Der Mitternachtsdieb: Roman
soviel anderes zu sehen. Da müssen wir jetzt allmählich weiter."
Der Abstieg aus dem Kopf der Freiheitsstatue war leichter. Die Inselfähre brachte sie zurück nach Manhattan.
Mr. Yamada hatte einen Stadtführer gekauft und studierte ihn nun. „Wir sind hier gar nicht weit von Greenwich Village", sagte er.
„Was ist das, Greenwich Village?" fragte Mitsue.
„Das ist das Künstlerviertel von New York", sagte ihr Vater. „Da leben die Dichter und Maler."
„Gehen wir doch mal hin", meinte die Mutter.
Sie nahmen ein Taxi nach Greenwich Village und gingen dort herum. Es war sehr anregend. Es gab sehr originelle Läden und viele Kunstgalerien. Zum Essen gingen sie in ein Lokal, das sich Coffee Shop nannte. Dort sah Mr. Yamada wieder in seinem Stadtführer nach. „Auch die Wall Street", sagte er, „ist nicht weit von hier."
„Was ist das, Wall Street?" fragte Mitsue wieder. „Das ist", antwortete ihr diesmal ihr Bruder, „wo die amerikanische Börse ist. Alle großen Geschäfte in Amerika werden hier gemacht."
„Nicht alle", korrigierte der Vater. „Aber doch sehr viele, das
stimmt schon."
„Können wir das anschauen?" fragte Kenji.
„Na gut, gehen wir hin."
Doch die Wall Street war eine Enttäuschung. Sie sah aus wie jede andere Straße mit großen Geschäftshäusern und Banken. „Viel zu sehen ist da nicht", konstatierte Kenji. „Ja, aber heute ist auch Samstag. Wenn du an einem Wochentag herkommen würdest, könntest du bestimmt eine ganze Menge sehen." Vater Takesh Yamada sah auf die Uhr. „Wenn wir noch zum RockefeIler Center wollen, müssen wir jetzt weiter."
Sie nahmen wieder ein Taxi bis zum Rockefeller Center. Dieses war ein riesiger Platz mit aufregenden Läden und Restaurants, und diesmal waren die Kinder nicht enttäuscht. Zu ihrer Verwunderung gab es in der Mitte eine Eisbahn, die auch voller Eisläufer war.
„Können, wir auch eislaufen?" fragte Kenji sofort. „Ja, ich weiß nicht recht", meinte sein Vater stirnrunzelnd. „Ach, bitte", sagte Kenji.
„Laß sie doch", sagte die Mutter zum Vater. „Wir, können auf der Terrasse Tee trinken und ihnen zuschauen."
„Na, meinetwegen", sagte Mr. Yamada. „Dann zieht los, ihr beiden."
Die Kinder mieteten Schlittschuhe. Sie waren schon nach ein paar Minuten auf dem Eis bei den anderen Schlittschuhläufern und amüsierten sich großartig. Kenji war ein hervorragender Eisläufer, Mitsue allerdings noch ungeübt. Sie fiel immer wieder hin, und Kenji mußte sie ein ums andere Mal aufheben. Ihre Eltern saßen auf der Terrasse und sahen ihnen stolz zu. „Wir haben gute Kinder", sagte Mr. Yamada.
Als die Kinder genug hatten vom Eislaufen, spazierte die Familie durch das ganze RockefeIler Center und betrachtete die Geschäfte und ihre Auslagen; Dann traten sie in eine Halle ein, wo ein Schild zu den „NBC Broadcasting Studios" wies. „Hier werden die Fernsehprogramme produziert", sagte Kenji. „Können wir mal in eines der Studios gehen und zusehen?" „Ich will mich erkundigen", sagte sein Vater, „ob das möglich ist." Er ging zu einem der uniformierten Aufseher an einem Schalter. „Entschuldigung, Sir, sind hier Zuschauer in die Fernsehstudios zugelassen?"
Der Aufseher nickte. „Ja, ja. Gerade in ein paar Minuten geht wieder eine Fernsehshow an. Wenn Sie da hinein möchten?" Takesh Yamada blickte forschend auf seine Frau und die Kinder und sagte dann lächelnd: „O ja, ich denke schon." Sie bekamen kostenlose Eintrittskarten und saßen zehn Minuten danach in einem Theater mit zweihundert Sitzplätzen und einer großen Bühne vorne, die voller Kameras und Mikrophone stand. Der Zuschauerraum war voller Leute. Ein Mann kam auf die Bühne und sagte: „Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie zu unserem Fragespiel Wissen Sie die Antwort? In ein paar Minuten beginnt die LiveSendung. Alle von Ihnen hier haben die Chance, Mitspieler zu werden."
„Habt ihr das gehört?" sagte Kenji aufgeregt. „Wie macht man es, daß man Mitspieler wird?"
Als hätte der Ansager seine Gedanken erraten, sagte er: „Ich werfe jetzt Tischtennisbälle zu Ihnen ins Publikum, und wer einen davon fängt, kann ihn hier herauf auf die Bühne bringen und bekommt die Chance auf einen Gewinn von hundert Dollar."
„Wäre das nicht toll", sagte Kenji, „wenn ich ins Fernsehen käme?"
„Du kleiner Träumer", sagte Mutter Keiko und schüttelte tadelnd den Kopf.
„Jetzt geht es los!" rief der Ansager vorne und begann Tischtennisbälle ins
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