Der Mitternachtsdieb: Roman
Hausverwalter, John Feeney, gerade wieder in der Eingangshalle zu tun. Er drehte sich zu ihnen um, als sie hereinkamen. „Tag, Kenji und Mitsue. Wie geht es euch?" „Ganz gut, danke", sagte Kenji. „Und wie geht es in der Schule?"
„Gut", sagte Mitsue. „Wir gehen gern in die Schule."
„Wie ist es, habt ihr Appetit auf Doughnuts und ein Glas
Milch?"
Kenji lächelte. „Gerne, Sir."
„Dann kommt mit." John Feeney öffnete die Tür zu seiner Wohnung und ließ die Kinder eintreten. „Ich habe hier ganz frische, gute Doughnuts und auch Milch." Er war entschieden einer der freundlichsten Menschen, denen die Kinder bisher begegnet waren.
Er stellte ihnen die Doughnuts und die Milch auf seinen Eßtisch. „Bedient euch":, sagte er.
Die Doughnuts waren wundervoll, und die Milch war schön kalt.
„Wie gefällt es euch bei uns in Amerika?" fragte Mr. Feeney. Kenji antwortete mit vollem Mund: „Sehr gut, Sir. Alle sind sehr nett."
„Wir geben uns Mühe", sagte Mr. Feeney lächelnd. „Amerika ist ein noch ziemlich junges Land, wißt ihr. Euer Land hat eine viel, viel ältere Kultur als das unsere hier."
„Waren Sie schon einmal in Japan, Mr. Feeney?" fragte Mitsue.
„Nein. Das ist eines der wenigen Länder, wo ich noch nicht war. Aber ich hoffe, daß ich eines Tages noch hinkomme." „Dann müssen Sie uns aber auf jeden Fall besuchen", sagte Mitsue. „Nächstes Jahr sind wir ja wieder zu Hause." „Das tue ich bestimmt", sagte John Feeney. „Und wie kommt ihr oben in eurer Wohnung zurecht?"
„Oh, gut, Sir. Sie ist schön. Wir sind sehr zufrieden damit."
Feeney fragte: „Habt ihr vielleicht schon irgendwelche
Probleme gehabt?"
Kenji sah ihn verwirrt an. „Probleme?"
„Na ja, ihr wißt schon, Lärm oder so."
„Nein, Sir." Kenji wunderte und fragte sich, worauf der Hausverwalter wohl hinauswollte. Einen Augenblick lang dachte er daran, zu erwähnen, daß Mitsue glaubte, einen Geist gesehen zu haben, aber das ließ er dann doch lieber bleiben. Er hatte das Gefühl, daß das zu albern klingen würde. John Feeney würde sie nur auslachen.
„Nein, nein", sagte er also. „Es ist alles in Ordnung." „Na, dann ist es gut. Freut mich zu hören."
Wie Kenji schloß auch Mitsue schnell und leicht Freundschaften. So kam es, daß sie von mehreren Klassenkameradinnen zum Essen nach Hause eingeladen wurde. „Darf ich, Mutter?" fragte sie.
„Aber natürlich", sagten ihre Eltern. Sie freuten sich, daß Mitsue beliebt war und Anschluß fand. „Anschließend mußt du die Mädchen zu uns einladen", sagte Keiko. „Wir möchten sie ebenfalls gerne kennenlernen."
Mitsue hatte allerdings nicht die Absicht, Schulkameradinnen nach Hause einzuladen. Sie hatte Angst, daß gerade dann vielleicht das Geistermädchen erschien. Deshalb sagte sie nur: „Ja, ja, aber das hat Zeit."
Am Freitag sagte Mitsue zu ihrem Bruder, als sie nach Hause kamen: „Tust du mir einen Gefallen ?"
„Meinetwegen. Soll ich dir bei den Hausaufgaben helfen?" „Nein, das ist es nicht", sagte Mitsue. „Aber ich möchte, daß du heute nacht wieder in mein Zimmer kommst."
Er blieb stehen und starrte sie an. „Aber Mitsue, das habe ich doch nun schon getan. Und wir haben gesehen, daß es keinen Geist gibt."
„Nein, das haben wir eben nicht", beharrte Mitsue hartnäckig. „Denk daran, sie kam an einem Freitag. Heute ist wieder Freitag. lch glaube, sie könnte heute wiederkommen." „Wieso sollte sie ausgerechnet nur am Freitag kommen?" „Das weiß ich doch nicht, Kenji. Ich weiß nur und spüre es, sie kommt heute wieder. Was ist? Kommst du?"
Kenji seufzte. „Also gut. Aber das ist das letzte Mal." Mitsue lächelte zufrieden. „Danke."
Kenji wußte, daß das alles lächerlich war, aber er liebte seine Schwester und wollte sie nicht enttäuschen. Er war also bereit, ihr den Gefallen zu tun. Aber danach mußte dann endgültig Schluß sein mit diesen Phantastereien.
Nach dem Abendessen schrieben die Kinder Briefe an ihre alten Freunde in Tokio.
„Die Schule ist leicht", schrieb Kenji. „Und ich bin in der Baseballmannschaft. Sie haben hier ziemlich gute Spieler. Wir machen viele Ausflüge durch ganz New York. Es ist eine interessante Stadt. Tokio fehlt mir aber schon ..."
Mitsue schrieb an ihre Freundinnen: „Hier gibt es keine Schuluniformen. Die Mädchen tragen Jeans, und manche haben auch schon Lippenstift. Mutter sagt, ich kriege erst einen Lippenstift, wenn ich ein wenig älter bin. Ob sie mich jemals Jeans anziehen läßt,
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