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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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lachte bellend, während Bertuch sich in amüsiertem Lippenkräuseln erging. Schillers Augen dagegen wurden eng. „Wenn ich trotzdem fragen darf – welcher Art ist denn Ihr geplantes Werk? Wenn es solchen Aufruhr verursachen wird, kann es sich doch nur um einen hochbedeutenden Stoff handeln. Im Übrigen, ist es ein Schauspiel?“
    „Nein“, sagte Lewis. „Es ist Prosa und ...“
    „Auch Prosa kann bahnbrechendes Gedankengut enthalten.“ Schiller schien auf einmal sehr neugierig.
    Wieland meldete sich wieder zu Wort. „Mir schien, es sollte eher der Zerstreuung denn der Erziehung dienen.“ Er rieb sich die Nase. „Aber sollten Sie anderes damit vorhaben ...“
    Lewis seufzte. „Was soll ich sagen? Es ist noch gar nichts gediehen, was mir Klarheit geben könnte. Bedenken Sie, dass das, was Sie gelesen haben, allein durch Zufall in Ihre Hände gelangte und ...“
    Schiller tippte mit dem Zeigefinger in die Luft. „Aber worum handelt es sich denn nun ?“
    Lewis räusperte sich und bewegte die Hände in der Luft, als wisse er nicht genau, wo er ansetzen sollte. „Vielleicht kennen Sie den Roman Die Burg von Otranto , den mein Landsmann Walpole verfasst hat?“
    „Nein“, schnappte Schiller. „Aber was kümmern mich auch mittelalterliche Bauten?“
    „Na, na, Schiller!“, schalt Bode, der sich eines jovialen Untertones befleißigte, damit seine Kritik nicht allzu scharf klang. „Immer gemach!“
    Schillers Antlitz schien hagerer zu werden, als er Bode anfunkelte, aber zu Lewis sprach. „Was schreiben Sie nun, ohne Umschweife!“
    „Das ist ... schwierig“, setzte Lewis an, der sich sehr unbehaglich fühlte, weil ihn Schiller so bedrängte. „Wie gesagt, es ist eine Romanze im Stile Walpoles, die man mit den deutschen Schauergeschichten vergleichen könnte ...“
    „Ach je!“, rief Schiller. „Eine Spukgeschichte! Völlig indiskutabel.“
    Wieland schnalzte mit der Zunge. „Wenn ich mich recht entsinne, sitzt hier ein Mann, der erst vor kurzem eine gewisse Geisterseherei zu Papier gebracht hat.“
    „Richtig!“, pflichtete Bertuch bei, der bislang mit unstetem Blick zugehört hatte.
    Schiller machte eine wegwerfende Handbewegung. „Nicht doch! Es ist allgemein bekannt, dass ich damit gewisse Dinge ins rechte Licht rücken wollte und ...“ Dann erhellte sich seine Miene, und er fasste Lewis scharf ins Auge. „Haben Sie etwa auch vor, unter dem Mantel des Romans etwas darzustellen, gar aufzuklären?“
    Bode hob die schweren Brauen und schaute interessiert.
    „Ich ... aber nein ...“ Lewis stockte. „Keinesfalls. Ich will nur ein ergötzliches ... schreckliches ...“
    „Schreckliches findet sich in der wirklichen Welt genug!“ Schiller zeigte wieder seine zusammengebissenen Zähne. „Der Dichter kann eine scharfe Waffe dagegen führen, wenn er es versteht.“
    Lewis schüttelte den Kopf. „Nein, ich will unterhalten, nur unterhalten.“ Eine unangenehme Wärme stieg ihm im Kragen hoch, und das konnte nicht an den letzten Strahlen der Sonne liegen, die auf die Runde niederfielen.
    „Das“, sagte Schiller, „ist sehr bedauerlich.“ Er rümpfte die Nase. „Ein Dichter sollte sich zu Höherem berufen fühlen.“
    „Nun ist’s aber genug!“ Bode klopfte auf den Tisch. „Herr Lewis soll schreiben, wonach ihm der Sinn steht! Meinen Segen hat er! Er wird schreiben, und er wird übersetzen, so wie wir es auch tun, und er wird auch selbst übersetzt und wie wir Teil der großen Literatur werden.“ Er zwinkerte Lewis aufmunternd zu.
    Schiller begann plötzlich leise, fast wie für sich selbst, das Thema fortzutreiben: „Gespenster und Schauer! Nachher wird eines fernen Tages irgendein leichtfertiger Kopf behaupten, ich hätte mit dem Lewis’schen Machwerk etwas zu schaffen, gar fälschlich behaupten, ich wolle die Geschichte in deutsche Sprache übertragen!“ Dann murrte er wieder lauter: „Zu schade, dass Herder heute nicht hier sein kann, er würde mir zustimmen.“
    „Allerdings“, lachte Bode. „Gut, dass er nicht da ist, der alte Prediger ...“
    „Ach, Herr Lewis“, warf Wieland ein, „ich soll Ihnen recht nette Grüße vom jungen Herrn Herder ausrichten.“
    Lewis lächelte. „Herzlichen Dank.“ Er griff nach seinem Glas und trank einen Schluck.
    „Ach, der junge Herder“, meinte Bode. „Der nimmt doch im Herbst sein Studium in Jena auf. Da könnte man ihn beglückwünschen, einmal fort vom Vater zu sein, und da gerät er in die Fänge Schillers ...“
    Schillers

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