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Der Mitternachtsdieb: Roman

Der Mitternachtsdieb: Roman

Titel: Der Mitternachtsdieb: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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erst erfährst, hinter was Mitsue und ich her sind.
    Sie hatten beide eine unruhige Nacht. Mitsue schlief nicht ein, weil sie hoffte, daß Susan Boardman erscheinen werde. Aber als sie bis Mitternacht nicht kam, schlief sie schließlich doch ein.
    Am nächsten Morgen blieb ihr Aufzug, als sie nach unten fuhren, im siebten Stock stehen, und Jerry Davis stieg zu. Kenji erstarrte. Er erinnerte sich an seinen Traum, in dem Jerry Davis ihn zu töten versucht hatte. Er drückte sich an die Wand, so weit entfernt von Davis, wie es nur ging.
    Jerry Davis sah ihn verwundert an. „Guten Morgen." „G--uten Morgen" stotterte Kenji.
    Jerry Davis musterte sie beide intensiv und fragte sich, was wohl los sei. Auch Mitsue wich buchstäblich vor ihm zurück. Es sah fast aus als hätten sie Angst vor ihm. Sie benahmen sich sehr seltsam. „Stimmt etwas nicht mit euch beiden?"
    „N-ein, nein", stotterte Kenji wieder. Aber mit dir wird bald was nicht stimmen, wenn wir erst alles der Polizei erzählt haben. Dann wanderst du ins Gefängnis.
    Sie kamen unten an. In seiner Wohnung lugte John Feeney aus dem Fenster, als Kenji und Mitsue das Haus verließen. Heute abend schnappe ich sie mir, dachte er.
    Kenji sagte zu Mitsue: „Wir müssen ganz vorsichtig sein. Mr. Davis darf nicht ahnen, daß wir wissen, er ist der Mörder. Sonst versucht er bestimmt, uns auch zu ermorden." „Keine Angst", sagte Mitsue. „Mr. Feeney paßt schon auf uns auf"

    In Mitsues Klasse waren an diesem Tag die Namen von Obst und Gemüse dran. Ihre Lehrerin hatte aus einem Lebensmittelladen ein Sortiment mitgebracht. Sie hielt eine Orange hoch. „Dies ist eine Orange." Dann hielt sie eine längliche, gelbe Frucht hoch. „Und was ist das, wer weiß es?" „Eine Banane", rief jemand.
    „Richtig." Nun nahm die Lehrerin einen runden, roten
Gegenstand. „Und das hier?"
„Ein Apfel."
    Und so ging sie fast ein Dutzend Obstsorten durch, Kirschen und Tangerinen, Nektarinen und Pflaumen. Dann wandte sie sich den Gemüsearten zu.
    Sie hielt eine lange, orangefarbene Art hoch. „Wer kennt dieses Gemüse?"
    „Das ist eine Karotte."
„Und das hier?"
„Grüner Salat."
    Alle Kinder nahmen an dem Spiel teil, nur Mitsue nicht. Sie brachte keine Konzentration auf. Sie mußte immerzu an das Geistermädchen denken.

    Auch Kenji hatte in seiner Klasse Mühe, aufmerksam zu sein. Auch er dachte ständig an den Geist. Am Freitag, dachte er. Am Freitag sagt sie uns, daß es Jerry Davis war. Dann geht John Feeney mit uns zur Polizei, und die bringt Jerry Davis schon dazu, daß er gesteht: Dann sind wir Helden. Ein Bild von Mitsue und mir wird in der Zeitung sein, und ins Fernsehen kommen wir auch. Nur diesmal nicht in einem dummen Ratespiel. Ich werde ein Star. Die Reporter werden mich alles mögliche fragen. Ob ich denn keine Angst hatte. Und dann lächle ich und sage: aber doch kein bißchen.

    John Feeney dachte in seiner Wohnung darüber nach, was er unternehmen würde. Ich muß sie töten, dachte er. Ich habe gar keine andere Wahl. Ich kann sie keinesfalls zur Polizei gehen lassen.
    Er dachte an diesen schrecklichen Tag vor einem halben Jahr, an dem er Susan Boardman ermordet hatte. Ich wollte sie ja gar nicht umbringen, dachte er. Es war ein Unglück. Aber die Polizei hätte mir doch nie geglaubt, in einer Million Jahre nicht. Er war davongekommen, und alles wäre in Ordnung gewesen. Wenn dieser Geist nicht wäre. Dieser verdammte Geist, dachte Feeney. Wenn sie nur Kenji und Mitsue nicht erschienen wäre. Also am Freitag, sagen sie, will sie ihnen den Namen nennen. Das Risiko kann ich nicht eingehen. Ich muß die beiden noch heute aus dem Weg räumen. Aber es muß so sein, daß niemand mich verdächtigen kann.
    Und dann wußte er auf einmal, wie er es machen wollte.

    Als Mitsue und Kenji am Nachmittag die Schule verließen und auf dem Heimweg waren, hielt Clarence Kenji an.
    „Du hast uns gefehlt gestern beim Spiel. Wir haben verloren."
„Das tut mir leid", sagte Kenji.
„Spielst du wenigstens heute mit?"
    Aber Kenji stand der Sinn wirklich nicht nach Baseball. „Nein, ich kann nicht."
    „Aha", sagte Clarence enttäuscht. „Na gut, dann bis morgen." „Ja, morgen vielleicht", sagte Kenji.

    John Feeney hatte seinen Plan gemacht. Er wußte, wie er die beiden Kinder umbringen konnte, ohne daß ein Verdacht auf ihn fiel. Er wartete schon in der Eingangshalle, als sie von der Schule kamen.. „Guten Tag, Mr. Feeney."
    „Tag, Kinder", sagte John Feeney. „Ich muß euch

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