Der Millionär und die Nanny
Zeitungen erscheinen.“
„Was? Du willst es ihm nicht vorher erzählen?“
Er lächelte kurz. „Glaub mir, wenn wir es nach meiner Methode machen, ist es amüsanter.“
Bevor Annalise noch etwas erwidern konnte, hielt Jack vor einer exklusiven Boutique für Brautmoden und schob seine zukünftige Frau und Marie hinein. Dem Inhaber legte er einen Blankoscheck hin mit der Bitte, für Annalise das schönste Brautkleid auszusuchen und für Marie ein Kleidchen, das dazu passte. Marie strahlte, und Annalise kochte vor Wut.
Zu Jacks Verblüffung tauchte Derek am nächsten Morgen mit Taye McClintock im Schlepptau vor seiner Tür auf.
„Was, zum Teufel …“, begrüßte Jack seine beiden besten Freunde und grinste.
„Was ist denn das für eine Begrüßung?“, feixte Taye. „Da fliegt man extra von Singapur …“
„Singapur? Ich dachte, du warst in Paris?“
„Das war im letzten Monat.“ Taye setzte eine betont harmlose Miene auf. „Aber ist doch auch egal, oder? Auf jeden Fall wollte ich bei deiner Hochzeit dabei sein.“
Jack warf Derek einen Blick zu. „Du hast es ihm erzählt?“
„Das mit der Hochzeit, ja.“
„Aber nichts über die Gründe“, warf Taye sofort ein. „Allerdings habe ich eine Vermutung. Es hat doch sicher mit Marie und deinen ewigen Auseinandersetzungen mit dem Jugendamt zu tun, oder? Und mit Geld?“
„Auch.“ Jack wusste selbst nicht, warum er zögerte, den Freunden reinen Wein einzuschenken. Irgendwie wollte er nicht, dass sie dachten, Annalise heirate ihn nur des Geldes wegen. Denn er wusste, dass das nicht der eigentliche Grund war. Ebenso wie für ihn war auch für sie Maries Wohlergehen das entscheidende Argument.
„So so, wer hätte das gedacht …?“ Derek musterte den Freund lächelnd.
„Hätte was gedacht?“
„Dass der große Jack Mason von einer kleinen Nanny auf die Knie gezwungen wird.“
„Hör auf, Derek, so ist es doch nicht.“
„Nein?“, mischte Taye sich jetzt ein. „Ich glaube schon, dass es genauso ist. Wahrscheinlich spielen Marie und ihr Wohl eine große Rolle bei dieser hastigen Entscheidung, aber ich bin ziemlich sicher, dass du durchaus etwas für diese Annalise übrig hast. Doch was mich mehr interessiert, warum, um Himmels willen, hat sie sich bereit erklärt, dich zu heiraten?“
Allmählich wurde Jack ärgerlich. „Was soll diese Fragerei? Wenn das so weitergeht, könnt ihr mir einen großen Gefallen tun und nicht zu meiner Hochzeit kommen.“
„Aha, so ist das. Du hast also was zu verbergen.“
„Das glaube ich auch“, gab Derek Taye recht. „Du schämst dich, zuzugeben, warum sie dich heiratet. Dabei liegt es doch auf der Hand. Wegen Geld, das ist doch klar.“
„Genau!“ Taye nickte.
Jetzt platzte Jack endgültig der Kragen. „Hört sofort auf! Ihr habt ja keine Ahnung!“
„Nein?“, säuselte Derek. „Wenn sie dich nicht wegen des Geldes heiratet, warum denn dann? Wegen Marie? Das kommt mir sehr unglaubwürdig vor. Welche Frau würde zwei Jahre ihres Lebens für ein Kind opfern, das sie kaum kennt?“
„Weil es sich für sie bezahlt macht“, kam Taye auf das alte Argument zurück. Das hörte sich sehr zynisch an, aber Jack wusste, dass der Freund in diesem Punkt schon einige böse Erfahrungen gemacht hatte.
Etwas hilflos zuckte er die Schultern. „Annalise hängt an Marie genauso wie ich. Sie will in den nächsten zwei Jahren auf dem Abendcollege ihren Master machen, und so passt das alles zeitlich sehr gut für sie. Tagsüber kann sie mit Marie zusammen sein und abends studieren.“
Die beiden Freunde sahen sich vielsagend an, und auch in Jacks Ohren klang die Argumentation nicht sehr überzeugend. Wahrscheinlich weil er selbst noch keine Antwort auf die Fragen hatte, die ihm immer wieder durch den Kopf gingen.
Was war wirklich die Ursache für Annalises Einverständnis? Tat sie es nur für Marie? Oder hatte sie noch andere Gründe, vielleicht sogar andere Pläne?
Die Hochzeit fand am Nachmittag in Jacks großem Garten statt. Die beiden Freunde standen an seiner Seite, als Annalise mit Marie an der Hand über den gepflegten Rasen auf ihn zukam. Ein Streichquartett spielte diskret im Hintergrund, und der von ihnen engagierte Fotograf bemühte sich, die Szene nicht zu stören. Als Annalise auf der Hälfte der Strecke stehen blieb, um Maries Hut zu richten, stockte Jack der Atem. Das Bild, das sich ihm bot, erfüllte ihn mit einem Glücksgefühl, das er möglichst schnell wieder zu unterdrücken
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