DER MILLIONÄR AUS MIAMI
sollte ich Ihnen helfen?“
„Weil Sie ein guter Mensch sind?“, fragte Nicole hoffnungsvoll.
Jerome Keno lachte und zeigte dabei seine schneeweißen Zähne. „Wenn meine Geschäftspartner das gehört hätten, würden sie jetzt Tränen lachen. Aber Sie scheinen wirklich gute Gründe zu haben. Also, schießen Sie los.“
„Während er hier gearbeitet hat, ist er mehrfach wegen Körperverletzung angezeigt worden“, begann Nicole.
Mr. Keno setzte sich gleichmütig und bot ihr ebenfalls einen Platz an. „Das gehört nun einmal zum Türsteherleben dazu. Aber meine Anwälte haben dafür gesorgt, dass alle Anklagen fallengelassen wurden.“
Nicole zuckte zusammen. „Bedeutet das, dass die Anklagen grundlos waren oder dass Sie besonders gute Anwälte haben?“
„Sowohl als auch“, erwiderte er. „Rafe hat nie Gewalt angewendet, außer es war wirklich unumgänglich.“
„Würden Sie ihn als aufbrausend bezeichnen? Hatte er Probleme mit seinem Temperament?“
„Alles andere als das. Ich habe ihn immer als ausgesprochen bedächtig empfunden.“
Nicole nickte langsam.
„Hören Sie, Rafe Medici ist kein gewalttätiger Typ“, fuhr der Clubbesitzer fort, als er ihren skeptischen Blick auffing. „Und er würde seine Kraft niemals gegen Schwächere einsetzen. Sind Sie jetzt zufrieden?“
Nun nickte Nicole schon zuversichtlicher, und Mr. Keno reichte ihr zum Abschied die Hand.
Nicole ergriff sie und sagte: „Danke für Ihre Hilfe, Mr. Keno.“
„Gern geschehen. Und falls Sie jemals Arbeit suchen, wissen Sie ja, wo Sie fragen können.“ Er zwinkerte ihr zum Abschied zu und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
Als Nicole den Club verließ, war ihr Misstrauen gegenüber Rafe zwar gemildert, aber noch immer nicht verschwunden. Langsam fragte sie sich, ob ihr Argwohn nicht eher mit ihr selbst zusammenhing.
Am nächsten Tag, es war Dienstag, kehrte Rafe früh von der Arbeit zurück, um Zeit für den nachmittäglichen Besuch der Sozialarbeiterin zu haben. Er fand Nicole und Joel im Wohnzimmer, wo sie ein Brettspiel mit einer fremden Frau Ende dreißig spielten.
Nicole sah zu ihm auf. „Hallo, Rafe! Joel und ich haben Mrs. Bell schon im Haus herumgeführt und sie dem Personal vorgestellt.“
„Ich danke dir“, erwiderte Rafe und reichte der Frau die Hand. „Und danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben herzukommen.“
„Schön, Sie kennenzulernen, Mr. Medici“, erwiderte Mrs. Bell.
„Können wir jetzt schwimmen gehen?“, fragte Joel aufgeregt und sprang auf.
„Klingt gut“, erwiderte Rafe.
„Cool!“ Joels Augen leuchteten. „Ich hol meine Badehose.“
Mrs. Bell lächelte. „Er scheint eine Wasserratte zu sein.“
„Allerdings“, erklärte Rafe stolz. „Natürlich haben wir eine Menge Sicherheitsvorkehrungen getroffen, damit er nicht auf die Idee kommt, allein schwimmen zu gehen.“
„Hervorragend“, erwiderte Mrs. Bell. „Nicole hatte mir auch schon davon erzählt.“
„Mom, komm, wir gehen Badesachen anziehen!“ Drängend zog Joel an Nicoles Hand.
„Wenn Sie uns für einen Moment entschuldigen würden? Sie können sich gern schon an den Pool setzen, wir sind dann gleich bei Ihnen“, sagte Rafe. „Die Haushälterin wird Ihnen etwas zu trinken bringen.“
Wenige Minuten später sprang Joel vom Beckenrand aus in Rafes Arme. Glucksend vor Vergnügen, klammerte er sich am Rücken seines Vaters fest, der mit ihm durch den Pool schwamm. Aus dem Augenwinkel sah Rafe, dass Nicole sich nicht umgezogen, sondern zu Mrs. Bell gesetzt hatte und sich nun angeregt mit ihr unterhielt.
Nach einer Weile zog er den protestierenden Joel aus dem Wasser, damit sie ein kleines Mittagsessen zu sich nehmen konnten.
Nach dem Snack rieb Joel sich die Augen. „Ich will wieder ins Wasser!“, rief er quengelnd.
„Ich glaube, dass du besser ein Mittagsschläfchen halten solltest“, erklärte Rafe fest.
„Ich will nicht! Ich will ins Wasser!“
„Der Pool ist morgen auch noch hier“, erwiderte Rafe und stand auf. „Auch Fische werden müde. Und ich werde jetzt einen kleinen Fisch in einer orangefarbenen Badehose fangen und ins Bett bringen!“
Joel sah ihn mit großen Augen an, dann quietschte er vergnügt und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon.
„Joel, nicht rennen!“ Rafe lief ihm nach, doch es war schon zu spät. Im nächsten Moment rutschte sein Sohn auf den nassen Steinen aus und schlug sich das Knie auf.
Sofort war Rafe bei ihm und hob ihn vorsichtig hoch.
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