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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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„Setzen wir uns doch und trinken etwas guten Rheinwein!“
    Für ein Weilchen saßen die Herren da, tranken Wein und atmeten die milde Sommerluft. Schiller hatte die vor ihm stehenden Äpfel mit einem geflüsterten „Zu frisch!“ von sich geschoben und stattdessen getrunken.
    Schließlich brach Bode das Schweigen. „Jetzt muss es aber gut sein!“, rief er aus. „Dies ist doch kein Trappistenorden!“
    „Nein, wahrhaftig nicht“, grunzte Wieland und sah schelmisch in die Runde. „Da sind ganz andere Orden vertreten ...“
    Bode ignorierte diese Äußerung und wandte sich an Lewis. „Ich bin angenehm überrascht von Ihrer Sprachfertigkeit. Dass Sie auch die Feder führen, habe ich ebenso gehört. Sagen Sie, lieber Lewis, haben Sie einmal daran gedacht, dies alles in die Dienste von etwas Höherem zu stellen?“
    Lewis setzte sein Glas ab. „Woran denken Sie, Herr Bode?“
    „Mir schwebt eine globale Literatur vor, in der jeder Nation das Beste und Wichtigste der anderen Nationen zugängig gemacht wird. Ich bin sicher, dass Dichtung verbinden kann und das gegenseitige Verständnis fördert, also nicht allein zum Belehren und Erfreuen nützlich ist.“
    „Wie gedenken Sie, diese Weltliteratur zu erschaffen?“, fragte Lewis und griff wieder nach seinem Glas.
    „Indem fleißig von einer Sprache in die andere übertragen wird. Ich selbst habe mich unter anderem des Dorfpredigers von Wakefield angenommen.“
    „Wakefield? Ah, sie sprechen von Goldsmiths Vicar ! Ja, der ist mir bekannt. Aber keineswegs humorig, obgleich Sie doch erwähnten, Sie seien eher jener Spielart zugewandt?“
    „Unzweifelhaft! Zu denen zählt vielmehr die Geschichte von Thomas Jones , die Henry Fielding so vorzüglich beschrieben hat!“
    Lewis lachte. „Oh ja, ein famoses Garn! Aber sagen Sie, kennen Sie auch Laurence Sterne? Die Leben ...“
    „... und Meinungen des Tristram Schandi. Aber ja! Alle neun Bände, schon vor bald zwanzig Jahren! Ein vorzüglicher, amüsanter Lesestoff!“ Bode nickte und brachte sein dickes Kinn in heftige Bewegung. „Sehen Sie, Herr Lewis, so sollte es sein! Leser unterschiedlichster Länder sollten sich über die Werke ihrer Zungen und Federn unterhalten und austauschen können. Das liegt mir am Herzen.“
    Schiller brummte: „Da gibt es noch einiges andere, was mir am Herzen läge, und in Bodes Herzen ist auch noch genug Raum für ...“
    Ehe Lewis auf Schillers Anmerkung eingehen konnte, redeten auch schon Wieland und Bertuch auf diesen ein. „Schiller, sag, wie geht denn die Arbeit an der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges voran?“, beeilte sich Wieland zu fragen, und Bertuch fragte: „Und was gibt es Neues von den Jungfern Schramm? Sind sie immer noch so gestrenge Mietherrinnen? Ich sag ja, da fehlt eine Männerhand, bei den beiden ...“
    Bode tat so, als habe er nichts bemerkt, und sprach weiter mit Lewis. „So glaube ich, dass Sie der rechte Mann sein könnten, mir bei diesem Unterfangen dienlich zu sein.“
    Lewis wandte sich wieder Bode zu und versuchte, diesen zweiten Ausfall Schillers zu ignorieren. „In der Tat habe ich selbst über solche Dinge nachgesonnen. Meinen Landsleuten die großen deutschen Dichter noch näherzubringen.“ Er beugte sich ein wenig vor und achtete darauf, dass Wieland ihn nicht hörte. „Ich habe sogar mit einer Übersetzung von Herrn Wielands Oberon begonnen, die ich ihm selbst zueignen will. Sollte jene überdies noch zu dessen ohnehin schon vorhandenen Ruhm in England beitragen, dann ...“
    „Na prächtig!“, donnerte Bode, dass die anderen drei Männer hinübersahen. „Immer weiter so! Ich kann Sie in meiner Eigenschaft als Verleger nur unterstützen, und sollten Sie auch eigene Werke ...“
    Lewis hob beschwichtigend die Hand und wollte diese Geste auch noch deutlicher in Richtung Wielands vollführen, als dieser schon temperamentvoll nickte.
    „Herr Lewis hat schon eigenes vorzuweisen.“
    Lewis presste die Lippen aufeinander. „Bitte nicht“, dachte er und sah mit Grausen, wie Bode und Bertuch, sogar Schiller neugierig die Hälse reckten.
    „Aber“, sprach Wieland weiter, „das soll hier noch nicht erörtert werden. Das Werk befindet sich noch im Entstehen, und wir wollen es nicht zerreden. Ich glaube aber, es wird einiges an Aufruhr erzeugen, wenn es erst einmal fertig ist.“
    Lewis atmete erleichtert aus. „Danke, dass Sie mich nicht den erfahrenen Poeten als leichte Beute vorwerfen.“
    Wieland nickte freundlich, und Bode

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