Der Milliardär und das Kindermädchen
mit seinem Bruder Jason beendet hatte, war er nicht einmal vom Schreibtisch aufgestanden. Ständig klingelte das Telefon in irgendeiner geschäftlichen Angelegenheit. Während Zane mit den Leuten sprach, blätterte er in einem Buch über den legendären Santa-Magdalena-Diamanten und suchte alte Zeitungsartikel heraus, die über seinen Urgroßvater Elwin und das Verschwinden des Edelsteins berichteten.
Eigentlich hatte Zane sich alles längst mehrfach angeschaut, aber wer weiß – vielleicht hatte er doch eine wichtige Information übersehen?
Schon wieder klingelte das Telefon. Diesmal erschien die Nummer seines jüngeren Bruders auf dem Display. Zane setzte sich das Headset auf und lief zur Küche. Er hatte Hunger.
„Hey, Travis“, begrüßte er seinen Bruder, während er den dunklen Flur entlangging. Er brauchte kein Licht, denn er kannte jeden Quadratzentimeter in- und auswendig. „Bist du gerade draußen auf der Weide?“
„Nein, ich bin schon wieder im Haus. Ich habe bis eben noch ein paar Zäune repariert. Jason hat mir erzählt, dass er inzwischen mit dir über die McCords gesprochen hat … und darüber, dass sie sich auf einmal für das Grundstück hier interessieren.“
„Das stimmt.“
„Dann hat er dir ja auch von seinem tollen Plan und der Sache mit Penny McCord berichtet. Mir ist übrigens nicht ganz wohl dabei. Aber falls sich die Sache dadurch aufklärt, könnte ich damit leben.“ Travis war im Grunde seines Herzens ein echter Cowboy und Einzelgänger. Dass die McCords auf dem von ihm gepachteten Grundstück herumschnüffelten, würde ihn nicht weiter stören, wenn er nicht befürchten müsste, seine Ranch dadurch zu verlieren.
„Jason und ich wollten dir auf jeden Fall vorher Bescheid sagen, bevor wir deswegen etwas unternehmen“, erwiderte Zane und öffnete den Kühlschrank – nichts, bis auf einen kleinen Rest Milch und einige Bierflaschen. Er holte sich eine Flasche und ging weiter zur Speisekammer.
„Ich finde es gut, wenn wir alle Bescheid wissen“, sagte Travis. Dann schwieg er eine Weile. Als er weitersprach, klang seine Stimme gleich viel ruhiger. Sobald es um die McCords ging, konnte auch er nicht gelassen bleiben. „Ich habe gehört, dass du eine neue Nanny eingestellt hast. Jason hatte übrigens den Eindruck, dass sie dir ziemlich gut gefällt.“
Beinahe wäre Zane die Bierflasche aus der Hand gefallen. Nicht nur deswegen, weil Travis ihn völlig überrumpelt hatte, sondern auch, weil ihn auf einmal ein heftiges Verlangen überkam, das er lange verdrängt hatte. Und dafür hatte er nur kurz an Melanie Grandy denken müssen …
Immerhin gelang es ihm, sich innerhalb weniger Sekunden wieder einigermaßen zu sammeln. „Meine Güte, Travis, ihr tratscht ja wie zwei alte Weiber beim Teekränzchen.“
Travis lachte leise. „Ich wollte dich nur mal ein bisschen aus der Reserve locken. Na ja, jedenfalls meinte Jason auch, dass Livie jetzt endlich wieder eine engagierte Nanny an ihrer Seite hat, und das kann sie gut gebrauchen. In dem großen Haus fühlt sie sich bestimmt einsam.“
Zane atmete tief durch. Diese Leier kannte er schon: Jason und Travis liebten ihre kleine Nichte sehr und gaben Zane immer wieder zu verstehen, dass er sich intensiver um sie kümmern solle. Das war sicher gut gemeint, allerdings hatten sie ja keine Ahnung, wie schwer die ganze Situation für ihn war. Keiner der beiden war mit Danielle verheiratet gewesen und hatte durchgemacht, was Zane nach ihrem Selbstmord durchgemacht hatte. Demnach konnten seine Brüder ihn auch nicht verstehen … ihn und seine Angst davor, dass ihm das Gleiche mit Livie passieren könnte.
„Zane“, begann Travis vorsichtig, „ich weiß, dass Danielles Todestag dir sehr bevorsteht, und ich will jetzt auch gar kein Fass aufmachen, aber … hast du dir schon mal ernsthafte Gedanken darüber gemacht, was du wegen Livie unternehmen willst?“
„Halt dich da bitte raus.“
Travis überging die Anweisung einfach – typisch Foley! „Glaubst du wirklich, dass es gut für Livie ist, wenn du Danielle ihr gegenüber völlig totschweigst?“, beharrte er. „Livie wird ja wohl kaum vergessen, dass sie mal eine Mutter gehabt hat. Ich glaube, du machst gerade alles nur noch schlimmer.“
Zane begann innerlich zu kochen. Aber insgeheim wusste er, was dahintersteckte: Er machte sich selbst schreckliche Vorwürfe. „Das muss ich mir von dir nicht bieten lassen“, schimpfte er.
„Hör mal, Zane …“
Aber Zane legte
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