DER MILLIONÄR AUS MIAMI
schmal genug geschnitten war, um ihre langen Beine und die Hüfte zu betonen. Auch ihr rosafarbener Kaschmirpullover wirkte eher zurückhaltend als aufreizend.
Ob sie sich wohl jemals einfach fallen ließ? Ob statt Misstrauen jemals Leidenschaft und Begehren in ihrem Blick lagen?
„Zeit, ins Bett zu gehen“, erklärte Nicole.
„Aber Mom!“, protestierte Joel. „Ich will noch ein bisschen Wii spielen! Er kann das viel besser als du!“
Rafe hustete, um sein Lachen zu überspielen, woraufhin Nicole ihm einen amüsierten Seitenblick zuwarf.
„Ich komme wieder, und dann spielen wir weiter“, versicherte Rafe seinem Sohn.
Joel musterte ihn ernst. „Versprochen?“
Mit einem Mal wurde Rafe unendlich schwer ums Herz. „Versprochen.“
„Okay“, erwiderte Joel und lief die Treppe hoch und in sein Zimmer, während Nicole Rafe zur Tür brachte.
„Danke, dass Sie so umsichtig waren.“
„Für heute war das sicher genug“, erwiderte Rafe und drehte sich zu ihr um. „Ich würde Sie morgen gern wiedersehen. Wir haben einiges zu besprechen.“
Zu seiner maßlosen Überraschung nickte sie einfach. „Da haben Sie recht. Vormittags habe ich ein paar Termine, aber ab halb eins habe ich Zeit.“
„Kennen Sie das ‚Peachtree Grill‘? Das Restaurant gehört meinem Bruder. Vielleicht könnten wir uns ja dort treffen.“
„In Ordnung.“
Ganz die sachliche Geschäftsfrau, dachte Rafe und beschloss, Nicole daran zu erinnern, dass er ein Mann war und sie eine Frau. Behutsam nahm er ihre Hand und strich ihr sanft mit dem Daumen übers Handgelenk. „Danke, dass Sie mir so entgegenkommen.“
Überrascht und befangen sah sie ihn an. „Ja, äh, gern“, erwiderte sie.
Er ließ ihre Hand los, ehe sie sie wegziehen konnte. Nicole strich über die Stelle, die er berührt hatte, als würde sie brennen, und Rafe triumphierte innerlich. Diese Frau war nicht halb so kühl und unnahbar, wie sie sich gab.
Nicole schlug das Herz bis zum Hals, als sie den Wagen vor dem „Peachtree Grill“ parkte und den Motor abstellte. Ehe sie ausstieg, musste sie tief durchatmen.
Sie musste zugeben, dass sich Rafe Medici ausgezeichnet mit Joel verstanden hatte. Aber das hatte kaum etwas zu sagen, schließlich waren es nur ein paar Stunden gewesen. Nachdem sie all ihren Mut zusammengenommen hatte, griff sie nach ihrer Handtasche und stieg aus dem Wagen.
An der Tür des Restaurants wartete eine Tischdame im schwarzen Minikleid.
„Ich bin mit Rafe Medici verabredet“, erklärte Nicole der jungen Frau, die ihr ein freundliches Lächeln zuwarf und sie zu eine ruhige Ecke des Restaurants führte.
„Na, da werden Sie aber den Neid einiger Frauen auf sich ziehen! Schauen Sie nur, wie die Kellnerinnen ihn umschwärmen.“
Und tatsächlich: Um den Tisch, an dem Rafe saß, hatten sich drei junge Frauen in weißen Hemden und kurzen schwarzen Röcken versammelt.
Die Tischdame räusperte sich vernehmlich. „Mr. Medicis Begleitung ist da.“ Die drei Kellnerinnen stoben auseinander, jedoch nicht, ohne Nicole missgünstig zu mustern. Nur eine von ihnen blieb neben dem Tisch stehen, um die Bestellung entgegenzunehmen.
„Guten Appetit“, sagte die Tischdame, dann ging sie Richtung Eingang.
Rafe erhob sich und drückte Nicole einen atemberaubenden Augenblick lang die Hand. „Schön, Sie zu sehen. Was möchten Sie trinken?“
„Kaffee wäre toll“, erwiderte sie. Als sie merkte, wie er sie ansah, schlug ihr Herz schneller. Sie zwang sich, seinem Blick auszuweichen, und setzte sich.
„Mit Milch?“, fragte die Kellnerin, die geblieben war.
„Nein danke, schwarz bitte.“ Nicole versuchte, sich zu sammeln, dann sah sie wieder zu Rafe auf. Warum musste er nur so schrecklich gut aussehen? Wenn Joel allzu sehr nach ihm kam, graute ihr jetzt schon vor seiner Pubertät und all den Mädchen, die er nach Hause bringen würde. Es waren nicht einfach nur Rafes dichtes, dunkles Haar, sein attraktives Gesicht und sein trainierter Körper, die die Frauen anzogen. Da war auch etwas in seinen Augen … eine Form von Aufmerksamkeit, die nur wenige Männer Frauen entgegenbrachten. Nicole wurde in diesem Moment klar, dass sie sich anstrengen musste, um seinem Charme nicht zu erliegen.
„Wie war Ihr Tag bisher?“, fragte er im Plauderton und trank einen Schluck Kaffee.
„Äußerst produktiv“, antwortete sie, überrascht darüber, dass er sich überhaupt so sehr für sie interessierte. „Ich habe drei Kunden besucht und ihnen allen
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