn Minuten vergehen dann wie im Flug, während sie noch einmal die weitere Vorgehensweise besprechen.
    Dann rollt bereits langsam ein Streifenwagen über die Pflastersteine und parkt sich ums Eck der Kuransky-Wohnung ein, weil natürlich hat der Metzger nicht die Hausnummer des Blaha-Verstecks angegeben, kann ja sein, dass der beim Fenster runterschaut.
    Dank mobiler Anweisung findet der Pospischill den Vymetal-Wagen und steigt mit der Begrüßung ein:
    „Ich hab ja gewusst, dass du keine Ruh geben wirst. Und wer ist das?“
    „Gott sei Dank, kann ich da nur sagen, Gott sei Dank! Das ist übrigens Zusanne Vymetal, Danjelas Freundin, und die liefert dir jetzt freundlicherweise den Werner Blaha auf dem Tablett.“
    Die Vymetal greift zum Telefon:
    „Ja hallo Walter, mein Schatz, bist du zuhause?“
    Im Wagen herrscht aufgeregte Stille, während Walter Kuransky den Fehler seines Lebens begeht, auf den Zusanne sofort erfreut reagiert.
    „Ja, du bist also zuhaus! Schön, dann komm ich vorbei. Bin grad mit der Arbeit im Stadion fertig!“
    Die hektische Stimme des Zeugwartes ist im ganzen Wagen zu hören, worauf die Vymetal meint:
    „Du hast nicht aufgeräumt! Das macht doch einer Putzfrau nichts! Und du hast nichts zum Essen zuhause! Zum Essen komm ich ja nicht, Walterlein. Bin schon unterwe-egs, bis gleich!“
    Lächelnd legt sie auf:
    „Jetzt, meine Herren, müssen wir nur mehr warten und genießen!“
    Es dauert keine drei Minuten und mit einem hochroten Schädel, als wäre ihm das vom Körper beseitigte Rot ins Gesicht geschossen, stürmt der große Blaha auf die Straße, wirft sich in den Sattel und begibt sich strampelnd wie ein hungriger Säugling auf seine kurze Reise über die heimtückischen Pflastersteine.
    „Nicht panisch werden und warten!“, entkommt es dem Metzger in Anbetracht eines aufgebrachten Eduard Pospischill, der gerade im Begriff ist, aus dem Wagen zu springen.
    „Glaubst, ich lass den jetzt laufen, den Verbrecher?“
    „Keine Sorge, der kommt nicht weit, und laufen wird er dann voraussichtlich auch nicht mehr!“, kommentiert der Metzger seine Bemerkung, die sich teilweise als nicht richtig erweisen wird.
    Dann durchdringt ein Scheppern die Nacht, Musik in Willibalds Ohren, und der Blaha legt einen Sturz hin, den er sein Lebtag nicht mehr vergessen wird.
    Kopfüber folgt er der plötzlichen Abwärtsbewegung seines, oder eigentlich Danjelas Vehikels, und während die radlose Gabel abrupt von den Pflastersteinen gestoppt wird, bohrt sich sein Brustkorb in das Trägerrohr der Lenkstange, die er nun solo in Händen hält. Lautlos, aber sichtlich

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