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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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gelegt, aber ein wenig Vorsicht schien mir dennoch angebracht.“
    „Worum geht es denn hier?“, fragte Lewis ungeduldig. „Wer ist dieser hässliche Mensch, dieser Löber?“
    „Magister Gottwerth Heinrich Löber. Ein unangenehmer Mensch“, entgegnete Hardenberg.
    Herder stieß einen verächtlichen Laut aus. „Allerdings! Anscheinend nutzt ein akademischer Titel hier nur wenig.“
    „Aber warum verfolgt er Sie“, fragte Lewis weiter, „mit solcher ... Vehemenz?“
    „Da Sie selbst bei dem kurzen Blick, den sie erhaschen mussten, erkannt haben, welche Besonderheit das Gesicht des Herrn Magisters – verunziert. Diese Narbe habe ich ihm beigebracht, in einem Duell.“
    „Die Wunde scheint tiefer zu gehen, als die Narbe erkennen lässt“, vermutete Herder.
    Hardenberg räusperte sich. „Zugegeben. Aber lassen Sie mich das hier und jetzt nicht ausweiten. In der Tat war die Sache recht gefährlich. Ich muss Ihnen gestehen, dass ich nicht allein aus Gründen der Wissbegier von Jena nach Leipzig wechselte.“
    „Oh“, machte Lewis. „Sie mussten ... sich davonmachen?“
    Hardenberg lachte auf. „Bestimmt nicht! Aber es war – sicherer, sagen wir es so, und wie ich die Dinge sehe, die danach geschahen, war es auf jeden Fall besser.“ Er sah Herder und Lewis kurz an. „Sie wissen um die Unruhen unter den Studenten, die mit ihrem Protest und Auszug im Juli ihren bisherigen Höhepunkt nahmen?“
    Beide nickten.
    „Nun, Löber ist der Autor einer aufrührerischen Rede, in der er sich gegen die Duelle ausspricht ...“
    „Ein Gedanke, der ihm nicht zugeflogen sein dürfte.“ Herder lachte leise.
    Hardenberg schnalzte mit der Zunge. „Vielleicht. Dennoch scheint es mir seltsam, dass Löber sich gegen Duelle und somit für die Anordnungen des Staates ausspricht. Immerhin: Er stachelt damit die anderen Studenten nur mehr an, indem er zeigt, dass sie noch nicht alle Kollegen auf ihrer Seite haben. Aber ich denke, er tut nur staatstreu, damit er nicht bei der Obrigkeit auffällt. Zwischen seinen Zeilen steht jedoch Anderes. Mir scheint es wichtiger, dass er sich in seiner Rede für die akademischen Orden und deren Nutzen für die Studentenschaft aussprach ...“
    Lewis horchte auf. Vielleicht bekam er hier ohne großes Zutun die Informationen, die er beschaffen sollte.
    Hardenberg sprach weiter: „Löber bezeichnete diese als Schule der Weisheit und sprach sich gegen das sinnlose Anhäufen akademischen Wissens durch den normalen Lehrbetrieb aus. In den Orden hingegen würden die Studenten die Natur und die menschlichen Rechte lernen, um schließlich die Revolution des menschlichen Geistes auszulösen, die zum Fall der Fürsten und Nationen führen soll.“
    „Ein Revolutionär“, entgegnete Herder. „Einer, der die französischen Ideale vertritt.“
    Hardenberg wurde ernst. „Schlimmer. Er ist Geheimbündler, ein Illuminat und überdies der Ordenssenior der Schwarzen Brüder. Ein überaus gefährlicher Orden, und er ist ein gefährlicher Mensch.“
    Lewis wusste nicht, ob er Angst oder Freude verspüren sollte. Wenn er dies Voigt überbrächte, würde er möglicherweise seiner ungeliebten Dienste ledig.
    „Dann verstehe ich nur zu gut“, sprach er zu Hardenberg, „dass Sie es für besser hielten, Leipzig zum Ort Ihrer weiteren Studien zu küren. Sicher werden Sie rasch dorthin zurückkehren wollen.“ Er drehte sich halb zu Herder. „So wie wir schnell nach Weimar zurückkehren sollten.“
    „Sicher“, gab Hardenberg nachdenklich zurück. „Ich hoffe nur, Löber hat Sie nicht allzu deutlich in Augenschein nehmen können und bringt Sie nicht mit mir in Verbindung.“
    „Es war schon recht dunkel, und wir waren weit entfernt“, entgegnete Herder mit fester Stimme. „Außerdem, wie sollte er unsere Namen erfahren?“
    Hardenberg biss die Zähne zusammen. „Ich habe bei meinem Treffen mit Herrn Professor Schiller erwähnt, welch nette Bekanntschaft ich geschlossen habe ...“
    Lewis verzog den Mund. Von Professor zu Magister war der Weg nicht weit, und dass geplaudert wurde, wusste er nur zu gut. Aber andererseits, warum sollte Schiller Löber gegenüber etwas von Hardenberg erwähnen, wo er doch sicher wusste, dass zwischen diesen Feindschaft herrschte?
    „Wenn schon“, entgegnete Lewis, „was tut es zur Sache? Der Sohn des großen Herder und ein unbedeutender Engländer! Was sollte dieser Löber schon gegen uns haben oder gegen uns unternehmen wollen?“
    Hardenberg rieb sich die Wangen.

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