Der Metzger sieht rot
schicke er sich selbst zum Teufel.
Sofort informiert sie den Pospischill, der ihr umgehend aufträgt, den Tatort abzusperren, die Spurensicherung anzufordern und auf ihn zu warten.
Gerhard Kogler sitzt mittlerweile im Dienstwagen, niedergeschlagen und in völliger Gewissheit, endgültig die einmalige Chance verpasst zu haben, endlich nachhaltig beweisen zu können, dass er wirklich zur so angebeteten, abgebrühten Irene Moritz passe.
Völlig für Arsch und Friedrich, diese Niedergeschlagenheit, denn Irene Moritz, dieses Teufelsweib, braucht nämlich eines am allerwenigsten: einen Teufelskerl. Machos, die nur in den Dienst der Polizei treten, um endlich ohne Widerrede Machos sein zu dürfen – an jeder Straßenecke, in jeder Gesellschaft aus jedem oder eigentlich ohne jeden Grund. Nichts ist für sie schlimmer als männliche Kollegen, die eine Fahrzeugüberprüfung jedes Mal aufs Neue wie ein Initialisierungsritual betrachten, ganz nach dem Motto: Ich mach den Typen da unten am Steuer zur Schnecke, irgendwas geht immer, und sei es ein abgelaufenes Verbandspäckchen in der Erste-Hilfe-Box.
Irene Moritz findet nichts süßer als männliche Schweißperlen im Angesicht einer kleinen Aufregung, von einer Ohnmacht in Anbetracht einer großen ganz zu schweigen. Und Irene Moritz liebt Oberlippenbärte. Ja – auch das gibt es.
42
Gemeinheit beginnt, wie das Betrügen, im Kopf. Und während es das Betrügen hinter der Schädeldecke des Willibald gerade bis zur Idee der bevorstehenden freundschaftlichen Vertrautheit gebracht hat, treibt die Gemeinheit die Metzger-Phantasie zu Höchstleistungen. Mit einer gehörigen Wut im Bauch lässt es sich ja auch wirklich recht schön niederträchtig sein, vor allem mit reinem Gewissen.
„Ja, lass uns gemein sein! Hast du Werkzeug im Auto?“
Da staunt die Vymetal nicht schlecht, dass der Metzger so mir nichts dir nichts gleich zur Sache kommt, offenbar mit einer aus der Hand geschüttelten Idee.
Genauso wie der Metzger dann in Anbetracht der Antwort stutzig wird:
„Im Kofferraum ist ein kleiner Werkzeugkoffer. Was man halt so braucht, wenn man sich unter der Motorhaube ein wenig auskennt.“
Von wegen Autos und weibliche Ahnungslosigkeit.
Sie waren sich sofort einig, und wie dann die Sonne untergegangen und die Vymetal nach kurzem Nickerchen wieder erwacht ist, empfindet der Willibald endlich die Dunkelheit als dunkel genug und schreitet zur Tat.
Jetzt war er ja zu Schulzeiten alles andere als der Haudegen, der bei jedem Streich mit stolz geschwellter Brust die Täterfront anführte. Vielmehr war der Willibald Adrian zwar an der Front, aber ausschließlich auf Seiten der Opfer oder des Opfers, weil wenn an Schülern in seiner Klasse Schandtaten vollzogen wurden, dann ausschließlich an ihm, und dieses ausschließlich wird seiner Bedeutung voll und ganz gerecht.
Entsprechend angespannt und mit Schweiß durchtränkt, landet er unentdeckt beim Waffenrad und beweist, dass sich anstelle einer Mistgabel auch mit einer gewöhnlichen Gabel, nämlich einer Radgabel, durchaus sinnvoll an der Menschenrechtsfront etwas ausrichten lässt.
Vorsichtig lockert er die Sechskantschrauben, die das Vorderrad an der Gabel befestigen, lockert ein wenig die Lenkerbefestigung und fühlt sich wie ein Neunjähriger auf Rachefeldzug beim Nachbarsjungen. Und er fühlt sich gut, der Metzger, auch wenn ihm der Schweiß übers Gesicht rinnt, als wäre er 200 Meter durchgesprintet.
Zurück im Auto klopft ihm die Vymetal auf die Schulter und meint:
„Gut gemacht! Also, gehen wir’s an! Du beginnst.“ Und gibt dem Metzger ihr Mobiltelefon.
„Hier Pospischill!“
„Hier Metzger, gut dich zu erreichen!“
„Willibald, lange nichts gehört!“ Sofort legt der Kommissar mit der auch überaus notwendigen Entschuldigung los, obwohl in Anbetracht der Umstände eine Woche nichts von sich hören zu lassen im Grunde unentschuldbar ist. Das wird der Metzger, der zwar froh ist, von der Pospischill-Polizeiarroganz ein wenig verschont gewesen zu sein, auch nie wieder vergessen. Mit so einem „Wie geht’s“-Anruf, auch von seiner Frau Trixi Matuschek, wäre dem Kommissar trotz der Anspannung nämlich gewiss kein Stein aus der Krone gefallen. Ohne diesen Anruf hat der Pospischill jetzt in den Augen des Willibald Adrian die ganze Krone verloren.
Nach der „Viel zu tun“- und „So ein Stress“- und „Bitte, sei mir nicht böse“-Kundgebung setzt er fort:
„Ich hab dich übrigens heute Nachmittag
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