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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Trotz der gerade investierten gewaltigen körperlichen Anstrengung fehlt die entsprechende Fortbewegungsgeschwindigkeit, und obwohl dem Metzger der Schweiß in Bächen über seinen gemarterten viel zu voluminösen Leib rinnt, von der imaginären Zielmarke bei 200 Metern ist er weiter entfernt als von einem möglichen Herzversagen.
    Und wie dann der Blaha wieder seine Waffe in der Hand hält und hinter dem Vymetal-Auto in Stellung geht, ist vom Metzger immer noch ausreichend viel ausreichend groß zu sehen, um diesem bewegten Ziel trotz schwerer Blessuren und den entsprechend zittrigen Hände des Schützen einen garantierten Treffer verpassen zu können.

43
    Der Kreuzberger ist erledigt. Alle Aufträge sind ausgeführt.
    Die Podinsky-Gemälde werden nicht lange auf sich warten lassen, und vor allem nicht die Stange Geld.
    Wenn sie es schlau anlegt, könnte es der Ausstieg sein aus diesem Leben. Gespart hat sie genug, und genug hat sie auch, von allem. Von diesen Ekelpaketen, von dieser Verfügbarkeit und der Gefügigkeit und schließlich von dem ganzen Umfeld.
    Einmal hatte er schon angemerkt, sie hätte das Zeug zu mehr. Worauf warten? Auch wenn sie die nächste Zeit nur mehr die unangenehmen Beseitigungen durchführt, die in hohen Kreisen ja zur Tagesordnung zählen, es wäre eine Veränderung. Gerade eine Frau ist zu diesem Zweck für wohltuende und vor allem unerwartete Überraschungen gut. Die Blödheit der Männer steigert sich direkt proportional mit der Schönheit einer Frau, und die Männer fressen ihr aus der Hand, das weiß sie.
    Sie ist glücklich, fühlt sich würdig und zu etwas gut. Diesmal hat sie zum ersten Mal wirklich etwas bewirkt. Und in Kürze wird sich diese Wirkung zeigen.

44
    Willibald Adrian Metzger läuft um sein Leben, ohne es zu wissen, Eduard Pospischill stürmt willkürlich feuernd in Richtung der Blaha-Sturzstelle ohne Sichtkontakt auf sein Ziel, und Werner Blaha zielt erfüllt von einem Zorn, dagegen sind wilde Hammel fromme Lämmer, auf den Rücken des davonlaufenden Restaurators, ohne zu registrieren, dass er selbst wen im Rücken sitzen hat. Wüsste er nämlich, dass ihm da beim Zielen wer zuschaut, er würde sich nicht so Zeit lassen.

    Zusanne Vymetal hat das schon öfter gemacht, irrtümlich, im vermeintlichen Leerlaufglauben, gedankenverloren den Wagen zu starten ohne Betätigung der Kupplung, aber mit eingelegtem Gang. Mit einem Sprung vorwärts ist ihr Nobelschlitten dann jämmerlich abgesoffen, meist immer unter höhnischem Gelächter irgendeines männlichen Beobachters. Heute wird keiner lachen.
    Vorsichtig legt sie den Rückwärtsgang ein und startet das Auto. Es folgt ein schmerzhaft knirschender Motor mit einem ruckartigen Sprung rückwärts, samt diesem kläglichen, nicht enden wollenden Schrei. Werner Blaha findet zwischen zwei Stoßstangen heraus, dass die stechenden Schmerzen einer gebrochenen Rippe eine Kleinigkeit sind zu den stechenden Schmerzen sich dazugesellender, weiterer eben brechender Rippen. In seinem Brustkorb knackt es, als wäre der plötzlich in Bewegung geratene Wagen über eine Packung Chips gerollt, wodurch sich allerdings diesmal der Gedanke ans Davonlaufen, obwohl ja die Beine immer noch unverletzt geblieben sind, trotzdem nicht aufdrängt.
    „Blaha, genau so fühlt es sich an, wenn man nicht mehr aufstehen kann!“, meint eiskalt der inzwischen aufgetauchte Pospischill.
    „Das wird schon wieder, hoffentlich ganz im Gegensatz zu der Kroatenschlampe!“, zischt Werner Blaha mit einem verächtlichen schmerzverzerrten Grinsen zum Kommissar empor und kann sich glücklich schätzen, dass weder die Vymetal noch der Metzger dabeistehen.
    Ohne auszusteigen, um ihr Werk zu betrachten, parkt Zusanne Vymetal unter Anweisung des Kommissars, den immer noch dahockenden Blaha gelegentlich sanft touchierend, aus und gabelt den entfernt wartenden Willibald auf, der sich den näheren Anblick dieses Verbrechers ebenso erspart.
    „Fahren wir kurz zur Danjela!“
    „Gute Idee!“, erwidert die Vymetal und setzt fort, „jetzt ist ja offenbar alles gelöst. Der Kreuzberger hat also den Owuso auf dem Gewissen. Na, das war mir eh klar. Und dass er dann so feig ist und sich selbst beseitigt, ist das Letzte. Schad ist’s nicht um ihn.“
    „Schad ist es nur um die Danjela!“, meint der Metzger ausweichend, während ihm diese Kreuzberger-Selbstmordgeschichte dermaßen aufgelegt vorkommt, billiger geht es nicht. Damit löst sich alles in Wohlgefallen auf, geht es ihm

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