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Der Mitternachtsdieb: Roman

Der Mitternachtsdieb: Roman

Titel: Der Mitternachtsdieb: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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mich gebeten hat, ihr zu helfen! Also kommt sie auch wieder."
    Es war fünf Minuten vor Mitternacht. Kenji spürte nun doch, wie er unwillkürlich ebenfalls sehr aufgeregt wurde. Was, wenn dieser Geist wirklich kam? Er hatte Angst, aber das wollte er auf keinen Fall zugeben. „Mußt du die Tür offenlassen, damit sie hereinkann?" fragte er.
    „Aber nein. Sie schwebt einfach durch die Tür."
    Kenji lachte auf. „Ach komm, soll ich das vielleicht wirklich
glauben?"
„Du wirst es sehen."
    Und dann war genau Mitternacht. Sie saßen alle beide angespannt da und warteten, daß die Erscheinung durch die Tür käme. Aber nichts geschah. Es wurde fünf nach zwölf, dann Viertel nach zwölf, dann halb eins.
    „Sie kommt nicht", sagte Mitsue. Sie vermochte ihre eigene Enttäuschung nicht zu verbergen.
    „Was ich gesagt habe", erklärte Kenji überlegen. „Fast hättest du mich eine Minute lang dazu gebracht, daran zu glauben." „Kenji, wenn ich dir sage, wirklich ..."
    „Ja, ich gebe zu, du hast geglaubt, etwas zu sehen. Aber es war doch nur ein Traum, das kannst du mir glauben. Und jetzt gehe ich wieder zu Bett, wenn du nichts dagegen hast." Und er ging zurück in sein Zimmer.

    Am Montag in der Schule dachte Mitsue wieder über das Geistermädchen nach. Hatten ihr Vater und ihr Bruder doch recht, und sie hatte sich nur etwas eingebildet, und es gab wirklich keine Geister? Sie war sich nicht einmal sicher, was das genau war, ein Geist.
    In der Pause ging sie zu Mrs. Marcus. „Mrs. Marcus, was ist ein Geist?"
    Die Lehrerin war über diese Frage ziemlich überrascht. „Ja, also, ein Geist ist, glaubt man, der Geist von Toten, der ruhelos umherwandert, weil er auf Erden noch etwas zu erledigen hat. Wenn dies geschehen ist, kann er endgültig ins Jenseits wandern."
    „Aha, ich verstehe." Aber in Wirklichkeit verstand es Mitsue überhaupt nicht. Was sollte das junge Mädchen auf Erden noch zu erledigen haben?
    „Wieso fragst du mich das?" wollte Mrs. Marcus wissen. Aber Mitsue war es peinlich, der Lehrerin von ihrem seltsamen Erlebnis zu erzählen. „Ach, nur so", sagte sie deshalb. Und sie dachte bei sich: Ich möchte wissen, ob das Geistermädchen vielleicht heute nacht wiederkommt. Kenji soll sie auf jeden Fall. sehen.

    Kenji hatte Mitsues Geist schon wieder vergessen. Er hatte andere Dinge im Kopf. Mittags war im Schulhof ein Baseballspiel im Gange. Er stand dabei und sah zu, wie sich die zwei Mannschaften bildeten. Er wollte sehr gerne mitspielen, aber sich nicht aufdrängen und selbst etwas sagen. Schließlich sah der Kapitän der einen Mannschaft zu ihm her. „Spielst du Baseball?"
    „Ein wenig", sagte Kenji mit Bescheidenheit und verschwieg, daß er zu Hause Mannschaftskapitän gewesen war.
    „Na gut, wir geben dir eine Chance und probieren dich aus, in
meiner Mannschaft. Komm her."
„Danke", sagte Kenji glücklich.
    Sein Team war zuerst Schlagpartei. Der erste Spieler schied aus, der zweite ebenfalls, dann war die Reihe an Kenji. „Also, dann zeig mal, was du kannst", rief der Mannschaftskapitän.
    „Ich gebe mir Mühe", sagte Kenji und ging zur Platte. Er beobachtete, wie der Werfer, der Pitcher, einen „schnellen" Ball warf. Aber er, Kenji, hatte schon längst einen entscheidenden Trick für das Baseballspiel gelernt. Baseball spielte man mit dem Kopf, im Kopf. Und als er den Ball geflogen kommen sah, stellte er ihn sich deshalb in ganz langsamem Flug, wie in Zeitlupe vor, so daß er viel Zeit hatte, ihn richtig und genau zu schlagen. Als der Ball bei ihm war, schlug er exakt zu. Der Ball flog hoch in die Luft und über das ganze Feld hinweg. Den anderen blieb der Mund offenstehen.
    „Lauf!" schrie ihm der Mannschaftskapitän zu.
    Kenji lief zum ersten Base. Seine Mannschaft gewann das ganze Spiel.
    Als seine Mannschaft im nächsten Spielabschnitt Feld- und
Fangmannschaft war, kam der Kapitän zu ihm. „Kannst du
auch so gut werfen wie schlagen?"
„Ich will mein Bestes tun", sagte Kenji.
„Na gut, dann bist du jetzt der Pitcher."
    Kenji warf so raffiniert, daß die ersten drei Spieler der anderen Mannschaft ausschieden, ohne getroffen zu haben. Unnötig zu sagen, daß seine Mannschaftskameraden sehr beeindruckt waren. Nach dem Spiel kam der Kapitän zu ihm.
    „Ich heiße Clarence. Möchtest du Dauermitglied in der
Mannschaft werden?"
„O ja, sehr gerne", sagte Kenji.
„Gut, abgemacht."
Und sie schüttelten sich die Hand.
    Als Kenji und Mitsue von der Schule nach Hause kamen, hatte der

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